Alevit:innen sind systematischer Diskriminierung durch den türkischen Staat ausgesetzt. Die Deklarierung von alevitischen Glaubenseinrichtungen als „Gewerberäume“ stelle eine weitere Herabsetzung des Alevismus dar, sagt Müslüm Metin, stellvertretender Vorsitzender der Alevi Bektaşi Föderation (ABF), im ANF-Gespräch.
Gerichte diskriminieren alevitische Gemeinde
„Die steigenden Kosten für Energie haben alle getroffen, aber der alevitischen Gemeinde schadet es am meisten, dass ihre Glaubenseinrichtungen als Gewerberäume herabgesetzt wurden“, erklärt Metin. „Wir hatten schon früher Widerspruch erhoben, aber es ist damals nicht ins Bewusstsein gedrungen. Die pandemische Lage und die extremen Verteuerungen haben die Cem-Häuser der Alevi Bektaşi Föderation unweigerlich beeinflusst. Aufgrund der Pandemie konnten die alevitischen Institutionen seit zwei Jahren keine Treffen mehr abhalten. Wir sind Institutionen, die von Spenden leben, und in dieser Zeit hatten wir keine Einnahmen, aber die Ausgaben sind stiegen. Obwohl der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte entsprechend entschieden hat, haben die Cem-Häuser bis heute keinen Status als Glaubenseinrichtungen erhalten. Wir haben bereits gegen Gerichtsentscheidungen in dieser Hinsicht Widerspruch eingelegt. Aber das geht langsam.“
Solidarität mit sozialen Protesten
Metin betont, dass die Alevit:innen in ihrer gesamten Geschichte immer an der Seite der Unterdrückten Position bezogen haben. Er unterstreicht seine Solidarität mit den Menschen, die in der Türkei gegen die Verteuerungen auf die Straße gehen. Der ABF-Vertreter hofft: „Wenn wir alle zusammenhalten, so denke ich, werden wir diese schlimmen Dinge beseitigen.“
Die Alevit:innen treten für eine Lösung ein
Metin erklärt zur politischen Perspektive: „Die Forderungen der Aleviten sind Zusammenleben und gleichberechtigte Bürger:innenschaft. Wir fordern, dass unsere Cem-Häuser einen legalen Status erhalten. Wenn eine Partei diese Forderungen nicht in ihr Programm aufnimmt, dann ist sie kein Ort für Alevitinnen und Aleviten. Als alevitische Organisationen haben wir immer gekämpft und werden überall dort, wo es Unrecht gibt, weiterkämpfen. Das prägt unsere Geschichte, schaut auf Pir Sultan, schaut auf unsere großen Dichter. So viele Massaker wir auch erlebt haben, so sehr hat sich auch die Kraft unseres Widerstands gesteigert.“