Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) appelliert an die deutsche Bundesregierung, kurdischen Flüchtlingen aus dem Iran zu helfen, die sich in Irakisch-Kurdistan befinden. Nach Angriffen der iranischen Revolutionsgarden brauchen sie dringend humanitäre Hilfe: „Durch Beschuss und Bombardierungen in den vergangenen Tagen sind hunderte Menschen obdachlos geworden, vor allem Frauen, Kinder und alte Männer. Sie suchen seit Jahren Schutz im benachbarten Irakisch-Kurdistan“, erklärt Dr. Kamal Sido, Nahostexperte der GfbV am heutigen Mittwoch in Göttingen. „Jetzt haben sie Angst, sich in den Unterkünften aufzuhalten, die noch nicht durch iranische Angriffe zerstört wurden.“
Die iranischen Revolutionsgarden bombardieren seit Wochen Häuser, Schulen und andere Einrichtungen in Irakisch-Kurdistan, die von Geflüchteten genutzt werden. Dutzende Menschen wurden getötet, darunter Frauen und Kinder. Nach eigenen Angaben hat der Iran über 73 ballistische Raketen und zahlreiche Kamikaze-Drohnen gegen „Terroristen“ eingesetzt. „Aus Angst vor weiteren Angriffe werden die Leichen der Getöteten nur nachts begraben. Weil jederzeit ein Angriff kommen kann, haben die Kinder Angst zur Schule zu gehen und Familien meiden ihre Häuser“, berichtet Sido. „Aus Angst vor iranischen Killerkommandos wollen sich Verwundete oft nicht in öffentlichen Krankenhäusern behandeln lassen.“ Sowohl der iranische als auch der türkische Geheimdienst seien in der Region sehr aktiv. Nicht selten würden Kurden von Unbekannten in ihren Wohnungen oder auf offener Straße ermordet.
Die Bundesregierung müsse ihr Möglichstes tun, um den Opfern des Mullah-Regimes beizustehen. „Der Irak hat seit Monaten keine funktionierende Regierung. Das Land ist nicht in der Lage, seine Grenzen zu schützen und humanitäre Unterstützung für Geflüchtete aus dem Nachbarland zu leisten“, erinnert Sido. „Die Bundesregierung sollte es daher nicht bei Lippenbekenntnissen belassen. Wenn sie das Vorgehen des Iran gegen Protestierende im eigenen Land und Geflüchtete im Irak wirklich verurteilt, muss sie auch den Opfern helfen.“ Die allermeisten der kurdischen Geflüchteten aus dem Iran hielten sich am Rande der Stadt Koya auf, an der Hauptstraße zwischen Arbil und Sulaimaniyya.
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) / 11.10.2022
Foto: ANF