Zukunft gestalten: Das Thalia Theater hat heute sein Programm für die Spielzeit 2022&2023 vorgestellt. Fünfzehn Premieren stehen in der neuen Saison auf dem Programm, zehn im Großen Haus und fünf im Thalia Gauß in Altona. Darunter sind fünf Uraufführungen und ein neues Familienstück; eine Produktion war ursprünglich für die laufende Saison geplant und wird nun nachgeholt.
„Zukunft gestalten – wie geht das? Am Anfang und am Ende stehen zwei zeitgenössische Künstler mit Neukreationen, zwei Weltstars, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten: der US-Amerikaner Robert Wilson und der russische Regisseur Kirill Serebrennikov. Robert Wilson kommt nach über 20 Jahren zurück ans Thalia, und Kirill Serebrennikov ist mit zwei Inszenierungen sogar ‚artist in residence‘. Die Spannung zwischen diesen außergewöhnlichen künstlerischen Positionen ist enorm. Dazwischen entfaltet sich ein reichhaltiges Programm, das auf vielfältige Weise Fragen nach unserer Zukunft umspielt und auch auf unsere komplizierte Gegenwart reagiert. Allerdings: ein Kriegsspielplan ist daraus nicht geworden. Wir lassen uns unsere Themen nicht einfach wegbomben!“ – Joachim Lux
Im Großen Haus gibt es mit „H“ 100 seconds to midnight, Intervention! und Barocco. Ein musikalisches Manifest gleich drei Uraufführungen. Hinzu kommen zahlreiche zeitgenössische Übermalungen oder Fortschreibungen bekannter Stoffe wie die Befragung der Geschlechterverhältnisse in der sehr freien Bearbeitung des durch Euripides und Goethe bekannten Iphigenia-Stoffs. Solchen Ansätzen stehen mit König Lear und Drei Schwestern zwei Klassiker in zeitgenössischer Lesart gegenüber: wie ist Zukunft vorstellbar? Ist Zukunft überhaupt vorstellbar, wenn die Gegenwart durch den kriegerischen Bruch der Systeme derart verschattet ist? Diese Fragen untersuchen gleich drei Inszenierungen, die sich unseren östlichen Nachbarn zuwenden: Im Menschen muss alles herrlich sein von Sasha Mariana Salzmann und Der Wij frei nach dem ukrainischen Autor Gogol (beides Uraufführungen) sowie Joseph Roths Hotel Savoy.
Dazu kommen Sonderformate, wie das Festival Nachbarşchaften – Komşuluklar, welches im Herbst in die zweite Runde geht, die 14. Ausgabe der Lessingtage oder eine weitere Ausgabe von Navid Kermanis Herzzentrum. Schließlich planen wir die Wiederaufnahme von Inszenierungen, die wir nach mehr als zwei Jahren endlich wieder zeigen möchten. Des Weiteren ist das Thalia Theater wieder zu zahlreichen großen Gastspielen im internationalen Raum eingeladen, u.a. zur Eröffnung des Festivals in Avignon, den Salzburger Festspielen, nach Amsterdam, Sarajewo oder Paris.
Im Großen Haus ist mit fünf Regisseurinnen und fünf Regisseuren erstmals die Geschlechterparität hergestellt.
Neben den zahlreichen regelmäßig am Thalia arbeitenden Regisseuren und Regisseurinnen wie Jette Steckel, Leander Haußmann, Bastian Kraft oder Jan Bosse, und seit kürzerem Anna-Sophie Mahler, Ewelina Marciniak, Charlotte Sprenger und Hakan Savaş Mican, kommen mit Robert Wilson und Kirill Serebrennikov zwei Regisseure spektakulär und neu dazu. Serebrennikov wird gleich zwei Inszenierungen verantworten und „artist in residence“. Anne Lenk, deren Inszenierung „Räuberhände“ seit 2013 auf dem Spielplan des Thalia Gauß steht, wird nach sechs Jahren an das Thalia Theater zurückkehren und erstmals auf der großen Bühne inszenieren.
Thalia Theater GmbH / 06.05.2022
Foto: Thalia / Peter Bruns