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Prozess gegen Autorin Meral Şimşek fortgesetzt

Autorin Meral Şimşek

In Meletî ist der Prozess gegen Meral Şimşek fortgesetzt worden. Der kurdischen Autorin drohen bis zu 22,5 Jahre Haft wegen vermeintlicher PKK-Mitgliedschaft und Organisationspropaganda. Als Beweis gelten Bücher, Auszeichnungen und Kurzgeschichten.

Vor der 2. Großen Strafkammer Malatya (ku. Meletî) ist am Dienstag der Prozess gegen Meral Şimşek fortgesetzt worden. Der kurdischen Autorin drohen bis zu 15 Jahre Haft wegen „Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung” und bis zu siebeneinhalb Jahre wegen „terroristischer Propaganda”. Als Beweis werden in der Anklageschrift ihre Bücher, Auszeichnungen, Kurzgeschichten und Literaturveranstaltungen, an denen sie teilgenommen hat, angeführt.

Şimşek nahm mit ihrem Verteidiger Anıl Hamamcı an der Verhandlung teil. Der Prozess wurde von der Türkei-Vertretung von Amnesty International und der Medienrechtsorganisation „Media and Law Studies Association“ (MLSA) beobachtet. Zu Beginn sorgte der Austausch des Staatsanwalts während des laufenden Verfahrens für Ärger. Dann wurde festgestellt, dass ein im März vom Gericht ernannter Sachverständiger das angeforderte Gutachten über den kurdischen Schriftzug auf zwei Preisen, mit denen Şimşek für ihre Bücher ausgezeichnet wurde, nicht eingereicht hat. Der Richter bestellte einen neuen Experten und lehnte einen Antrag von Hamamcı auf Aufhebung der Meldeauflagen sowie der Ausreisesperre gegen seine Mandantin ab. Der nächste Verhandlungstermin wurde für den 5. Oktober festgesetzt.

PEN International: Verfolgung wegen ihren Schriften

Meral Şimşek ist Schriftstellerin, Kurdin und Mutter von zwei Kindern. Den Prozess gegen sie sieht sie als einen Rachefeldzug. Şimşek, die PEN-Mitglied ist, wurde im April 2019 in Meletî mit einem Auto verschleppt. Ihre Entführer stellten sich als Polizisten vor und setzten sie unter Druck, um sie als Spitzel anzuwerben. Weil sie diesen Vorfall öffentlich machte, kam sie auf die Abschussliste. Die Menschenrechtsanwältin Eren Keskin brachte den Fall vor die Vereinten Nationen (UN) und zeigte die Polizei an. Anderthalb Jahre später wurde zwar Anklage erhoben – aber nicht gegen die Entführer, sondern gegen Şimşek. Zuvor wurde sie vorübergehend festgenommen und in der Antiterrorabteilung der Polizei Malatya nackt durchsucht. In dem Verfahren gegen sie werden unter anderem die Gedichte und Fantasien in ihrer biografischen Arbeit Nar Lekesi (Granatapfelfleck), die ausgehend von der Geschichte ihrer Familie das Leid des kurdischen Volkes in den 1990er Jahren beleuchtet, als Beweis für die behauptete PKK-Mitgliedschaft ausgelegt. PEN International ist der Ansicht, dass Meral Şimşek einzig wegen ihrer Schriften verfolgt wird und ruft zur Solidarität mit der Lyrikerin auf.

Sexualisierte Gewalt und Pushback in Griechenland

Ende Juni ist Meral Şimşek in Griechenland Opfer eines illegalen Pushback geworden. Sie wurde von Maskierten misshandelt und musste sexualisierte Gewalt erfahren. Danach warf man sie und eine Begleiterin aus Rojava in den Grenzfluss Mariza (gr. Evros). Im Sperrgebiet auf türkischer Seite wurden beide Frauen vom Militär verhaftet. Wegen Missachtung des gegen sie verhängten Ausreiseverbots wurde ein weiterer Prozess gegen Şimşek angestrengt. Die Anhörung findet am 16. November in Edirne statt. Bei einer Verurteilung drohen in diesem Fall bis zu fünf Jahre Haft.

ANF

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