Süleyman Deveci
Es ist nicht jedermanns Sache, seine Projekte zu verschieben, als ob er einen Pakt mit dem Sensenmann schließen und ewig leben könnte. Eine andere Version des dummen Muts. Menschen, die ihr Leben auf Hektik aufbauen, wissen sehr gut, dass sie ihre wichtigsten Projekte niemals verschieben dürfen. Was verschoben werden sollte, sollte sekundär sein, nicht primär. Das nennt man, die Arbeit von heute auf morgen zu verschieben. Wer weiß, was morgen passieren wird. Dies ist wohl die häufigste Wahl für die, die den Moment nicht genießen können oder nicht wissen, wie sie ihn genießen sollen: Das Leben zu verschieben. Und das alles mit ihm zusammen.
Die Zeit fließt wie Wasser, aber die Jahre bringen nicht jedes Mal etwas Neues. Sie nimmt auch so viel weg, schlägt, verschleißt, verbraucht. Die Macht der Starken wird schwächer, die Alten kommen dem Tod einen Schritt näher, die Jungen werden erwachsen, die Babys werden zu Kindern, die Kinder werden zu Jugendlichen. Die verschobenen Projekte haben einen direkten Einfluss auf das verschobene Leben, auf die wichtigen und unbedeutenden Details des verschobenen Lebens. Die morgige Tage werden zweifellos Hoffnung und Spannung wecken. Allerdings lassen sich aus der heutigen Arbeit, den Anstrengungen, der Leistung, der aufgewendeten Zeit und den getätigten Investitionen mehr oder weniger Anhaltspunkte dafür ableiten, wie sie sich gestalten und wie sie sich entwickeln wird.
Kein Schriftsteller sagt, dass er morgen mit seinem Roman beginnen wird, denn das, was er an diesem Tag in seinem Kopf zu erzählen erwartet oder was ihm in diesem Moment in den Sinn kommt, wird höchstwahrscheinlich am nächsten Tag verfliegen. Aus diesem Grund hat fast jeder ernsthafte Schriftsteller ein kleines Notizbuch bei sich. Heutzutage gibt es Aufnahmegeräte, Smartphones, die ebenfalls über diese Funktionen verfügen und angeblich weniger Platz benötigen. Aber wenn Sie Wörter schreiben, rufen sie andere Wörter hervor, aber Geräusche und Sprache tun dies weniger. Probieren Sie es aus und Sie werden es feststellen.
Es kann sich die Frage stellen, welche Projekte verschoben werden können oder ob überhaupt nichts verschoben werden sollte. Von den Projekten, die sich in unseren Köpfen zu formen beginnen, wird manchmal erwartet, zu reifen, ihre Mitte zu finden, eine Konsistenz zu erreichen, die beschrieben, d.h. geschrieben werden kann. Aber das hat nichts mit Prokrastination zu tun. Es ist etwas ganz anderes. Es ist wie eine Blume, die aufblüht, ein Schössling, der zu einem Baum wird. Hier geht es um die Krankheit, die Projekte, die heute bearbeitet, begonnen und vielleicht sogar abgeschlossen werden können, auf einen unbekannten Zeitpunkt zu verschieben. Wenn dies zur Gewohnheit geworden ist, zu einer schädlichen Verhaltensweise, ist es bereits zu spät.
Bei diesen zukünftigen oder unbekannten Zeitverzögerungen passt die Kalkulation zu Hause manchmal nicht zum Projekt. Manchmal können unangenehme Situationen entstehen, in denen das, was verschoben wurde, zu spät ist. Kein Deal mit dem Teufel oder dem Seelensammler. Man muss den Moment leben. Darüber hinaus muss man bei der Planung von Terminverschiebungen öfters als manchmal sehr vorsichtig sein. Es ist notwendig, gut zu kalkulieren, was in welchem Umfang priorisiert werden soll, und dies mit besonderer Wichtigkeit und Akribie zu gestalten. Aufschieben hat nichts mit Geduld, Besonnenheit oder Weisheit zu tun. Sie hat vielmehr mit Faulheit, Ausreden, mangelnder Bereitschaft, sich anzustrengen, und Selbstgefälligkeit zu tun.
Wenn jemand über aufgeschobene Projekte schwadroniert, pedantisch ist, versucht, ein Alleswisser zu sein, dann bedeutet das, dass man sich nur selbst ablenkt. Es täuscht, macht wütend, überrascht. Es kommt ein Moment, in dem man merkt, man ist in der Endstation angekommen. Es gibt kein Weiter, kein Fort, kein Jenseits der Route, kein Diesseits der Verzögerung. Selbst Kinder vermeiden irrationales Verhalten in dieser Richtung. Wir können von Kindern viel darüber lernen, wie man den Geschmack, die Begeisterung und die Freude des Augenblicks erlebt und die Gegenwart in ihren vielen Dimensionen lebt. Es gibt keine Unehrlichkeit, keinen Betrug, keine Täuschung. Es ist möglich, einfaches, schlichtes, reines und realistisches Verhalten zu beobachten. Sie wissen nicht, wie sie es verschieben können, und selbst wenn sie es könnten, würden sie es nicht befürworten. Das ist das, was richtig ist und was verteidigt werden muss.
Ein Mann kann nicht sein ganzes Leben lang versuchen, Schmuggelware aus einem Feuer zu retten. Man kann nicht allen etwas vormachen und sich selbst auch nicht. Hinauszögern bis zu einem bestimmten Ort, einer bestimmten Zeit. Und was dann? Wenn dieser Zeitpunkt gekommen ist, was ist, wenn es zu spät ist? Deshalb muss man die Dinge gut durchdenken. Alles ist an seinem Platz, das Leben ist zu kurz, um sich den entsprechenden Traum zu erfüllen. Wer kann auf den Tod vorbereitet sein?
Süleyman Deveci
20.04.2023
