„Raus aus Istanbul!“

Prof. Dr. Celal Şengör sagte nach den Maraş-Erdbeben: „Wenn Sie heute im Zentrum von Istanbul leben, empfehle ich Ihnen, wegzuziehen. Ich wohne etwa 100 Kilometer außerhalb der Stadt.“

In einem Gespräch mit der Bild-Zeitung sagte Şengör: „Der Staat sollte dafür sorgen, dass neue Häuser erdbebensicher sind, auch wenn das teurer ist. Wenn Sie heute im Zentrum von Istanbul leben, rate ich Ihnen, wegzuziehen. Ich wohne etwa 100 Kilometer außerhalb der Stadt“, sagte er.

Mit Blick auf die Erdbebenpolitik des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan sagte Şengör: „Präsident Tayyip Erdoğan hat völlig versagt. Er hat fast alles falsch gemacht“, sagte er.

Şengör wies darauf hin, dass die Zahl der Opfer des Erdbebens von 1999 höher war: „Beim letzten großen Erdbeben in der Türkei im Jahr 1999 gab es offiziell 18 Tausend Tote, aber in Wirklichkeit waren es mehr als 30 Tausend. Was hat Erdoğan also unternommen, um das Land besser auf solche großen Erdbeben vorzubereiten? Fast nichts! Und das, obwohl er von 2003 bis 2014 Premierminister und seitdem Präsident war“, sagte er.

Şengör nannte als Fehler von Erdoğan „zu wenig Schutz vor Erdbeben“, „zu viel Korruption“ und „Verschlossenheit gegenüber Kritik“ und sagte: „Die Stärke des Erdbebens ist leider 7,8. Wir müssen mit einem ähnlichen Erdbeben in Istanbul rechnen. Die Wahrscheinlichkeit eines Erdbebens größer als 7 in den nächsten 30 Jahren liegt bei etwa 70 Prozent“.

Auf die Frage „Welche Folgen hätte ein solches Erdbeben für Istanbul?“ antwortete Şengör: „Schrecklich! Ich befürchte, dass es zwischen 50 000 und 100 000 Tote geben wird. Denn 60 Prozent der Gebäude in der Stadt wurden illegal gebaut, und 8.000 von ihnen werden bei einem Erdbeben wahrscheinlich völlig zerstört werden.“

Foto: Karar