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Volkswagen vergibt Sara-Frenkel-Preis für Respekt, Toleranz und Zivilcourage

Ehemalige Zwangsarbeiterin Sara Frenkel-Bass ist Namenspatronin des Preises für Respekt, Toleranz und Zivilcourage

Die Gewinner und die Veranstalter des Sara-Frenkel-Preises 2022

Volkswagen hat heute den Sara-Frenkel-Preis für Respekt, Toleranz und Zivilcourage 2022 verliehen. Die Gewinner kommen von der Neuen Schule Wolfsburg. Zudem gehören Vertreter der SJD – Die Falken Wolfsburg und Schüler der 9. Jahrgangsstufe der Eichendorffschule zu den Siegern. Sie wurden für Ideen und Initiativen ausgezeichnet, die für Respekt und Toleranz im Miteinander werben und zu Zivilcourage gegen Gewalt und Rassismus aufrufen.

Um den insgesamt mit 3.000 Euro dotierten Sara-Frenkel-Preis 2022 hatten sich Schulen, Gruppen und Vereine aus Wolfsburg und Umgebung beworben. Ausgerichtet wird der Wettbewerb gemeinsam von der Jugend- und Auszubildendenvertretung und der Berufsausbildung von Volkswagen in Wolfsburg. Letztere bindet aktiv Auszubildende in den gesamten Prozess von der Ausschreibung bis hin zur Organisation der Verleihung ein. Sogar die überreichten Preise wurde von Auszubildenden selbst entworfen und angefertigt.

Die Namenspatronin für den Preis, Sara Frenkel-Bass, war von 1943 bis 1945 selbst Zwangsarbeiterin im Volkswagenwerk in Wolfsburg. Ihr Leben lang hat sie sich für die ihr am Herzen liegenden Werte Respekt, Toleranz und Zivilcourage und gegen das Vergessen, engagiert. Sie fordert zu einer aktiven Haltung auf: „Ich appelliere an die junge Generation: Seid wachsam, schaut hin, hört nicht weg. Steht zusammen und macht den Mund auf, wenn wieder über Andersdenkende, Andersfarbige und Andersgläubige gehetzt wird. Das Leid von damals darf sich nicht wiederholen.“Die heute 99-Jährige lebt in Antwerpen (Belgien).

Der Personalvorstand des Volkswagen Konzerns, Gunnar Kilian, und die Konzern-betriebsratsvorsitzende Daniela Cavallo, beide auch Jury-Mitglieder, haben anlässlich der heutigen Verleihung jeweils Grußworte per Videobotschaft geschickt.

Daniela Cavallo betont: „Ich freue mich, in der Jury dabei gewesen zu sein. Es ist toll, dass die Jugend- und Auszubildendenvertretung den Preis ins Leben gerufen hat und nun gemeinsam mit der Berufsausbildung organisiert. Es ist wichtig, dass junge Menschen sich mit Respekt und Toleranz auseinandersetzen. In der heutigen Zeit ist es besonders wichtig, dass wir auf diese Themen aufmerksam machen. Vielen Dank an die jungen Menschen, die sich immer wieder mit neuen Ideen einbringen und sich um diesen Preis bewerben. Bitte bleibt diesem Thema treu, unabhängig davon, ob Ihr hier gewinnt. Euer Engagement allein ist ein Gewinn.“

Für Personalvorstand Gunnar Kilian sind Initiativen wie der Sara-Frenkel-Preis ein wichtiger Bestandteil der Unternehmenskultur von Volkswagen: „Mit dem Sara-Frenkel-Preis zeichnen wir heute junge Wolfsburgerinnen und Wolfsburger aus, die sich für Respekt, Toleranz und Zivilcourage in unserer Gesellschaft einsetzen. Damit honorieren und fördern wir dieses vorbildliche Engagement der Jugendlichen. Und das werden wir bei Volkswagen auch weiterhin, denn es gilt immer wieder, und gerade auch jetzt vor dem Hintergrund des Krieges, Zeichen für Gerechtigkeit und Menschlichkeit zu setzten.“

Die Jury konnte hochkarätig besetzt werden mit:

Flavio Benites, Erster Bevollmächtigter & Geschäftsführer IG Metall Wolfsburg
Iris Bothe, Dezernentin für Jugend, Schule und Integration Stadt Wolfsburg
Daniela Cavallo, Vorsitzende Gesamt- und Konzernbetriebsrat Volkswagen AG
Ines Doberanzke-Milnikel, Projektleiterin für Gedenkstättenarbeit Volkswagen AG
Christoph Görtz, Leiter Berufsausbildung Wolfsburg Volkswagen AG
Christoph Heubner, Exekutiv-Vizepräsident Internationales Auschwitz Komitee
Gunnar Kilian, Konzernvorstand Personal Volkswagen AG
Dieter Landenberger, Leiter Heritage Volkswagen Communications Volkswagen AG
Ralph Linde, Leiter Volkswagen Group Academy Volkswagen AG
Gerardo Scarpino, Stellvertretender Betriebsratsvorsitzender Volkswagen AG
Beate Wenzel-Kienapfel, Mitbegründerin Sara-Frenkel-Preis
Adriana Gilbo, Vorsitzende Jugend- und Auszubildendenvertretung Wolfsburg Volkswagen AG
Elias Retzlaff, Jugend- und Auszubildendenvertretung Volkswagen AG

Die von diesem Gremium ausgezeichneten Projekte im Einzelnen:

Platz 1: „Jüdisches Leben in der Region“, Neue Schule Wolfsburg
Das Projekt
: Jugendliche der Oberstufe erstellen eine Plakatausstellung zu Erinnerungsorten jüdischer Identität in der Region rund um Wolfsburg, in Groß Oesingen und Gifhorn, in Seesen, Braunschweig und Wolfenbüttel. Diese Plakatausstellung soll von digitalen Angeboten flankiert werden. Die Plakate beschreiben die Bedeutung jüdischen Lebens in der Region, in der das liberale Judentum eine seiner wichtigsten Wurzeln hat. Menschen werden eingeladen, dieses jüdische Erbe als positiven Teil der regionalen Identität wahrzunehmen.

Platz 2: „Gedenktafel in lateinischer Schrift für sowjetische Kriegsgefangene“, SJD-Die Falken Wolfsburg
Das Projekt
: Auf der Gedenkstätte für die Opfer des Faschismus, Werderstraße Wolfsburg, sind insgesamt 470 Opfer begraben, die in der ehemaligen „KdF-Stadt“ zu Tode kamen. Darunter auch 81 sowjetische Kriegsgefangene, die im Volkswagenwerkes Zwangsarbeit verrichten mussten. Diese Opfer liegen im hinteren Teil der Wolfsburger Gedenkstätte. Die Grabplatten sind ausschließlich mit kyrillischen Buchstaben versehen und in teilweise schlechtem Zustand. Sie sollen erneuert werden. Zusätzlich soll an diesen Grabreihen eine Gedenktafel installiert werden, die die Namen der Opfer in lateinischer und kyrillischer Schrift zeigt, um sie für alle BesucherInnen lesbar zu machen

Platz 3: „Videos zu Gedenkstätten für das Geo-Portal der Stadt Wolfsburg“, Eichendorffschule Wolfsburg
Das Projekt:
Schüler des Wahlpflichtkurses Friedenspolitik 9. Jahrgangsstufe präsentieren Gedenkstätten in Wolfsburg.

Die Namenspatronin:
Sara Frenkel-Bass stammt aus Lublin (Polen) und setzt sich seit Jahrzehnten mit großem Engagement gegen das Vergessen und für Frieden und Menschlichkeit ein. Sie berichtet jungen Menschen immer wieder, wie sie und ihre jüngere Schwester Lea als einzige ihrer Familie die Judenverfolgung im besetzten Polen und mehr als zwei Jahre Zwangsarbeit im Deutschen Reich bei der damaligen Volkswagenwerk GmbH überlebten.

Sie tarnten sich als katholische Krankenschwestern. Sara Frenkel-Bass schmerzt noch heute die Erinnerung an die Kinder von Zwangsarbeiterinnen, die aus rassistischen Motiven von ihren Müttern getrennt wurden und an Unterernährung und Verwahrlosung im „Ausländerkinderpflegeheim“ in Rühen starben.

Sara Frenkel-Bass hat in Wolfsburg Spuren hinterlassen: Auf ihre Initiative hat die Stadt Wolfsburg 2012 eine Straße in der Nordstadt nach einem verstorbenen Zwangsarbeiterkind benannt: Sofia-Gladica-Weg. Zwei Jahre zuvor war in der Wolfsburger Innenstadt das Denkmal für die Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter an dem nach ihr benannten Sara-Frenkel-Platz enthüllt worden.

Sara Frenkel-Bass lebte nach dem Krieg mit ihrem Mann Manfred Frenkel zunächst in Braunschweig und emigrierte 1949 nach Israel. Fünf Jahre später kehrte sie nach Europa zurück. Seitdem lebt Sara Frenkel-Bass in Antwerpen (Belgien).

Volkswagen AG / 25.03.2022

Foto: Volkswagen AG

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