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Kein Visum für kurdisches Theaterensemble

Mangelnde Verwurzelung

Der Auftakt der Europatournee des Stadttheaters von Amed mit dem Stück „Don Kîxot“ nach Cervantes kann nicht wie geplant stattfinden. Grund ist die Visaverweigerung für drei Mitglieder des kurdischen Ensembles durch die deutsche Botschaft.

Der für Samstag angekündigte Auftakt der Europatournee des Stadttheaters von Amed (Şanoya Bajêr a Amedê) kann nicht wie geplant stattfinden. Grund ist die Visaverweigerung für drei Mitglieder des Ensembles durch die deutsche Botschaft in der Türkei. Betroffen von der Maßnahme sind der Schauspieler Özkan Şeker und seine beiden Kolleginnen Dicle Güneş Yavuz und Şilan Rabia Alagöz. Als formelle Begründung habe die Visastelle in Ankara einen „mangelnden Nachweis der Verwurzelung“ der drei Kunstschaffenden in ihrer Heimat angeführt. Sie hätten mit Blick auf ihre familiären Bindungen keine konkrete und glaubwürdige Rückkehrperspektive darlegen können.

Entscheidung „völlig haltlos“

Für Berfin Emektar vom Stadttheater Amed ist die Visaverweigerung der deutschen Behörden völlig haltlos und aus Sicht von Künstlerinnen und Künstlern nur schwer zu akzeptieren. „Dass die Europatournee aus Gründen der Einreiseverweigerung nicht wie geplant stattfinden kann, ist gleichzeitig auch ein Schlag gegen die Kunst und Kultur“, kritisiert die Schauspielerin. Ihr und drei weiteren Mitgliedern des insgesamt siebenköpfigen Theaterensembles hingegen ist die Einreiseerlaubnis in Deutschland erteilt worden.

Kurdische Adaption von Cervantes-Klassiker

Auf Tournee in Europa will das Stadttheater Amed mit dem Stück „Don Kîxot“. Es handelt sich um die kurdische Adaption von „Don Quijote“ des spanischen Schriftstellers Miguel de Cervantes. Nach der Lektüre unzähliger Ritterromane ernennt sich ein verarmter Junker selbst zu Don Quijote von La Mancha und überträgt sich die ehrenvolle Aufgabe, seine Mitmenschen gegen das Böse zu verteidigen und ein neues Goldenes Zeitalter aufleben zu lassen. Er findet im nur scheinbar naiven Sancho Panza einen treuen Knappen und begibt sich mit ihm auf die Reise, um ein einfaches Bauernmädchen alias Dulcinea von Toboso zu beeindrucken. Ihre Heldentaten enden meist in brutalen Niederlagen, weshalb Don Quijote alsbald den Beinamen Der Ritter von der traurigen Gestalt erhält. Und auch mit Sancho Panzas Traum, der sich als zukünftiger Herrscher eines Eilands sieht, will es nicht so recht was werden. Doch ihre Vorstellungskraft bleibt unbesiegt: Sie scheitern, stehen wieder auf und kämpfen weiter gegen Windmühlen.

Tour durch Deutschland, Niederlande und Schweiz

Die Schauspielerinnen und Schauspieler des Stadttheaters Amed und Regisseur Ferhad Feqi suchen in ihrer Adaption unter der Zweitüberschrift „Wer sind wir?“ nach ihrem eigenen Don Quichotte und Sancho Panza. Uraufgeführt wurde das Stück im vergangenen Juni. Im Rahmen der Europatournee waren Aufführungen unter anderem in Berlin, Hamburg, Köln, Essen, Frankfurt, Anvers, Amsterdam, Zürih, Solothurn, St. Gallen, Luzern, Basel, Genf und Lausanne geplant. Aktuell bemüht sich das Ensemble, das bereits immer wieder auch durch türkische Behörden in seiner Arbeit eingeschränkt wird, darum, doch noch Visa für alle Mitglieder zu erhalten. Die für Januar geplanten Auftritte sollen im April nachgeholt werden.

ANF

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