Die Beach-Volleyball Weltmeisterschaft 2022 ist Geschichte. Für den Deutschen Volleyball-Verband ein Turnier mit Licht und Schatten. Svenja Müller und Cinja Tillmann gehören zu den besten vier Teams der Welt bei diesen Titelkämpfen. Mit der überragenden Leistung über neun Wettkampftage hinweg, haben sie sich mit der Bronze-Medaille belohnt.
Von fünf deutschen Teams bei der Beach-Volleyball WM sind zwei Teams in dieser Nach-Olympia-Saison in neuen Teamkonstellationen unterwegs, zwei Teams spielen seit einem Jahr zusammen.
„Es gibt einiges zu tun.“
Bei den Männern war Deutschland mit nur einem Team vertreten. Nils Ehlers/Clemens Wickler, in ihrem erst fünften gemeinsamen Turnier, belegen Platz 17 bei der WM, nach dem Aus in der ersten K.o.-Runde. Vor allem durch die Top-Fünf-Plätze auf der World Tour in den vorausgegangenen Wochen waren die Erwartungen höher gesetzt, ein angestrebtes Top 10-Platz konnte nicht erreicht werden. „Natürlich haben wir mit Platz 17 nicht geplant und sind entsprechend enttäuscht, dass es nur vollumfänglich gelungen ist, unverkrampft die eigenen Spiel-Elemente abzurufen. Aber es ist auch erst das fünfte Turnier der beiden und wir stecken mitten im Aufbau des Teams, die nun genau wissen, woran sie weiterarbeiten müssen und werden. Es gibt einiges zu tun“, so Sportdirektor Beach-Volleyball Niclas Hildebrand. „Ich freue auf die nächsten Turniere der beiden und bin mir sicher, dass wir an diesem Duo noch viel Freude haben werden und sie 2024 in der Weltspitze mitspielen können.“ Über das Fehlen weiterer deutscher Männer-Teams bei dieser WM sagt Niclas Hildebrand: „Selbstverständlich hat das Karriereende von Julius Thole eine große Lücke hinterlassen und wir arbeiten mit Hochdruck daran, auch ein zweites Team zu den olympischen Spielen zu schicken und die aktuelle Lücke perspektivisch zu schließen. Ein langer Entwicklungsprozess, aber auch eine Chance für unsere jungen Spieler.“
„Entwicklung weiter stärken“
Mit vier weiblichen Duos war Deutschland in Rom stark vertreten. „Mit der Maximalzahl von vier Frauen-Teams gestartet zu sein und zwei unter die Top Ten gebracht zu haben ist ein gutes Ergebnis“, so Hildebrand. „Cinja Tillmann und Svenja Müller ragen mit dem 3. Platz natürlich heraus. Auch Borger/Sude haben ein gutes Ergebnis erzielt, vielleicht wäre ohne die Corona-Vorgeschichte auch mehr drin gewesen. Ittlinger/Schneider und Laboureur/Schulz mussten sich schon in der 1. K.o.-Runde verabschieden, leider eine Runde früher als erwartet.“
Für das Stuttgarter Duo Karla Borger/Julia Sude, die im Achtelfinale mit 1:2 an Bukovec/Wilkerson (CAN) gescheitert waren, war das Top 5 Ergebnis in Reichweite, das die bisherige Leistung der beiden unterstrichen hätte. Auf eine hervorragende Gruppenphase konnte, auch aufgrund einer Corona-Erkrankung wenige Wochen zuvor, keine Top-Leistung in der K.o.-Runde folgen. Sandra Ittlinger/Isabel Schneider sowie Chantal Laboureur/Sarah Schulz waren im Sechzehntelfinale ausgeschieden. Ittlinger/Schneider, erst im sechsten gemeinsamen Turnier sind noch am Beginn ihrer gemeinsamen Karriere und erwischten wie Laboureur/Schulz ein schweres Los direkt in der 1.K.o.-Runde. Für Sarah Schulz war es die erste Weltmeisterschaft bei den Aktiven.
Cinja Tillmann und Svenja Müllers Leistung hatte sich schon Ende Mai mit dem Gewinn des Elite-16-Turniers in Ostrava (Tschechien) angedeutet. Das Perspektivteam für Paris 2024 und LA 2028 hat schon im zweiten gemeinsamen Jahr den Durchbruch geschafft. „Das Potential haben wir gesehen, aber dass es so schnell so gut funktioniert, überrascht uns alle positiv“, freut sich Niclas Hildebrand.
Kommunikation als Stärke
„Ich bin unheimlich stolz auf den Weg, den die beiden in den vergangenen Monaten gegangen sind“, zog Kirk Pitman, Cheftrainer des Duos sein WM-Fazit. „Ich bin nicht grundsätzlich überrascht darüber, wie stark Cinja und Svenja spielen können, die Geschwindigkeit allerdings, mit der sie diese Schritte gegangen sind, überrascht mich schon etwas. Ich glaube, dass ihre Art zu kommunizieren ihre größte Stärke ist“, sagte er. Pitman ist überzeugt: „Wenn sie mit der Einstellung der vergangenen Wochen weiterarbeiten, dann werden sie es genießen können, dass von jetzt an alle auf sie schauen.“
Niclas Hildebrand ist sehr gespannt darauf, wie das neue Topteam mit der gewachsenen Anspruchshaltung umzugehen versteht. „Nach oben zu kommen ist schwer, oben zu bleiben aber eine ganz andere Nummer. Der mentale Aspekt wird entscheidend, wenn es an die nächsten Schritte geht“, sagte er, „sie müssen nun nachweisen, dass sie in der Weltspitze bleiben und ihr Niveau noch steigern können.“ Das jedoch traut er dem Duo uneingeschränkt zu. „Sie haben noch einige Reserven, die sie gemeinsam mit ihrem Trainerteam nun mobilisieren werden, damit sie in Paris 2024 auf ihrem Leistungszenit ankommen“, sagte er. „Es gilt weiter die Teams zu stärken und dieses Jahr optimale Entwicklungsschritte zu gehen, bevor am 1. Januar 2023 die neue Qualifikationsphase für Olympia startet. Um die Lücken zur Weltspitze zu schließen gilt es weiter zu investieren, um mit dem deutschen Beach-Volleyball in der Spitze weiter konkurrenzfähig zu sein.“
DVV / 29.06.2022
Foto: DVV / Justus Stegemann