Anlässlich des Internationalen Tag des Sports am 6. April mahnt die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV), bei internationalen Großereignissen immer die politische Lage im Gastgeberland zu berücksichtigen: „Russland hat die Olympischen Winterspiele in Sotschi als Propaganda-Plattform verwendet, China zuletzt die Winterspiele in Peking. Internationale Sportfunktionäre möchten Kritik an diesen Regimen am liebsten verbieten“, erinnert Dr. Kamal Sido, Nahostexperte der GfbV. „Wenn im November in Katar die Fußballweltmeisterschaft beginnt, müssen wir die desaströse Menschenrechtslage in dem Land offensiv ansprechen. Denn wenn Diktatoren die Turniere zur Selbstdarstellung nutzen dürfen, müssen sich auch kritische Stimmen Gehör verschaffen.“
Die diesjährige Fußball-WM wird in Katar in Stadien ausgetragen, für deren Bau unzählige Gastarbeiter unter sklavenähnlichen Bedingungen schuften mussten. Tausende sollen auf den Baustellen gestorben sein. „Das Emirat investiert seine Öl-Milliarden lieber in die Förderung des internationalen Islamismus“, berichtet Sido. „Die Muslimbruderschaft, der sogenannte Islamische Staat, Al-Kaida – sie alle erhalten finanzielle und logistische Unterstützung aus Katar.“ Auch aufgrund dieser Unterstützung könnten sie vor allem im Nahen Osten operieren. Zu ihren Opfern gehörten besonders Angehörige religiöser Minderheiten wie der christlichen, der yezidischen und der alevitischen.
Das Internationale Olympische Komitee hat vor allem auf Betreiben seines Präsidenten Thomas Bach politische Statements während der Spiele verboten – um befreundete repressive Staaten vor Kritik zu schützen. „Wir müssen darauf hinarbeiten, dass die Funktionäre der notorisch korrupten FIFA diesem Beispiel nicht folgen und Katar laut und deutlich für seine Rolle in der Terror-Finanzierung kritisiert wird“, fordert Sido. „Internationale Sportereignisse waren schon immer politisch. Der Internationale Tag des Sports für Entwicklung und Frieden sollte uns daran erinnern.“
Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) / 05.04.2022