Viele Amphibienarten sind stark gefährdet. Sie brauchen lebendige Auen. Die neue Rote Liste der Amphibien und Reptilien bestärkt die Forderung nach einem Schutz ihrer Lebensräume. Mit seinem neuen Projekt „Auenentwicklung zwischen Elbe und Aland“ setzt das BUND-Auenzentrum Burg Lenzen seine jahrelangen Bemühungen um den Erhalt und die Förderung der wertvollen Auen im UNESCO-Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe fort. Es sichert damit dauerhaft regionale Populationen gefährdeter Amphibien wie Rotbauchunke, Moor- und Laubfrosch.
In Deutschland sind viele Amphibien auch von der erfolgreichen Renaturierung der Auen an großen Flüssen abhängig. Nur neun Prozent unserer Auen sind bundesweit in einem guten Zustand. Laut Roter Liste zählen insbesondere ursprüngliche Arten der Auen wie die Rotbauchunke zu den besonders gefährdeten Amphibienarten.
Bereits 2019 hatte der BUND in einem großen Naturschutzprojekt das Auenjuwel Hohe Garbe im Norden Sachsen-Anhalts wieder an das Hochwassergeschehen der Elbe angebunden. Das Nachfolgeprojekt zwischen Elbe und Aland widmet sich schwerpunktmäßig nun dem angrenzenden Garbe Polder. Das eingedeichte Gebiet zeichnet sich durch artenreiche Auenwiesen und zahlreiche Auengewässer aus. Doch seit einigen Jahren leidet es unter niedrigen Wasserständen. Auen sind auf das natürliche Kommen und Gehen vom Flusswasser angewiesen.
„Mit unserem neuen Projekt schaffen wir die Grundlagen dafür, dass sich künftig auch im Garbe-Polder die Bedingungen für auentypische Arten und Lebensräume deutlich verbessern können. Zudem wollen wir Flutrinnen in der Hohen Garbe noch weiter aufwerten und so den Wassereinstrom in das Gebiet bereits bei kleineren Hochwasserereignissen weiter optimieren. Dadurch wird zugleich die Vernetzung von Fluss und Aue gestärkt“, sagt Projektleiter Dieter Leupold.
Im Garbe Polder wurden als erster Schritt Daten zur biologischen Vielfalt erhoben. Leupold: „Die Kartierung ergab erfreuliche Ergebnisse: Die Auenwiesen im Garbe Polder sind überaus artenreich und großflächig in einem guten Zustand. Ihnen kommt eine hohe naturschutzfachliche Bedeutung zu. Trotzdem ist der Bestand an typischen Wiesenvögeln, wie dem Kiebitz, sehr gering. Doch bei den Amphibien, wie Rotbauchunke, Moor- und Laubfrosch, sieht es noch schlechter aus. Sie leiden unter den niedrigen Wasserständen der vergangenen Jahre und der zunehmenden Verlandung vieler Auengewässer im Garbe-Polder. Ihre Bestände sind massiv zusammengebrochen, nicht nur im Projektgebiet, sondern in der gesamten Elbaue.“
Auf der Grundlage dieser Bestandsaufnahme führt das BUND-Auenzentrum in einem zweiten Schritt die bereits bewährte Auenwerkstatt fort. In ihr können Anwohner*innen, Flächennutzer*innen und weitere Projektbeteiligte gemeinsam Vorschläge für den Erhalt und die Förderung dieses wertvollen Naturraums entwickeln, um so zur Artenvielfalt an der Elbe beizutragen. Eine Umsetzung ist in weiteren Folgeprojekten geplant. Leupold: „Die Renaturierung unserer Auen bleibt eine essentielle Zukunftsaufgabe für den Artenschutz und für das Fitmachen unserer Landschaft für die Folgen der Erderhitzung: Insbesondere für den Rückhalt von Wasser in den von Dürren und Hochwässern bedrohten Flusslandschaften. Die Projekte an der Elbe haben damit Beispielcharakter für viele andere Flüsse, die als blaues Band Deutschland durchziehen.“
BUND / 20.08.2021