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Zur Lage in Rojava nach dem Erdbeben

Erdbeben in Rojava

In der Autonomieregion Nordostsyrien herrschte bereits vor dem Erdbeben eine katastrophale humanitäre Lage. Der AANES-Außenvertreter Bedran Çiya Kurd fordert die Öffnung des Grenzübergangs Til Koçer für humanitäre Hilfslieferungen.

In Syrien sind von den Behörden mindestens 2662 Erdbebentote gemeldet worden, Hunderttausende Menschen wurden obdachlos. Berichten zufolge läuft die internationale Hilfe in den von der Assad-Regierung kontrollierten Gebieten langsam an, erste Hilfsflugzeuge sind in Aleppo und Damaskus gelandet. Ob Hilfsgüter auch in das dschihadistisch beherrschte Idlib und in die selbstverwalteten Gebiete der Autonomen Administration von Nord- und Ostsyrien (AANES) gelangen, ist weiterhin unklar. Durch den einzigen offenen Grenzübergang von der Türkei kommen keine Hilfslieferungen. Nach UN-Angaben sind die Straßen zerstört und Verbindungsrouten unterbrochen.

AANES fordert humanitäre Hilfe über den Irak

Der AANES-Außenvertreter Bedran Çiya Kurd fordert die Öffnung des Grenzübergangs Til Koçer (Al-Yarubiyah) für humanitäre Hilfslieferungen. Der von der irakischen Armee kontrollierte Grenzübergang Til Koçer ist 2018 auf Drängen Russlands mit Beschluss des UN-Sicherheitsrats geschlossen worden. Çiya Kurd sprach am Dienstag via Zoom mit dem US-Sondergesandten für Syrien, Nicholas Granger, über die Lage in der Autonomieregion nach dem Erdbeben.

Granger erklärte in dem Gespräch, dass die USA beabsichtigen, Hilfsgüter in die von dem Erdbeben in Syrien und der Türkei betroffenen Regionen zu schicken. Çiya Kurd wies darauf hin, dass die Autonomieregion bereits unter einer katastrophalen humanitären Lage leide, die durch das jüngste Erdbeben noch verschlimmert werde. Hilfe müsse ohne politische Unterscheidung allen Menschen in Syrien geleistet werde. „Es ist notwendig, Grenzübergänge zu öffnen, um Hilfsgüter einzulassen, wie zum Beispiel den Grenzübergang Til Koçer“, sagte der Ko-Vorsitzende der AANES-Abteilung für auswärtige Angelegenheiten.

Efrîn: Dschihadisten werden bei Rettungsarbeiten bevorzugt

Besonders schwer getroffen von dem Erdbeben ist auch der Bezirk Cindirês in der türkisch besetzten Region Efrîn. Wie die Nachrichtenagentur ANHA basierend auf Augenzeugenberichten mitteilt, sind „Rettungsteams des türkischen Staates“ im Einsatz. Diese würden sich jedoch nur um die verschütteten Angehörigen der nach der Besatzung vor fünf Jahren angesiedelten Dschihadisten kümmern, die ursprüngliche Bevölkerung werde vernachlässigt. Das gelte auch für die medizinische Versorgung von Verletzten in den Krankenstationen in der türkischen Besatzungszone. Zudem sei eine Hilfslieferung nach Cindirês von der Miliz Ahrar al-Sharqiye beschlagnahmt worden.

Menschen aus Aleppo werden in Şehba untergebracht

Auch die Millionenstadt Aleppo hat schwere Schäden erlitten. In den selbstverwalteten Stadtteilen Şêxmeqsûd und Eşrefiyê sind in Folge des Erdbebens am Montag sechs Menschen ums Leben gekommen, darunter mehrere Kleinkinder. Aus Angst vor Nachbeben sind Tausende Menschen in die Şehba-Region gekommen, in der seit 2018 bereits Hunderttausende Binnenflüchtlinge aus Efrîn leben. Nach Angaben von Bekir Elo, Ko-Vorsitzender des Kantons Efrîn, sind bis Mittwochmorgen 1200 Familien aus Şêxmeqsûd und Eşrefiyê in Şehba eingetroffen. Im Camp Serdem, einem der nach der Besatzung von Efrîn von der Selbstverwaltung errichteten Auffanglager, hat die AANES heute Hilfsgüter verteilt. Die humanitäre Lage in Şehba ist jedoch aufgrund eines vom Assad-Regime verhängten Embargos ohnehin seit Monaten äußerst prekär. Zudem wird die Region seit Jahren permanent von der Türkei und ihren dschihadistischen Proxy-Truppen angegriffen, so zuletzt am Montag nach dem Erdbeben.

Leichen aus der Türkei nach Nordostsyrien überführt

Bei dem Erdbeben am Montag sind auch Dutzende Menschen aus der Autonomieregion Nord- und Ostsyrien in der Türkei ums Leben gekommen. Nach Angaben der AANES wurden die Leichen von 27 Personen, die sich während des Erdbebens in Dîlok (tr. Antep) aufhielten, über einen Grenzübergang zwischen dem selbstverwalteten Minbic und dem türkisch besetzten Dscharablus nach Nordsyrien überführt. Wie der AANES-Gesundheitssprecher Ciwan Mistefa mitteilte, sind die Leichen ihren Angehörigen übergeben worden. Mistefa geht davon aus, dass es zu weiteren Überführungen aus der Türkei kommen wird.

ANF

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