Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) befürchtet eine weitere Islamisierung der von ethnischen und religiösen Minderheiten besiedelten Gebiete Nordsyrien. Sollte der türkische Machthaber Recep Tayyip Erdogan seine großangelegten und illegalen Siedlungspläne dort umsetzen, würde die kurdische, christliche, yezidische und alevitische Minderheiten aus ihren traditionellen Siedlungsgebieten verdrängt. „Um seine alten Pläne durchzusetzen, wirbt Erdogan jetzt wieder um Geld, vor allem in den arabischen Golfstaaten. Insbesondere das autoritär regierte Emirat Katar, das durch Gasgeschäfte stark vom Ukraine-Krieg profitieren wird, hat sich zur Unterstützung bereit erklärt. Damit finanzieren letztlich auch deutsche Haushalte die völkerrechtwidrigen Siedlungspläne der Türkei“, erklärt Dr. Kamal Sido, Nahostexperte der GfbV. Die Türkei und Katar gehören zu den wichtigsten Förderern des radikalen Islam weltweit und unterstützen islamistische Organisationen und Milizen wie die Taliban, Hamas und die internationale Muslimbruderschaft.
Aus Nordsyrien sind seit dem Beginn des syrischen Bürgerkrieges etwa 1,5 Millionen Menschen geflüchtet, wurden von Assads Armee oder dem türkischen Militär vertrieben. Vor allem die kurdische Bevölkerung wurde gewaltsam durch die völkerrechtwidrigen Angriffe des Nato-Mitglieds Türkei aus Afrin, Sare Kaniye (Ras al-Ain) und anderen Regionen in Nordsyrien verdrängt. „Nun will Erdogan eine Million Fremde in den Häusern, Dörfern und Städten der vertriebenen Menschen ansiedeln. Das wird die ethnische und religiöse Vielfalt in Nordsyrien für immer vernichten. Es bedeutet eine weitere Islamisierung der Region. Denn in diesen Gebieten unter türkischer Herrschaft regieren bereits jetzt radikal-islamistische Milizen, die ethnischen und religiösen Minderheiten gegenüber äußerst feindselig eingestellt sind“, so Sido.
Im Schatten des russischen Krieges gegen die Ukraine wolle Erdogan anscheinend seine Angriffe auf Minderheiten ausweiten. Er rechne dabei mit politischer und diplomatische Rückendeckung durch die Nato-Staaten, insbesondere durch Deutschland. Diese hätten Erdogans bisherige Angriffe gegen die kurdische und andere Minderheiten mit keinem Wort verurteilt.
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) / 05.05.2022
Foto: Karar