Viele Frauen, die an einer chronischen Erkrankung leiden, machen sich Gedanken, was das für ihre Kinderplanung bedeutet. Schadet das jeweilige Medikament dem ungeborenen Kind? Kann man die Therapie über den Zeitraum der Schwangerschaft einfach pausieren? Und wie sieht es mit dem Stillen aus?
Eine weit verbreitete, chronische Krankheit ist Multiple Sklerose. Aus medizinischer Sicht gibt es keinen Grund, weshalb Frauen mit der chronisch entzündlichen Erkrankung des zentralen Nervensystems auf eine Schwangerschaft verzichten müssten. Da fast alle zugelassenen Medikamente auch in die Plazenta gelangen, sollten verlaufsmodifizierende MS-Therapien während einer Schwangerschaft jedoch pausiert werden. Für die meisten Medikamente ist dies nur mit langer Vorbereitungszeit möglich. Der Wirkstoff Ofatumumab hingegen, den sich Betroffene mit schubförmig verlaufender MS (RMS) als Fertigpen selbst verabreichen können, kann bei einem Kinderwunsch schneller abgesetzt werden. Studien haben zudem gezeigt, dass die Schubaktivität während einer Schwangerschaft generell abnimmt und auch Stillen das Risiko für neue Schübe senken kann.
Ähnliches lässt sich bei chronischer Migräne beobachten. 50 bis 80 Prozent der schwangeren Migränepatientinnen geben an, dass ihre Migräne ab dem ersten Drittel der Schwangerschaft weniger wird. Bei stillenden Frauen hält dies meist bis nach der Stillzeit an. Die genauen Gründe hierfür sind noch nicht gänzlich erforscht. Ein konstant hoher Östrogenspiegel und eine veränderte Konzentration von Serotonin und Endorphinen wirken aber vermutlich als natürliche Prophylaxe während einer Schwangerschaft. Aus Sicherheitsgründen wird die medikamentöse Migräne-Prophylaxe durch CGRP-Antikörper während der Schwangerschaft und Stillzeit jedoch pausiert, was problemlos möglich ist.
ABC HEALTHCARE GmbH & Co. KG / 28.04.2023