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Neue Erkenntnisse zu den Kompetenzen der Zukunft

BMAS veröffentlicht Ergebnisse des Forschungsprojektes „Kompetenz-Kompass“ − Weiterbildung ist die Voraussetzung für eine erfolgreiche Transformation

Der Wandel von Kompetenzanforderungen schreitet schnell voran und ist stark branchen- und berufsspezifisch.

Die digitale und ökologische Transformation der Wirtschaft verändert die Arbeits- und Berufswelt tiefgreifend. Ein Großteil der Unternehmen hat die Bedeutung von Weiterbildung längst erkannt. Dabei besteht jedoch ein ausgeprägter Bedarf nach Unterstützung bei der Frage, wie sich Kompetenzbedarfe branchenspezifisch verändern und welche Kompetenzen zukünftig wichtig werden.

Vor diesem Hintergrund hat das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) mit dem Forschungsprojekt „Kompetenz-Kompass“ beauftragt. Es wurde die Veränderung von Qualifikations- und Kompetenzanforderungen in den Branchen Maschinenbau, Informationsdienstleistungen sowie Gesundheits- und Sozialwesen untersucht. Dabei wurden auch Vertreterinnen und Vertreter verschiedener Unternehmen und der Sozialpartner gezielt eingebunden. Im Ergebnis zeigt sich: Der Wandel von Kompetenzanforderungen schreitet schnell voran und ist stark branchen- und berufsspezifisch.


Björn Böhning, Staatssekretär Bundesministerium für Arbeit und Soziales:

„Die Digitalisierung wirkt sich je nach Branche und Tätigkeit sehr unterschiedlich aus, sodass sich die Frage, welche Kompetenzen zukünftig benötigt werden, nicht allgemeingültig beantworten lässt. Mit dem ‚Kompetenz-Kompass‘ möchten wir Orientierung im Wandel der Arbeitswelt zu den Kompetenzen der Zukunft in drei Branchen geben, die stark vom Wandel betroffen sind. Wir legen damit Grundlagen für eine nationale Personalmanagementstrategie. Weiterbildung und Qualifizierung sind zentrale Voraussetzungen für eine erfolgreiche Transformation der Wirtschaft. Mit der Nationalen Weiterbildungsstrategie haben wir bereits zentrale Weichenstellungen vorgenommen, damit Deutschland zu einer Weiterbildungsrepublik wird. Diesen Weg gilt es in der Zukunft fortzusetzen. Mit unserem Konzept für staatlich geförderte Bildungszeiten und Bildungsteilzeiten haben wir hierzu einen Vorschlag eingebracht. Auch tarifliche und betriebliche Vereinbarungen sind dafür unerlässlich.“

Frank Sauerland, Bereichsleiter Tarifpolitik Grundsatz, Bundesfachbereich TK / IT beim ver.di Bundesvorstand und Aufsichtsrat der Deutschen Telekom AG:

„Die Digitalisierung führt dazu, dass sich Tätigkeiten im Verlauf eines Erwerbslebens verändern. Manche Beschäftigte sind dabei sogar mit einem Verfall ihrer bisherigen Grundqualifikationen konfrontiert. Weiterbildung sichert die Beschäftigungsmöglichkeit von Arbeitnehmer*innen und kann, richtig eingesetzt, den Wandel ohne Arbeitslosigkeit gestalten. Mit dem Konzept Bildungsteilzeit beschreiten wir einen neuen Weg, der Umqualifizierung und Weiterbildung für Beschäftigte auch in völlig neue Beschäftigungsfelder ermöglicht, ohne dass die wirtschaftliche Existenzgrundlage in Frage gestellt wird.

Um dieses neue Modell erfolgreich umzusetzen sind gemeinsame Anstrengungen der betrieblichen Akteure, der Tarifparteien und des Staates notwendig.“

Birgit Bohle, Vorständin Personal und Recht, Arbeitsdirektorin, Deutsche Telekom:

„Deutschland steht vor massiven Strukturbrüchen in der Beschäftigung und ist in vielen Bereichen mittendrin. Die Umbrüche finden über Branchengrenzen hinweg statt, innerhalb von Branchen und in den Unternehmen. Das hat Auswirkungen auf die Menschen und deren Beschäftigungsfähigkeit. Der ‚Kompetenz-Kompass‘ bietet sehr aufschlussreiche Einblicke in die Veränderungen der IT-Branche und liefert dazu Beschreibungen der wichtigsten Trends und der dringend benötigten Qualifikationen. Die Weiterbildung ihrer Beschäftigten ist und bleibt zentrale Aufgabe aller Unternehmen. Das Prinzip des lebenslangen Lernens verbunden mit modernen Learning-Plattformen ist in vielen Unternehmen daher fest verankert. Wichtig wird aber auch sein, dass alle gesellschaftlichen Akteure noch stärker und zielorientierter als bisher zusammenwirken. Sie alle bilden eine Verantwortungsgemeinschaft, geeint durch das gemeinsame Ziel: tragfähige Brücken in neue Beschäftigungsmöglichkeiten zu gestalten. Die Transformation unserer Wirtschaft geht uns alle an.“


Dr. Britta Matthes, Leiterin der Forschungsgruppe Berufe in der Transformation, IAB:

„Das Projekt hat deutlich gemacht: Die Digitalisierung verändert alle Berufe – egal, ob sie eher als technisch oder sozial bezeichnet werden. In der IT-Branche wird es immer wichtiger, mit Kund*innen und Anwender*innen bei der agilen Softwareentwicklung zu kooperieren. Im Gesundheitswesen werden verstärkt digitale Assistenzsysteme eingesetzt. Das könnte auch dazu führen, dass die Berufe, die derzeit noch vorwiegend von Männern ausgeübt werden, für Frauen attraktiver werden; und umgekehrt. Für alle gilt aber gleichermaßen: Sich zu informieren, welche neuen Technologien im Beruf verwendet werden, sich mit diesen Technologien auseinanderzusetzen – kurz gesagt, zu lernen – ist das Gebot der Stunde, auch für ältere, schon länger Erwerbstätige.“


Hintergrund

Das Forschungsprojekt ergänzt bestehende Initiativen zur Erhebung von zukünftigen Kompetenzbedarfen und leistet somit einen wichtigen Beitrag zur Umsetzung der Nationalen Weiterbildungsstrategie. Der „Kompetenz-Kompass“ unterstreicht die Bedeutung fundierter Kenntnisse über veränderte Kompetenzanforderungen, um die Beschäftigten und Arbeitsuchenden für die Arbeit von morgen zu befähigen. Das Projekt besteht aus zwei Teilprojekten.

Teilprojekt 1 sensibilisiert Unternehmen und Betriebsräte für branchenspezifische Entwicklungen

Zukünftige Kompetenzanforderungen sind hochgradig berufs- und arbeitsplatzspezifisch. Folglich ist wichtig, dass Unternehmen die Auswirkungen der digitalen und ökologischen Transformation in ihre individuelle Geschäfts- und Personalstrategie einordnen.

Ergebniseines ersten Teilprojekts sind drei Broschüren, die je Branche zunächst digitalisierungsgetriebene Trends und zukünftige Qualifizierungs- und Kompetenzbedarfe beleuchten und den Wandel von Berufs- und Tätigkeitsprofilen anschaulich anhand von konkreten Beispielen erläutern: Da Produktivitätspotentiale der Digitalisierung im Maschinenbau besonders groß sind, wird eine Verschiebung hin zu Routinetätigkeiten erkennbar. In dieser Branche entstehen zahlreiche neue Berufsprofile, die mit der Entwicklung und Anwendung neuer Technologien in Verbindung stehen wie zum Beispiel „Data Scientists“ und „UX (User Experience) Designer“. Auch in der IT-Branche wird man zukünftig neuen Berufenwie beispielsweise einem „Ethical Hacker“ begegnen. Des Weiteren ist zum Beispiel eine Verschiebung der Beschäftigung von niedrigeren in höhere Anforderungsniveaus zu verzeichnen. In der Gesundheitsbranche ist der Beschäftigungsanstieg besonders hoch auf Experten-, Spezialisten- und Fachkräfteniveau. So gewinnen neue Berufsbilder wie Biomedizinische Fachanalytiker*innen und Ingenieur*innen Biomechanik an Bedeutung.

Teilprojekt 2 entwickelt neues KI-gestütztes Analyseverfahren

Ergebnis eines zweiten Teilprojekts ist ein neues KI-gestütztes Analyseverfahren, das zukünftige Qualifizierungs- und Kompetenzbedarfe aus Online-Stellenanzeigen der Jobbörse der Bundesagentur für Arbeit (BA) ableitet. Das neue Verfahren ermöglicht es, Veränderungen sowohl fachlicher als auch überfachlicher Kompetenzanforderungen nachzuvollziehen. Zudem können Kompetenzanforderungen mit hoher Aktualität und Validität nach einzelnen Berufen, Regionen und Anforderungsniveaus aufgeschlüsselt werden.

Der Ergebnisbericht veranschaulicht das Potential des Verfahrens, das auch auf andere Branchen angewendet werden kann.

Auf
BMAS.de finden Sie folgende Publikationen:

BMAS / 14.09.2021

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