Die Geschichte und das Schicksal des jüdischen Mädchens Anne Frank berührt bis heute viele Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene. Das weltberühmte und bewegende Tagebuch, das Anne Frank verfasst hat, als sie sich gemeinsamen mit ihren Eltern und ihrer Schwester vor der Verfolgung der Nationalsozialisten in Amsterdam versteckte, ist Standardliteratur in nahezu jeder Hamburger Schule und macht die Verbrechen der NS-Rassenpolitik für viele junge Leserinnen und Leser emotional erlebbar. Bereits zum sechsten Mal ruft das Anne Frank Zentrum zum bundesweiten Aktionstag auf. Noch bis zum 28. Februar können sich bundesweit Schulen für das Projekt bewerben. In diesem Jahr ist das Thema des Aktionstags gegen Antisemitismus und Rassismus „Freundschaft“. Die didaktisch aufbereiteten Lernmaterialien können kostenfrei angefordert werden und beschäftigen sich mit dem Lebensweg Anne Franks und den Verbrechen des Nationalsozialismus. Darüber hinaus möchte das Anne Frank Zentrum Lehrende und Schülerinnen und Schüler mit dem Anne Frank Tag dazu anregen, eigene Ideen und Aktionen umzusetzen und so öffentlich für Vielfalt und Demokratie zu werben.
Gleichstellungssenatorin Katharina Fegebank: „Das Schicksal Anne Franks ist eine bewegende Geschichte, die auch mich persönlich sehr berührt und nachdenklich gemacht hat. Durch die Lektüre lernen Kinder und Jugendliche die Auseinandersetzung mit den Verbrechen des Nationalsozialismus. Antisemitismus zu bekämpfen ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Wir alle haben die Verantwortung, jeder Form von Menschenfeindlichkeit entschieden entgegen zu treten. Gerade junge Menschen – ob in der Schule, am Ausbildungsplatz, im Sportverein, auf dem Campus oder im Netz – können mit antisemitischen oder rassistischen Sprüchen in Berührung kommen. Antisemitismus ist ein Gift, das die Gesellschaft zerfrisst. Bildung, Aufklärung und Prävention sind dabei zentrale Bausteine, damit sich eine natürliche Immunität gegen derlei Gedankengut bilden kann. Wir haben eine Verantwortung für die Verbrechen, die im Namen Deutschlands begangen wurden. Daher ist es wichtig, junge Menschen mit den Geschichten hinter den unbeschreiblichen Verbrechen der Nazis zu konfrontieren, um daraus Lehren für die Gegenwart und die Zukunft zu ziehen. Bildungsangebote wie der Anne Frank Tag leisten für diese Bewusstseinsschärfung einen elementaren Beitrag.“
Bildungssenator Ties Rabe: „Antisemitismus ist eine ernste Gefahr für offene, freiheitlich-demokratische und rechtsstaatliche Gesellschaften. Wir sind daher alle dazu aufgefordert, dem Antisemitismus in jeder Form deutlich zu begegnen und menschenverachtenden Haltungen präventives Handeln entgegen zu setzen. Die Förderung einer demokratischen Grundhaltung und des Bewusstseins für die Gefahren, denen die freiheitliche Ordnung durch totalitäre Ideologien ausgesetzt ist, gehört zum elementaren Bestand der Erziehung und Bildung an Hamburger Schulen. Unsere Schulen sollen das demokratische Miteinander stärken und Kinder und Jugendliche zu Mündigkeit und Verantwortungsbewusstsein erziehen. Das Lernen aus der Geschichte ist zentral um die Gegenwart gestalten zu können. Daher begrüße ich es außerordentlich, wenn sich Hamburgs Schulen am Anne Frank Tag beteiligen und freue mich auf zahlreiche und spannende Impulse der Hamburger Schülerinnen und Schüler.“
Veronika Nahm, Direktorin Anne Frank Zentrum: „Durch die Beteiligung am Anne Frank Tag setzen Schulen ein Zeichen gegen Antisemitismus und Rassismus sowie für Demokratie. Das Thema in diesem Jahr ist „Freundschaft“. Es wird in historischer und aktueller, lebensweltlicher Perspektive beleuchtet. Ich bin sicher, dass das Thema Kinder und Jugendliche bewegen und zum Nachdenken anregen wird. Wir haben den Aktionstag 2017 gestartet und seitdem nehmen von Jahr zu Jahr immer mehr Schulen bundesweit an ihm teil. Gerade jetzt ist die Auseinandersetzung mit der Geschichte von Anne Frank und der Geschichte des Holocaust wichtig, um Kindern und Jugendlichen zu zeigen, wohin antisemitisches und rassistisches Gedankengut führen kann. Wir freuen uns deshalb auf zahlreiche Anmeldungen, auch aus Hamburg!“
Hintergrund
Anne Frank Tag 2022
Zum Anne Frank Tag 2022 „Freundschaft“ stellt das Anne Frank Zentrum (Berlin) allen teilnehmenden Schulen umfangreiche, kostenfreie Lernmaterialien zur Verfügung, dazu gehört auch eine großformatige Plakatausstellung und die 16-seitige Anne Frank Zeitung. Darüber hinaus werden die Schulen dazu angeregt, eigene Aktionen und Veranstaltungen zur Bildung gegen Antisemitismus und Rassismus durchzuführen.
Für die Monate rund um den Anne Frank Tag 2022 bietet das Anne Frank Zentrum zusammen mit der Partnerorganisation »Meet a Jew« Workshops für Lehrkräfte und Schülerinnen und Schüler zu den Themen jüdisches Leben in der Gegenwart sowie zu Antisemitismus, Rassismus und Diskriminierung an. Die Workshops können – je nach aktueller Lage der Corona-Pandemie – in Präsenz oder online durchgeführt werden. Alle weiteren Informationen zu den Workshops und auch zu den vergünstigten zusätzlichen Angebotspaketen entnehmen Sie bitte den Dokumenten im Anhang.
Die teilnehmenden Schulen werden gebeten, den Anne Frank Tag bei sich zu dokumentieren. Auf der Webseite www.annefranktag.de kann jede Schule dann einen eigenen Eintrag mit kurzen Bericht und Fotos bekommen. Diese Dokumentation ist wichtig, um zukünftige Förderer des Anne Frank Tages zu überzeugen und auch in Zukunft alle Lernmaterialien kostenfrei anbieten zu können.
Anmelden können sich interessierte Schulen bis zum 28. Februar 2022 über das Online-Formular: www.annefranktag.de/anmeldung. Alternativ ist auch eine Anmeldung per Fax oder E-Mail möglich. Aufgrund der begrenzten Ressourcen kann das Anne Frank Zentrum in Berlin eine Teilnahme, die alle Angebote vollumfänglich umfasst, leider nicht garantieren.
Landesprogramm „Hamburg – Stadt mit Courage“
Das 2013 verabschiedete Landesprogramm zur Förderung demokratischer Kultur, Vorbeugung und Bekämpfung von Rechtsextremismus „Hamburg – Stadt mit Courage“ bildet den Rahmen der Prävention von Rechtsextremismus, Antisemitismus und weiteren Ideologien der Ungleichwertigkeit. Das Landesprogramm greift dabei das von Wilhelm Heitmeyer entwickelte Konzept der Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit (GMF) auf, welches davon ausgeht, dass Vorurteile und abwertende Einstellungen gegenüber unterschiedlichen Menschengruppen oft in Zusammenhang stehen. Wer rassistische Einstellungen hegt, vertritt wahrscheinlich auch häufiger muslimfeindliche, antisemitische oder homophobe Haltungen. Alle „Fremden“ oder „Anderen“ werden als ähnlich oder sogar als identisch wahrgenommen und eingeordnet in eine Kategorie von Menschen, die man verabscheut. Eigenschaften des „Anderen“ werden pauschalisiert und verallgemeinert. Das Programm wird seit 2013 beständig weiterentwickelt und mit Projekten unterlegt, so dass das Handlungsfeld strategisch, fachlich und projektbezogen gut aufgestellt ist.
Demokratieförderung: Prävention Menschen- sowie Demokratiefeindlichkeit in der Schule
Demokratieförderung und damit eine frühzeitige Prävention rechter Einstellungen ist integraler Bestandteil der pädagogischen Arbeit sowohl in der frühkindlichen Bildung als auch in Vorschulen, Schulen, Jugendverbänden und -einrichtungen sowie im Sport. Es ist Aufgabe der Schule, die Schülerinnen und Schüler zu befähigen und ihre Bereitschaft zu stärken, ihre Beziehungen zu anderen Menschen nach den Grundsätzen der Achtung und Toleranz, der Gerechtigkeit und Solidarität sowie der Gleichberechtigung der Geschlechter zu gestalten und Verantwortung für sich und andere zu übernehmen, an der Gestaltung einer der Humanität verpflichteten demokratischen Gesellschaft mitzuwirken und für ein friedliches Zusammenleben der Kulturen sowie für die Gleichheit und das Lebensrecht aller Menschen einzutreten.
Der allgemeine Bildungs- und Erziehungsauftrag bindet alle in Schule und Unterricht pädagogisch Tätigen unmittelbar. Vor diesem Hintergrund haben extremistische und antisemitische Äußerungen in Schulen keinen Platz und ist diesen, so sie in Schule und Unterricht auftreten, aktiv erzieherisch entgegenzuwirken. Die Prävention von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit wie dem Antisemitismus ist insofern eine grundsätzliche Aufgabe von Schulen für alle Fächer und Lehrkräfte.
Behörde für Wissenschaft, Forschung, Gleichstellung und Bezirke / 19.01.2022
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