Im Baji Koen Equestrian Park in Tokio hat heute die Dressur mit dem ersten Teil des Grand Prix begonnen. 28 von insgesamt 58 Startern aus insgesamt 29 Nationen haben ihren ersten Auftritt vor gewaltigen, aber leider leeren Tribünen absolviert. Das beste Ergebnis erzielte die Deutsche Meisterin Jessica von Bredow-Werndl (Aubenhausen) mit TSF Dalera: 84,379 Prozent.
„Dalera war gepackt von der Atmosphäre“, schilderte die Reiterin ihre Eindrücke nach dem Ritt, „und insgesamt voller Kraft, Energie und voll fokussiert. Wenn sie so „an“ ist, muss ich meinen Körper zu hundert Prozent unter Kontrolle haben, um sie nicht aus der Balance zu bringen. Das ist sehr wichtig! Da war eine kleine Sekunde in der Piaffe, da habe ich ein bisschen zu viel gemacht, aber glücklicherweise kam sie sofort zurück“, sagte sie zu ihrem Ritt. Bundestrainerin Monica Theodorescu war von der ersten Vorstellung ihrer Reiterinnen begeistert: „Ich habe zwar nicht alle Prozentpunkte einzeln im Kopf, aber für mich war das der beste Grand Prix bisher, den Jessi und Dalera gezeigt haben: schön geschlossen und schwungvoll, das Pferd während der ganzen Prüfung wundervoll im Genick und zufrieden kauend. Die Anlehnung war noch mal besser, die Versammlung insgesamt besser. Es war einfach ein Genuss mit ganz vielen Höhepunkten und, wie man so auf Neudeutsch sagt, sehr schön im Flow.“
Als reine Qualifikationsprüfung für die Kür und Teamwertung ist das Starterfeld im Grand Prix in sechs Blöcke unterteilt, deren Startreihenfolge auf der Weltrangliste basiert. Jeweils die besten zwei Paare aus jedem Block qualifizieren sich automatisch für den Start in der Grand Prix Kür, in der am 28. Juli die Einzelmedaillen vergeben werden.
Mit ihrem Ergebnis lieferte Jessica von Bredow-Werndl nicht nur ihre persönliche Bestleistung in einer internationalen Prüfung ab, sondern sicherte sich als beste Reiterin des dritten Blocks auch die Startberechtigung für die Kür. Mit ihr zusammen qualifizierte sich etwas überraschend die für die USA startende Sabine Schut-Kery, mit dem Hannoveraner Hengst Sanceo (v. San Remo). Mit 78,416 Prozent erzielte das Paar das zweitbeste Ergebnis in der dritten Startergruppe. Die 51-Jährige kommt eigentlich aus Deutschland, absolvierte Ende der 80er Jahre ihre Pferdewirtausbildung bei Jean Bemelmans in Krefeld und lebt seit 1998 in den USA.
Auch der Ausgang in Block zwei war so nicht unbedingt vorhersehbar. Hier qualifizierten sich der erste Starter, der Niederländer Edward Gal, und die letzte Starterin Catherine Dufour aus Dänemark. Gal legte mit dem erst neunjährigen Total US, einem Sohn des Hengstes Totilas, mit dem er 2010 Triple-Weltmeister in Lexington wurde, die Messlatte mit 78,634 Prozent bereits hoch. Doch Catherine Dufours Vorstellung mit dem westfälischen Dunkelfuchswallach Bohemian (v. Bordeaux) war der aus sieben Richtern bestehenden Jury Topnoten wert. Am Ende wurden es 81,056 Prozent.
Im ersten Block hatten zum Auftakt die beiden Favoritinnen die Startplätze für die Kür unter sich ausgemacht: Hier setzte sich die Britin Charlotte Fry, deren verstorbene Mutter Laura Fry ebenfalls Dressurreiterin war und an den Spielen 1992 teilnahm, mit dem Rapphengst Everdale vom niederländischen Gestüt van Olst mit 77,096 Prozent an die Spitze, gefolgt von der Schwedin Therese Nilshagen. Die Chefbereiterin des Dressurzentrums Lodbergen hat in Tokio den Oldenburger Hengst Dante Weltino OLD (v. Danone I) gesattelt, mit dem sie bereits zweimal EM-Teambronze gewinnen konnte und bei den Weltmeisterschaften in Tryon 2018 Vierte mit der Mannschaft wurde. In Tokio gab es für sie 75,140 Prozent im Grand Prix.
Zusätzlich zu den insgesamt zwölf Paaren, die sich direkt für die Kür empfehlen können, sind die nächsten sechs punktbesten Paare ebenfalls startberechtigt, so dass sich am Mittwoch insgesamt 18 Paare um die Einzelmedaillen bewerben.
Der Grand Prix ist aber nicht nur wichtig für die Vergabe der Kür-Startplätze. Hier entscheidet sich auch, welche Mannschaften am Dienstag, 27. Juli, im Grand Prix Special um die Medaillen kämpfen dürfen. Ein vorzeitiges Aus kam für die Mannschaft aus Österreich, da Victoria Max-Theurer ihr Pferd Abbeglen am Vormittag vor dem Start zurückziehen musste. Somit bewerben sich noch 14 Nationen um einen von acht Startplätzen in der Teamwertung.
Der Grand Prix wird am morgigen Sonntag mit dem vierten bis sechsten Starterblock fortgesetzt. Dann haben auch die beiden anderen deutschen Paare ihren ersten Auftritt im Stadion: Dorothee Schneider (Framersheim) mit Showtime FRH (13.06 Uhr deutsche Zeit) als letzte Starterin des fünften Blocks und Isabell Werth (Rheinberg) mit Bella Rose (14.51 Uhr deutsche Zeit) als allerletzte Starterin.
Informationen zum Zeitplan, Starter- und Ergebnislisten, TV-Zeiten und Links zu den Livestreams sind hier zu finden auf der FN-Hompage.
Deutsche Reiterliche Vereinigung e.V. (FN) / 24.07.2021