Ohne Angebot der Arbeitgeber ist die erste Runde der Tarifverhandlungen für die im öffentlichen Dienst der Länder Beschäftigten zu Ende gegangen. Die Arbeitgeber haben die Forderungen der Gewerkschaften zurückgewiesen. Die Verhandlungen werden am 1. November in Potsdam fortgesetzt. Das teilte die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) am Freitag nach dem Verhandlungsauftakt in Berlin mit. „Die Arbeitgeber müssen sich bewegen und ein Angebot auf den Tisch legen. Die Gewerkschaften haben sich klar und deutlich positioniert“, sagte GEW-Vorsitzende Maike Finnern. Die Gewerkschaften fordern 5 Prozent, mindestens jedoch 150 Euro mehr Gehalt.
„Die Inflation macht große Sprünge. Die Gehälter der Beschäftigten müssen kräftig steigen, damit sie höhere Mieten, Energie- und Lebensmittelkosten weiter stemmen können. Wenn die Reallöhne der Beschäftigten wachsen, stärkt das die Binnennachfrage in Deutschland“, betonte Finnern. In gut eineinhalb Jahren Corona-Krise hätten die Länder-Beschäftigten gezeigt, dass sie und ihre qualifizierte Arbeit unverzichtbar sind. Sie hätten „das Land am Laufen gehalten“. „Die Lehrkräfte beispielsweise haben – trotz mangelhafter digitaler Ausstattung der Schulen und des Fachkräftemangels – mit großem Engagement dafür gesorgt, dass die Schülerinnen und Schüler so viel und so guten Unterricht wie möglich erhalten haben. Dafür haben sie neue Unterrichtsformate und -konzepte entwickelt und mit viel Kreativität Schule gemacht. Diese Leistungen sollen sich jetzt auch in Euro und Cent niederschlagen. Das gilt auch für die Lehrenden an Hochschulen, Erzieherinnen und Erzieher sowie sozialpädagogische Fachkräfte“, unterstrich Finnern. Sie machte deutlich, dass sich die GEW weiter für die vollständige Paralleltabelle einsetze, die eine bessere Eingruppierung für viele angestellte Lehrerinnen und Lehrer unterhalb der Entgeltgruppe 13 und damit mehr Gehalt bringen würde. Dies sei auch wichtig, um den Beruf für junge Menschen wieder attraktiver zu machen, und leiste damit einen Beitrag zur Bekämpfung des Lehrkräftemangels. Zudem erwarte die GEW, dass Verhandlungen für einen Tarifvertrag für studentische Beschäftigte (TV-Stud) aufgenommen werden. Die Studierenden brauchten bundesweit tarifvertraglich abgesicherte Vereinbarungen für ihre Arbeitsbedingungen und die Bezahlung. „Das gewinnen wir!“, stellte Finnern mit Blick auf das Tarifrunden-Kampagnenmotto der GEW abschließend fest.
Info: Die zweite Verhandlungsrunde zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften findet am 1./2. November in Potsdam statt, die dritte Runde ist für den 27./28. November in Potsdam geplant.
Die Forderungen der Gewerkschaften beziehen sich auf eine Laufzeit des Tarifvertrags von einem Jahr.
In der Tarifrunde 2021 für den öffentlichen Dienst der Länder geht es um Gehaltserhöhungen für rund 1,2 Millionen Tarifbeschäftigte. Die Gewerkschaften fordern darüber hinaus die Übertragung des Tarifergebnisses auf die Bezüge der rund 1,3 Millionen Beamtinnen und Beamten sowie der rund eine Million Versorgungsempfängerinnen und -empfänger.
Ver.di hat gegenüber der Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) die Verhandlungsführerschaft für die DGB-Gewerkschaften GEW, GdP und IG BAU sowie die dbb tarifunion.
GEW / 08.10.2021