Die GEW spricht sich für schnelle und nachhaltige Hilfen zur Bekämpfung des Lehrkräftemangels aus, wie sie in dem kürzlich veröffentlichten „15-Punkte-Plan gegen den Lehrkräftemangel“ der Bildungsgewerkschaft vorgeschlagen werden. „Der eklatante Lehr- und Fachkräftemangel ist die Achillesferse des Schulsystems. Er bremst nicht nur nahezu jedes schulpolitische Reformvorhaben aus, sondern gefährdet mittlerweile die Bildungsanstrengungen in Deutschland insgesamt“, kommentierte GEW-Vorstandsmitglied Anja Bensinger-Stolze die Ergebnisse des heute veröffentlichten Deutschen Schulbarometers. „Die Bundesländer haben es schlichtweg verpasst, den Generationenwechsel in den Schulen zu planen und zu koordinieren“, begründete die GEW-Schulexpertin die Forderung nach einem bundesweiten konzertierten Vorgehen.
„Wenn zwei Drittel der Schulleitungen im fehlenden pädagogischen Personal die größte Herausforderung für ihre Schule sehen, dann heißt das: Warnstufe dunkelrot! Schulleitungen und Kollegien brauchen endlich wieder Rahmenbedingungen, um ihre Arbeit professionell tun zu können“, problematisierte Bensinger-Stolze die Ergebnisse der Befragung von Schulleitungen. Angesichts hoher Teilzeitquoten, Langzeiterkrankungen und Frühpensionierungen müsse auch der Gesundheitsschutz in den Fokus rücken. Es gelte, dem Teufelskreis aus Überlastung durch Lehrkräftemangel und Lehrkräftemangel durch Überlastung zu entkommen. Das werde jedoch nur gelingen, wenn die Politik bereit ist, insgesamt mehr Ressourcen ins System zu stecken“, sagte die GEW-Schulexpertin. Nicht zuletzt gehöre dazu auch, im Sinne der Aufwertung und Gleichbehandlung alle voll ausgebildeten Lehrkräfte nach A 13 (Beamtinnen und Beamte) und E 13 (Angestellte) zu bezahlen.
Darüber hinaus müssen die Kultusministerkonferenz (KMK) und die Länder umgehend eine Strategie entwickeln, kontinuierlich eine ausreichende Zahl Lehrkräfte auszubilden und einzustellen. „Die GEW schlägt in ihrem 15-Punkte-Programm dazu vor, die Zahl der Plätze für das Lehramtsstudium zu erhöhen und Studienbeschränkungen für das Lehramt abzuschaffen“, so Bensinger-Stolze. Dabei sollten die Länder auch den besonderen Bedarf bestimmter Fächerkombinationen berücksichtigen.
Zudem mahnt die GEW mit Blick auf die heute veröffentlichten Befunde zur massiven sozialen Spaltung unter den Schulen eine rasche und nachhaltige Unterstützung von Schulen mit besonderen sozialen Herausforderungen an. „Die sozialen Probleme, die viele Kinder ohnehin schon haben, werden in besonders belasteten Schulen geradezu verdoppelt. Ob bei der Versorgung mit ausgebildeten Lehrkräften, bei der digitalen Ausstattung, bei den Corona-Aufholprogrammen oder beim Zugang zu schulpsychologischer Unterstützung: Überall haben diese Schulen das Nachsehen. Dass Bildungsteilhabe so stark vom Geldbeutel der Eltern und den Kommunen abhängig ist, ist ein Skandal. Das darf sich ein reiches Land wie Deutschland nicht leisten“, betonte Bensinger-Stolze.
Die GEW bietet zu ihrem „15-Punkte gegen den Lehrkräftemangel“ der Politik Verhandlungen an.
Laut des aktuellen Schulbarometers der Robert-Bosch-Stiftung leiden Deutschlands Schulen unter einem massiven Fachkräftemangel, der alle anderen Probleme überlagert. 67 Prozent der befragten Schulleitungen sehen im fehlenden pädagogischen Personal die größte Herausforderung für ihre Schule. An sozial benachteiligten Standorten sagten dies sogar 80 Prozent.
Die 15 Punkte gegen den Lehrkräftemangel finden Sie auf der GEW-Website.
GEW / 18.01.2023
Grafik: gew.de