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Appell einer Mutter: „Ich will meine Tochter sehen“

Menschenrechte

Seit Monaten gibt es kein Lebenszeichen von der politischen Gefangenen Zeynab Jalalian. Seit 2008 ist die Kurdin in Iran inhaftiert, kein einziges Mal konnte sie in dieser Zeit Besuch von ihrer Mutter empfangen. Diese fordert nun ein Einlenken des Regimes

Seit inzwischen neun Monaten gibt es kein Lebenszeichen mehr von Zeynab Jalalian. Die politische Gefangene aus Ostkurdistan befindet sich seit 2008 in Iran im Gefängnis, der letzte Kontakt zu ihr war ein kurzes Telefonat mit einer Vertrauensperson im vergangenen Mai. Seitdem haben ihre Angehörigen und ihr Rechtsbeistand diverse Initiativen gestartet, um Informationen über ihr Befinden in Erfahrung zu bringen und Kontakt zu ihr herzustellen – vergeblich. Das iranische Regime verweigert jegliche Auskunft zu Jalalian sowie Besuch bei ihr. Auch über den derzeitigen Aufenthaltsort der knapp Vierzigjährigen, die an diversen Krankheiten leidet und zuletzt auch an Corona erkrankte, macht Teheran keine Angaben. Ihre Mutter Gozel Jalalian fordert das Regime nun zum Einlenken auf.

Seit Verhaftung nicht mehr gesehen

In einer Videobotschaft appelliert Gozel Jalalian an die zuständigen Behörden des Landes, Informationen zur Haftsituation ihrer Tochter und gesundheitlichen Verfassung preiszugeben. Seit bald fünfzehn Jahren habe sie ihr Kind nicht mehr gesehen, beklagt Jalalian. „Ich weiß gar nicht, ob Zeynab überhaupt noch lebt. Man hält sie von mir fern“, sagt die sichtlich gebrechliche Frau in dem Video. „Niemandem wird erlaubt, meine Tochter zu besuchen. Ich appelliere im Namen der Menschlichkeit, diesen Zustand zu beenden. Ich möchte endlich mein Kind sehen.“

Eine Reaktion des Teheraner Regimes auf den Aufruf von Gozel Jalalian erfolgte bislang nicht.

Einzige „Lebenslängliche“ in Iran

Die 1982 in Makû geborene Zeynab Jalalian wurde im Sommer 2008 in Kirmaşan verhaftet und im Januar 2009 vor einem dortigen Revolutionsgericht im Zusammenhang mit ihrer mutmaßlichen Mitgliedschaft in der „Partei für ein freies Leben in Kurdistan“ (Partiya Jiyana Azad a Kurdistanê – PJAK) wegen „Feindschaft zu Gott“ (moharebeh) zum Tode verurteilt. Zuvor saß sie acht Monate lang in einer Einrichtung des Geheimdienstministeriums in Untersuchungshaft und wurde schwer gefoltert. In ihrem Gerichtsverfahren, das nur wenige Minuten dauerte, hatte sie keinen Zugang zu einem Rechtsbeistand. Das Todesurteil gegen Jalalian wurde im November 2011 in eine lebenslange Haftstrafe umgewandelt. Sie ist derzeit die einzige weibliche Gefangene im Iran, die mit dieser Strafe belegt ist.

Bei Verlegung an Covid-19 erkrankt

Ende 2020 wurde Jalalian aus Kirmaşan in ein Gefängnis in Yazd verlegt. Die zentraliranische Stadt befindet sich in rund 1400 Kilometer Entfernung vom Wohnort ihrer Familie. Während dieser Odyssee erkrankte Jalalian an Covid-19. Die Gefängnisärzte hatten gegenüber der Leitung der Haftanstalt eingeräumt, nicht über die nötigen Möglichkeiten für eine Behandlung Jalalians zu verfügen. Das iranische Ministerium für Nachrichtenwesen lehnte eine medizinische Versorgung außerhalb der Vollzugsanstalt ab und ermöglichte lediglich einen Corona-Test in einer Klinik. Nachdem Jalalian nach Yazd gebracht wurde, erteilten die Gefängnisbehörden ein Kontaktverbot.

Strafanstalts-Methode der „Zerstreuung“

In der Vollzugsanstalt Kirmaşan hatte Zeynab Jalalian nur wenige Wochen verbracht. Davor befand sie sich etwa drei Monate in einer Strafvollzugsanstalt in der knapp 1.300 Kilometer östlich gelegenen Stadt Kerman. Dorthin wurde sie im April 2020 aus der Haftanstalt Qarchak in Waramin südlich der iranischen Hauptstadt Teheran verlegt. Zuvor war sie in Xoy (Khoy) inhaftiert. Diese „Zerstreuungspolitik“ hat System und besteht aus dem Transferieren von Gefangenen in entfernt liegende Gefängnisse, um sie von ihrem sozialen Umfeld zu isolieren und gleichzeitig ihre Angehörigen durch überlange Anreisen zu bestrafen. Auch in der Türkei, aber auch in Spanien und Frankreich – im Fall der baskischen Gefangenen – wird die Methode zur Verhinderung einer heimatnahen Strafverbüßung angewendet.

Regime verlangt Reue

Zeynab Jalalian leidet infolge der schlechten Haftbedingungen und Misshandlungen im Gefängnis an diversen gesundheitlichen Problemen, unter anderem Herz-, Darm- und Nierenerkrankungen, Lähmungen sowie Zahn- und Kieferentzündungen. Als Folge von wiederholten Schlägen auf den Kopf ist ihr Sehvermögen stark eingeschränkt. Das iranische Regime macht bereits seit Jahren ein öffentliches Reuebekenntnis zur Vorbedingung für eine fachärztliche Behandlung, was von Jalalian abgelehnt wird. Aus Protest gegen die Haftbedingungen war sie bereits mehrfach im Hungerstreik.

ANF

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