Bei seinem ersten Besuch in Saudi-Arabien seit 2017 ist der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan mit Kronprinz Mohammed bin Salman zusammengetroffen. Beide Seiten hätten über Wege gesprochen, die Zusammenarbeit in allen Bereichen auszubauen, berichtete die staatliche saudische Nachrichtenagentur SPA am Freitag nach dem Treffen.
Das Treffen belege den gemeinsamen Willen, eine neue Ära der Zusammenarbeit als zwei brüderliche Staaten zu beginnen, sagte Erdoğan zuvor am Flughafen vor seiner Abreise in das Königreich. Es ist der erste Besuch des AKP-Chefs in Saudi-Arabien seit dem Mord an dem Journalisten Jamal Khashoggi im Oktober 2018 in der Türkei. Die Tötung des Regierungskritikers im saudischen Konsulat in Istanbul hatte die belasteten Beziehungen zwischen den beiden Ländern weiter verschlechtert. US-Geheimdienste sehen den Kronprinzen als Drahtzieher. Das Königshaus weist das zurück.
Nachdem Saudi-Arabien 2013 den Putsch gegen den ägyptischen Präsidenten Mohammed Mursi, der gleichzeitig der Führungsriege der Muslimbruderschaft in Ägypten angehörte, finanziert hatte, brach Erdoğan die Beziehungen zum Königshaus faktisch ab. Im Kampf um Vorherrschaften in Syrien verschärfte sich der Konflikt. Dann kam noch der Mord an dem saudischen Journalisten Jamal Khashoggi hinzu. Die Türkei hatte den Mord zunächst im eigenen Land verhandelt, die Ermittlungen zur Empörung vieler vor kurzem aber an Saudi-Arabien abgegeben.
Hinter der von Erdoğan vorangetriebenen Annäherung dürfte vor allem die missliche Lage stecken, in der sich der türkische Präsident zurzeit befindet. Die Landeswährung Lira verliert an Wert, die Inflation steigt und damit die Unzufriedenheit der Bevölkerung – Erdoğans Umfragewerte dagegen sinken. Auf der Suche nach neuen Finanzspritzen vor den Präsidentschaftswahlen im kommenden Jahr wendet sich der türkische Präsident nicht nur nach Saudi-Arabien. Auch mit den Emiraten gab es zuletzt eine Annäherung.