Das Bundesministerium des Innern und für Heimat hat heute den ersten bundesweiten Runden Tisch zu Geldautomatensprengungen ausgerichtet. Mit am Tisch saßen die Deutsche Kreditwirtschaft, der Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft, die Deutsche Bundesbank sowie das Bundeskriminalamt und weitere Vertreter der Bundespolizei und der Polizeien der Länder.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser: „Wer Geldautomaten sprengt, gefährdet Menschenleben. Der starke Anstieg der Fallzahlen von Geldautomatensprengungen und die häufige Nutzung hochgefährlicher Sprengstoffe durch die Täter kann unbeteiligte Dritte in Lebensgefahr bringen. Wir dürfen nicht zulassen, dass das Vorgehen der skrupellosen Tätergruppierungen Unschuldige das Leben kostet. Geldautomatensprengungen lassen sich dauerhaft nur durch die effektive und flächendeckende Umsetzung von Präventionsmaßnahmen verhindern. Unsere heutige Gemeinsame Erklärung enthält eine Vielzahl konkreter Schritte und Handlungsempfehlungen, um die Täter zu stoppen und konsequent zur Verantwortung zu ziehen.“
Henriette Peucker, Bundesverband deutscher Banken für die Deutsche Kreditwirtschaft: „Um die Sicherheit der Bargeldversorgung zu gewährleisten, ist die jetzt vereinbarte Zusammenarbeit zum Schutz vor Geldautomatensprengungen der richtige Weg. Wir können diese gefährlichen kriminellen Angriffe nur gemeinsam bekämpfen.“
Prof. Dr. Johannes Beermann, Mitglied des Vorstands der Deutschen Bundesbank: „Geldausgabeautomaten spielen eine große Rolle für die Versorgung der Bürgerinnen und Bürger mit Bargeld. Mit den jetzt vereinbarten Maßnahmen sorgen wir gemeinsam dafür, dass dies so bleibt.“
Stellvertretende GDV-Hauptgeschäftsführerin Anja Käfer-Rohrbach: „Unser gemeinsames Ziel ist es, den Tätern die Arbeit so zu erschweren, dass sich ein Angriff auf Geldautomaten nicht mehr lohnt. Dabei gilt es nicht nur Sachwerte, sondern vor allem auch Personenschäden zu verhindern. Hier sehen wir uns klar mit in der Verantwortung.“
Präsident des hessischen LKA, Andreas Röhrig: „Das Phänomen Sprengen von Geldautomaten kann nur gemeinsam wirkungsvoll bekämpft werden, weshalb ein kontinuierlicher Informationsaustausch aller Partner unerlässlich ist. Hessen nimmt seine Rolle und seine Verantwortung – gerade im Hinblick auf die Präventionsarbeit mit der Kreditwirtschaft und den Dachverbänden – sehr ernst. Mit der Gründung der Allianz Geldautomaten konnte Hessen in diesem Frühjahr mit gutem Beispiel vorangehen. Der Einsatz des Risikoanalyse-Prozesses ‚GLB-operativ‘ wird in der Praxis bereits erfolgreich angewendet.“
In der Gemeinsamen Erklärung werden besonders wirksame Präventionsmaßnahmen hervorgehoben, zu deren priorisierter Umsetzung die Deutsche Kreditwirtschaft sich bereit erklärt. Dazu zählt der Nachtverschluss von Selbstbedienungs-Foyers zwischen 23:00 bis 06:00 Uhr, die verstärte Videoüberwachung von Bankfilialen sowie der Einsatz von Einbruchmeldetechnik und Nebelsystemen, die Anwendung von Einfärbe- oder Klebesystemen an Banknoten, die Reduktion des Bargeldhöchstbestandes sowie eine vermehrte Sensibilität bei der Auswahl der Geldautomatenstandorte. Bereits in einem halben Jahr werden die Teilnehmenden die Umsetzung der Gemeinsamen Erklärung evaluieren.
Die Fallzahlen der Geldautomatensprengungen in Deutschland bleiben auf hohem Niveau. So gab es im Jahr 2021 392 Fälle. Dabei wurden Geldautomaten überwiegend mithilfe fester Explosivstoffe gesprengt (250 Fälle; im Jahr 2020: 111). Die Sprengungen unter Einsatz von Explosivstoffen sind damit um 125% im Vergleich zum Vorjahr 2020 gestiegen. Damit setzte sich der bereits 2020 registrierte signifikante Anstieg fort. Es steht zu befürchten, dass sich dieser Trend auch in 2022 fortsetzen wird.
Das Bundesministerium des Innern und für Heimat beobachtet die Entwicklung des Kriminalitätsphänomens Geldautomatensprengungen mit großer Besorgnis. Die Nutzung hochgefährlicher Sprengstoffe durch die Täter birgt erhebliche Gefahren für die körperliche Unversehrtheit und das Leben unbeteiligter Dritter. Durch gemeinsame Kraftanstrengung wird nun alles darangesetzt, Deutschland als Zielort für die überwiegend aus den Niederlanden einreisenden Tätergruppierungen so unattraktiv wie möglich zu gestalten.
Die Gemeinsame Erklärung finden Sie hier.
BMI / 08.11.2022