Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) setzt sich mit Blick auf die neuesten Zahlen zum Ausbildungsmarkt für eine Stärkung der beruflichen Schulen ein. „Die duale Berufsausbildung hat nicht nur ein Passungs-, sondern auch ein Imageproblem. Sie ist für viele Jugendliche nicht interessant“, sagte Ralf Becker, GEW-Vorstandsmitglied Berufliche Bildung und Weiterbildung, nach der Veröffentlichung der Zahlen zum Ausbildungsjahr 2022 des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) am Mittwoch.
Lediglich 47 Prozent der Bewerberinnen und Bewerber um einen Ausbildungsplatz, die bei der Bundesagentur für Arbeit (BA) gemeldet sind, hätten eine Stelle erhalten. Obwohl das duale System der Berufsausbildung weltweit hoch anerkannt sei, könnten über 68.500 Ausbildungsplätze nicht besetzt worden. Ursache sei, dass regional zu wenig Ausbildungsplätze angeboten würden. Zudem seien die jungen Menschen nicht mobil genug, weil es viel zu wenige Wohnheime für Auszubildende gebe, Azubi-Tickets zu teuer seien oder Zugverbindungen fehlten. „In vielen Berufen sind aber auch die Ausbildungsbedingungen so schlecht, dass viele Jugendliche sich gar nicht erst bewerben“, betonte Becker.
Hauptgrund für das schlechte Image sei die jahrzehntelange Vernachlässigung der Berufsbildenden Schulen durch Bund, Länder und Kommunen. „Die berufsbildenden Schulen müssen dringend in ihrer wichtigen Rolle als stabiler, verlässlicher und konjunkturunabhängiger Partner in der Berufsausbildung anerkannt und gestärkt werden“, unterstrich Becker. „Deshalb muss jetzt ein Pakt für die berufsbildenden Schulen schnell und umfassend umgesetzt werden! Ein auf Digitales beschränktes Ausstattungsprogramm reicht bei weitem nicht aus.“
Das Bundesinstitut für Berufsbildung zieht Ende des Jahres Bilanz zum Ausbildungsmarkt. Dabei werden die real abgeschlossenen Ausbildungsverträge gezählt. Die Zahlen, die die Bundesagentur für Arbeit (BA) im Oktober veröffentlicht, lässt nur Aussagen über die Bewerberinnen und Bewerber sowie Ausbildungsstellen zu, die bei der BA gemeldet sind – nicht aber über die wirklich besetzten Ausbildungsstellen.
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) / 14.12.2022
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