Am 15.08.2021 feiert die Notaufnahme der Hamburger Frauenhäuser, die „24/7“, ihr 5-jähriges Bestehen. Als zentrale Schnittstelle zwischen von Gewalt betroffenen oder bedrohten Frauen und den Frauenhäusern in Hamburg und Umgebung soll sie die Aufnahme und Vermittlung von Frauen in Frauenhäuser erleichtern. Die „24/7“ ist 24 Stunden am Tag, an 7 Tagen der Woche erreichbar. Ein zentrales Leitbild der Arbeit der „24/7“ ist die Parteilichkeit mit den Frauen und Kindern, die von Gewalt betroffen sind.
Seit ihrem Bestehen wurden ca. 4500 Frauen und Kinder in der „24/7“ aufgenommen und weitervermittelt. In der Notaufnahme finden die Frauen einen sicheren Ort, an dem sie individuelle Beratung zu ihren rechtlichen Möglichkeiten und konkrete Hilfe zur Selbsthilfe erhalten. Dazu sagt Sylvia Cadera: „Um sich aus einer Gewaltsituation oder -beziehung befreien zu können, ist ein sicherer Ort mit professioneller Unterstützung essenziell. Jede vierte Frau wird von ihrem eigenen Partner misshandelt, der sie nicht selten sucht und versucht weiter unter Druck zu setzen. Deshalb ist der Standort der „24/7“ streng geheim und unsere Arbeit geprägt von individueller Beratung und konkreter Hilfe zur Selbsthilfe“.
Die „24/7“ wird von einem Team engagierter Mitarbeiterinnen getragen. Die Arbeit mit den Frauen erfordert neben Sensibilität und Einfühlungsvermögen auch ein hohes Maß an Motivationskraft, Organisationsgeschick und Belastbarkeit. „Die Arbeitsbelastung in der „24/7“ ist enorm. Unser Personalschlüssel ist zu gering, was dazu führt, dass eine Schicht im Alleingang das Telefon betreut, die Aufnahme der Frauen koordiniert, sie berät, und sich wie nebenbei um den Haushalt kümmert. Die Coronapandemie hat unsere Arbeitsbelastung noch zusätzlich verschärft. Finanziell sind wir hier auf die Unterstützung der Behörden und auf Spendengelder angewiesen“, berichtet Jana Marx von ihrer Arbeit.
Neben der konkreten Unterstützung und der individuellen Beratung der Frauen ist den Mitarbeiterinnen der „24/7“ die politische Perspektive auf das Thema Gewalt gegen Frauen ein besonderes Anliegen. „Gewalt gegen Frauen ist eine der meistverbreiteten Menschenrechtsverletzungen unserer Zeit“, sagt Sinje Ludwig dazu. „Auch in Hamburg gehört Gewalt für viele Frauen und Kinder zu ihrem Alltag – und das unabhängig von Einkommen, Bildung und Gesellschaftsschicht. Deshalb ist unser Jubiläum nicht unbedingt ein Anlass zum Feiern. Kurz- und mittelfristig ist unsere Arbeit notwendig, aber als langfristiges Ziel wollen wir, dass diese Gewalt systemisch und strukturell ein Ende findet“.
24/7 / Hamburgerfrauenhäuser / 12.08.2021