Praktika spielen für junge Menschen eine wichtige Rolle beim Erwerb praktischer Erfahrungen und erleichtern ihnen den Start ins Berufsleben. Die EU-Kommission will den Europäischen Qualitätsrahmen für Praktika aus dem Jahr 2014 überprüfen und hatte dazu eine Befragung gestartet. Die Ergebnisse machen deutlich, dass der EU-Qualitätsrahmen für die Mitgliedstaaten ein zentraler Anhaltspunkt für hochwertige Praktika ist. Eine große Mehrheit der Befragten – darunter nationale Behörden, öffentliche Arbeitsverwaltungen, Wirtschaftsvertreter und junge Menschen – hält den Rahmen und seine 21 Grundsätze für weiterhin relevant. Die Anwendung der Qualitätsgrundsätze sowie deren Überwachung und Umsetzung könnten jedoch verbessert werden.
Nicolas Schmit, EU-Kommissar für Beschäftigung und soziale Rechte sagte: „Praktika können eine tolle Gelegenheit für junge Menschen sein, Berufserfahrung zu sammeln und in den Arbeitsmarkt einzusteigen. Gleichzeitig bieten sie Arbeitgebern die Möglichkeit, ihre zukünftigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in die Arbeit einzuführen. Die Praktika müssen qualitativ hochwertig sein, klare Ziele aufweisen und soziale Rechte garantieren. Die Bewertung des Qualitätsrahmens für Praktika liefert eine wertvolle Analyse sowie Feedback. Wir werden beides in die Vorbereitung der diesjährigen Initiative einfließen lassen.“
Konkret ging es bei der Bewertung des Qualitätsrahmens für Praktika von 2014 um die praktische Umsetzung, EU-weit qualitativ hochwertige Praktika sowie mögliche Verbesserungen. 85 Prozent der im Rahmen der Bewertung befragten Praktikanten geben an, dass Praktika jungen Menschen die Fähigkeiten und Kenntnisse vermitteln, die sie benötigen, um einen Arbeitsplatz zu finden.
Im Zuge dieser Bewertung wird die Kommission gemäß ihrem Arbeitsprogramm 2023 im Laufe des Jahres eine aktualisierte Fassung des Qualitätsrahmens vorlegen. Das ist besonders wichtig für das Europäische Jahr der Kompetenzen 2023, da es um die Förderung von Berufsbildung und Chancen für junge Menschen geht.
Aktualisierung des Qualitätsrahmens für bessere Praktika
Bei ihrer Bewertung stützte sich die Kommission auf eine umfassende Studie zur Umsetzung des Rahmens in den Mitgliedstaaten, die Ergebnisse verschiedener Konsultationen, auch der Sozialpartner, auf nationaler und EU-Ebene sowie auf die Auswertung einer Befragung von mehr als 1800 Praktikantinnen und Praktikanten.
Die Bewertung hat Folgendes ergeben:
- Der Qualitätsrahmen für Praktika war den Mitgliedstaaten bei der Änderung von Strategie und Rechtsvorschriften hilfreich, besonders denjenigen mit weniger ausgefeilten Praktikumsregelungen. Bei der Anwendung und Umsetzung besteht hingegen Verbesserungsbedarf.
- Seit 2014 scheinen mehr junge Menschen Praktika in anderen EU-Ländern zu absolvieren. Die höheren Lebenshaltungskosten im Ausland und fehlende einschlägige Informationen erwiesen sich jedoch als problematisch.
- Für viele Befragte sollten die Qualitätskriterien des Rahmens gestärkt werden, beispielsweise in Bezug auf gerechte Entlohnung, Zugang zu sozialem Schutz, bessere Anpassung an Entwicklungen des Arbeitsmarkts (z. B. Telearbeit) und einen stärkeren Fokus auf digitale Kompetenzen.
- Angeregt wird auch eine bessere Unterstützung der Praktikantinnen und Praktikanten während des Praktikums und danach, beispielsweise durch ein Mentoring-Programm.
- Gefordert wird ferner ein ausgeweiteter Geltungsbereich des Qualitätsrahmens für Praktika. So könnten z. B. Praktika, die im Rahmen der formalen allgemeinen und beruflichen Bildung absolviert werden, in einige der Grundsätze einbezogen werden. Dies wurde jedoch nicht von allen Befragten befürwortet.
- In jedem Fall werden vergleichbare Daten zur Häufigkeit, Qualität und Art von Praktika in den Mitgliedstaaten sowie zu deren Einfluss auf die Berufschancen junger Menschen benötigt.
Hintergrund
Die Empfehlung des Rates von 2014 zu einem Qualitätsrahmen für Praktika soll jungen Menschen mithilfe hochwertiger Praktika, bei denen sie ihre Kompetenzen weiterentwickeln und Berufserfahrung sammeln können, beim Übergang von Ausbildung und Arbeitslosigkeit in den Beruf helfen. Der Rahmen ergänzt Initiativen der Kommission, junge Menschen stärker in den Arbeitsmarkt zu integrieren, wie die verstärkte Jugendgarantie.
Im Einzelnen werden den Mitgliedstaaten 21 Qualitätsgrundsätze für Praktika empfohlen, um qualitativ hochwertige Lerninhalte und faire Arbeitsbedingungen anbieten zu können. Hierzu gehören schriftliche Praktikumsvereinbarungen, klare Lernziele sowie transparente Informationen zu Vergütung und Sozialschutz.
Die Bewertung dieser Empfehlung des Rates wurde bereits im Aktionsplan zur europäischen Säule sozialer Rechte angekündigt, insbesondere in Bezug auf die Arbeitsbedingungen. Diese Bewertung ebnet den Weg für eine Initiative der Kommission, die gemäß ihrem Arbeitsprogramm 2023 im Laufe des Jahres vorgelegt werden soll, um den Qualitätsrahmen für Praktika zu aktualisieren und Fragen wie gerechte Entlohnung und Zugang zu sozialem Schutz anzugehen.
Eine aktualisierte Empfehlung ist gerade im Europäischen Jahr der Kompetenzen 2023 wichtig, da es um neue Impulse für lebenslanges Lernen geht und somit darum, mehr Menschen, gerade auch junge Menschen, in den Arbeitsmarkt zu integrieren.
EU-Kommission / 10.01.2023
Foto: EU-Kommision