In einem Berufsumfeld, das traditionell von Männern dominiert wird, hat sich Kathrin Reiter den Weg als Fischerin am Chiemsee gebahnt. In einem faszinierenden Interview erzählt sie von ihrer Leidenschaft für den Beruf, den sie seit ihrer Kindheit verfolgt, und von den besonderen Momenten, die Ihr als Fischerin am Herzen liegen. Sie spricht über Herausforderungen, mit denen sie konfrontiert ist, und gibt wertvolle Einblicke in die Bedeutung von Nachhaltigkeit in der Fischereiindustrie. Kathrin teilt auch ihre Gedanken und Empfehlungen für junge Mädchen, die daran interessiert sind, diesen Beruf zu ergreifen. Über eine außergewöhnliche Fischerin, die mit Leidenschaft, Engagement und einem tiefen Respekt für die Natur ihren Beruf ausübt.
Wie kam es dazu, dass Sie sich den Beruf der Fischerin ausgesucht haben? Das ist ja ein eher ein Beruf, welchen Männer ausüben.
KR: Ich bin als kleines Kind schon immer in den Ferien mit meinem Vater und meiner Oma auf den See gefahren. Es war für mich schon immer faszinierend, interessant und spannend, was so alles in den Netzen hängen bleibt und was man so auf dem See sieht (Vögel, Enten usw.). Deshalb stand für mich schnell fest, was ich mal werden und lernen will. Auch um die Tradition nicht aussterben zu lassen, da das Fischereirecht schon seit 7 Generationen in unserer Familie besteht.
Was bedeutet Ihnen Ihr Beruf als Fischerin? Gibt es besondere Momente als Fischerin, die Ihnen am Herzen liegen?
Mein Beruf bedeutet mir sehr viel, da ich es liebe in der Natur zu sein – das ist mein Ruhepol, auch wenn es Arbeit ist. Eigentlich ist jeder Moment am See besonders, weil jeder Tag anders ist. Man sieht nie das Gleiche. Egal, ob es Sonnenaufgänge oder der Blick auf die Berge sind. Es ist jedes Mal ein toller Moment und eine andere Stimmung.
Was sind die größten Herausforderungen als Fischerin am Chiemsee tätig zu sein?
In erster Linie sind es körperliche Herausforderungen, wie den Anker aus der Tiefe des Sees zu ziehen oder schwere Kisten zu tragen. Bei Wind und Wetter auf dem See zu sein, auch im Winter zur Laichzeit der Renken. Meine persönlich größte Herausforderung ist es allerdings täglich früh aufzustehen.
Was würden Sie jungen Mädchen mit auf den Weg geben, wenn diese auch den Beruf der Fischerin ausüben möchten?
Es sind immer noch mehr Männer als Frauen, die diesen Beruf ausüben, was ich sehr schade finde. Aber in dem Beruf muss jede Frau auch ihren Mann stehen. Wenn einem bewusst ist, dass man früh aufstehen muss, abends nicht ausgiebig feiern kann, körperliche Arbeit nicht scheut, wind- und wetterfest ist, viel Freude in und an der Natur hat und keine Scheu vor dem Töten der Fische hat, dann eröffnet sich die Möglichkeit, einen der schönsten Berufe überhaupt auszuüben.
Welche Bedeutung hat Nachhaltigkeit in Ihrem Beruf und hat sich bezüglich Ihrer Einstellung dazu etwas verändert?
Eine sehr große, da wir nur so viel raus fangen sollten für den täglichen Bedarf und nicht mehr. Die gesamte Fischerei am Chiemsee ist für Nachhaltigkeit, deshalb wird sich darum gekümmert, dass immer wieder Fische nachkommen. Das heißt, es wird im Winter nur so viel gefischt, dass Nachkommen (wie z.B. von der Renke) im Frühjahr wieder ins Wasser kommen. So bleibt es ein nachhaltiger Kreislauf.
Münchner Marketing Manufaktur GmbH / 23.05.2023
Foto: Münchner Marketing Manufaktur GmbH