Die Europäische Union investiert im Rahmen des Innovationsfonds mehr als 1,1 Mrd. Euro in sieben großangelegte innovative Projekte. Das gab die EU-Kommission Dienstag bekannt. Mit den Finanzhilfen werden Projekte unterstützt, die darauf abzielen, in energieintensiven Industrien sowie in den Bereichen Wasserstoff, CO2-Abscheidung, -Speicherung und -Nutzung sowie erneuerbare Energien bahnbrechende Technologien auf den Markt zu bringen. Die Projekte befinden sich in Belgien, Italien, Finnland, Frankreich, den Niederlanden, Norwegen, Spanien und Schweden.
Exekutiv-Vizepräsident Frans Timmermans erklärte dazu: „Innovationen sind von entscheidender Bedeutung, um die Lösungen zu finden, die wir in diesem Jahrzehnt brauchen, damit das 1,5-Grad-Ziel erreichbar bleibt. Zusammen mit drastischen Emissionsreduktionen sind Innovationen der richtige Weg zur Erfüllung des Übereinkommens von Paris. Mit dem heutigen Beschluss erhalten Projekte im Bereich saubere Technologien in ganz Europa konkrete Unterstützung und die Möglichkeit, wegweisende Technologien weiterzuentwickeln, die den Übergang zur Klimaneutralität unterstützen und beschleunigen. Im Rahmen unseres Pakets ‚Fit für 55‘ haben wir vorgeschlagen, den Innovationsfonds aufzustocken, damit im weltweiten Wettlauf um Klimainnovationen noch mehr innovative europäische Projekte und Ideen vorangebracht werden können.“
Die sieben Projekte wurden im Zuge der ersten Aufforderung im Rahmen des Innovationsfonds zur Einreichung von Vorschlägen für Großprojekte, d. h. Projekte mit Gesamtkapitalkosten von mehr als 7,5 Mio. Euro, ausgewählt. Sie wurden von unabhängigen Sachverständigen daraufhin bewertet, ob sie im Vergleich zu herkömmlichen Technologien Treibhausgasemissionen senken und über den Stand der Technik hinausgehende Innovationen schaffen können. Gleichzeitig wurde geprüft, ob sie ausgereift genug sind, um ihre rasche Einführung zu ermöglichen. Weitere Auswahlkriterien waren die Skalierbarkeit und die Kostenwirksamkeit der Projekte.
Die ausgewählten Projekte decken ein breites Spektrum von Sektoren ab, die für die Dekarbonisierung verschiedener Teile der europäischen Industrie und Energiewirtschaft relevant sind, etwa den Chemie-, den Stahl, den Zement-, den Raffinerie- sowie den Strom- und Wärmesektor. Alle Projekte sind entweder bereits Teil von Industrieknotenpunkten oder bilden den Ausgangspunkt für Cluster zur Dekarbonisierung miteinander verbundener Wirtschaftszweige.
Die Projekte kurz zusammengefasst
Energieintensive Industrien: Ein Projekt in Gällivare und Oxelösund in Schweden zielt darauf ab, die Treibhausgasemissionen aus der Stahlproduktion durch den Einsatz erneuerbaren Wasserstoffs vollständig zu beseitigen. Ein Projekt in Finnland wird in einer Raffinerie in Porvoo zwei Möglichkeiten zur Herstellung von sauberem Wasserstoff aufzeigen, und zwar mit erneuerbaren Energien und durch Abscheidung von CO2 und dessen dauerhafte Speicherung in der Nordsee. In Frankreich werden im Rahmen eines Projekts unvermeidbare Emissionen in einer Zementfabrik abgeschieden und das CO2 teils in der Nordsee geologisch gespeichert, teils in Beton integriert. Um die Emissionen bei der Herstellung von Wasserstoff und Chemikalien zu verringern, wird im Rahmen eines belgischen Projekts im Hafen von Antwerpen eine vollständige Wertschöpfungskette für CO2-Abscheidung, -Transport und -Speicherung entwickelt.
Erneuerbare Energie: Ein Projekt in Italien wird eine industrielle Pilotanlage für die Herstellung innovativer und leistungsfähiger Fotovoltaikzellen in Catania entwickeln. Im Rahmen eines Projekts in Spanien werden nicht recycelbare feste Siedlungsabfälle in El Morell in Methanol, einen wichtigen chemischen Grundstoff und CO2-armen Brennstoff, umgewandelt. Bei einem Projekt in Schweden wird in einer bestehenden Biomasse-Kraft-Wärme-Kopplungsanlage in Stockholm eine Anlage zur Erzeugung von Bioenergie mit vollständiger CO2-Abscheidung und -Speicherung geschaffen.
Nächste Schritte
Die erfolgreichen Projekte beginnen mit der Vorbereitung der jeweiligen Finanzhilfevereinbarungen mit der Europäischen Exekutivagentur für Klima, Infrastruktur und Umwelt (CINEA), der Durchführungsstelle des Fonds. Diese Vorbereitungen dürften im ersten Quartal 2022 abgeschlossen sein, sodass die Kommission den entsprechenden Finanzhilfebeschluss annehmen und mit der Verteilung der Finanzhilfen beginnen kann.
Am 26. Oktober veröffentlichte die Kommission die zweite Aufforderung zur Einreichung von Vorschlägen für Großprojekte bis zum 3. März 2022. Alle Projekte, die bei der ersten Aufforderung nicht erfolgreich waren, sind aufgefordert, sich erneut zu bewerben.
EU-Kommission Vertretung Deutschland / 16.11.2021
Foto: EU-Kommission Vertretung Deutschland