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Beschäftigungs- und Sozialbericht

Auswirkungen der Pandemie verschärfen regionale Unterschiede und Gefälle bei der Lohngerechtigkeit

Der von der Generaldirektion Beschäftigung, Soziales und Integration erstellte jährlich erscheinende Bericht zur Beschäftigung und zur sozialen Lage in Europa bietet eine aktuelle wirtschaftliche Analyse der beschäftigungs- und sozialpolitischen Entwicklungen in Europa und thematisiert damit zusammenhängende Maßnahmenoptionen.

Die Europäische Kommission hat Dienstag den Bericht zur Beschäftigung und zur sozialen Lage in Europa 2021 veröffentlicht. Der Bericht zeigt, dass die COVID-19-Krise unterschiedliche soziale Auswirkungen hatte und bereits existierende regionale Ungleichheiten weiter verschärfen könnte. So waren in ländlichen Gebieten die Arbeitsplatzverluste fünfmal höher als in den Städten. Besonders stark waren zudem die EU-Staaten am Mittelmeer betroffen. EU-Sozialkommissar Nicolas Schmit erklärte: „Der Bericht zur Wirtschaft und zur sozialen Lage 2021 enthält Fakten dazu, wie die Pandemie die Menschen und Regionen in unterschiedlicher Weise getroffen hat. Das müssen wir berücksichtigen, wenn wir eine inklusive und nachhaltige Erholung erreichen wollen. Die größten Umwälzungen stehen uns noch bevor – deshalb brauchen wir eine Arbeitsmarktpolitik, die die Mobilität begünstigt, allen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern die besten Möglichkeiten bietet, qualitative Arbeitsplätze schafft und Unternehmen hilft, die bestausgebildeten Arbeitskräfte zu finden.“

Die wichtigsten Erkenntnisse des Beschäftigungs- und Sozialberichts sind:

  • Die Beschäftigung stieg für systemrelevante Tätigkeiten, die im Homeoffice ausgeführt werden können und wenig soziale Interaktion erfordern.Dies ist beispielsweise der Fall für das Versicherungswesen, die IT- und die Telekommunikationsbranche. Bei Tätigkeiten, die nicht von zuhause aus ausgeführt werden können, war ein starker Beschäftigungsrückgang zu verzeichnen. Dies galt insbesondere für die am stärksten von den Ausgangsbeschränkungen betroffenen Wirtschaftszweige wie das Hotel- und Gastronomiegewerbe und die Reisebranche. Weniger ausgeprägt war diese Entwicklung in systemrelevanten Berufen mit hoher sozialer Interaktion, z. B. im medizinischen Bereich sowie in der Pflege und Kinderbetreuung.
  • Die geografischen Auswirkungen der COVID-19-Krise sind sehr unterschiedlich verteilt, was zu einer Verschärfung der bereits vor der Pandemie existierenden regionalen Ungleichheiten führen könnte. In ländlichen Gebieten waren die Arbeitsplatzverluste fünfmal höher als in den Städten. Besonders stark waren die EU-Mitgliedstaaten in der Mittelmeerregion betroffen, da dort außerdem ein größerer Anteil der Beschäftigten im Tourismus tätig ist.
  • Die Regionen, die dem COVID-19-Schock am besten standhalten konnten, zeichnen sich durch gemeinsame Merkmale wie eine hohe regionale Produktivität, einen hohen Anteil qualifizierter Arbeitskräfte, umfangreiche Investitionen in Forschung und Entwicklung, hochwertige lokale Institutionen und solide digitale Infrastrukturen aus. Insgesamt haben gut funktionierende Arbeitsmärkte dem Wirtschaftsabschwung besser widerstanden.
  • Die Krise hat sich in unterschiedlicher Weise auf den nationalen sozialen Dialog und die Kollektivverhandlungen in den EU-Ländern ausgewirkt. Länder mit einem starken sozialen Dialog haben die Sozialpartner eher frühzeitig an der Ausarbeitung und Durchführung von Krisenmaßnahmen wie beispielsweise Kurzarbeitsregelungen beteiligt. In einigen EU-Ländern waren die traditionellen Tarifverfahren aus Gründen der öffentlichen Gesundheit eingeschränkt, in anderen dagegen wurden die Sozialpartner angesichts dringender öffentlicher Interventionen stärker einbezogen.
  • Der Rückgang der Beschäftigungsquote in der EU war bei Männern etwas höher als bei Frauen. Die Auswirkung der Krise auf das Geschlechtergefälle hängt jedoch von verschiedenen Faktoren ab. Die Pandemie hat traditionell bestehende geschlechtsspezifische Ungleichheiten deutlich gemacht. Frauen verzeichneten im zweiten Quartal 2020 einen stärkeren Rückgang bei der Arbeitszeit als Männer, da einige Branchen mit hoher Frauenbeschäftigung (z. B. Beherbergungs- und Gaststättengewerbe) stark vom Lockdown betroffen waren. Außerdem übernahmen Frauen weiterhin den größten Teil der Betreuungs- und Pflegepflichten und sahen sich Herausforderungen bei der Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben gegenüber.
  • Telearbeiter empfinden die Arbeit von zuhause aus als positiv, wenn sie IT- und andere Ausrüstung erhalten, die sie für die Arbeit benötigen, wenn sich ihre Arbeitszeit nicht erheblich verlängert und wenn die Arbeit mit der Familie vereinbar bleibt.

Hintergrund

Der von der Generaldirektion Beschäftigung, Soziales und Integration erstellte jährlich erscheinende Bericht zur Beschäftigung und zur sozialen Lage in Europa bietet eine aktuelle wirtschaftliche Analyse der beschäftigungs- und sozialpolitischen Entwicklungen in Europa und thematisiert damit zusammenhängende Maßnahmenoptionen. Es handelt sich um den richtungsweisenden Bericht der Europäischen Kommission im Bereich Beschäftigung und Soziales, der gemäß den Artikeln 151, 159 und 161 des Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen Union (AEUV) erstellt wird.

Der Titel der diesjährigen Ausgabe lautet: „Auf dem Weg zu einem starken sozialen Europa nach der COVID-19-Krise: Ungleichheiten reduzieren und Verteilungseffekte angehen“. Darin sind die positiven Auswirkungen der Maßnahmen aufgeführt, die die EU als Reaktion auf die Krise ergriffen hat, wie beispielsweise SURE, ein mit 100 Mrd. Euro ausgestattetes Instrument zur Erhaltung von Arbeitsplätzen und Einkommen während der Coronavirus-Krise. Im Jahr 2020 erhielten zwischen 25 und 30 Millionen Menschen Unterstützung aus SURE. Die Erkenntnisse des Berichts sind auch eine Bestätigung des Vorgehens der Kommission in den Bereichen Jugendbeschäftigung und Kompetenzen im Rahmen des Pakets zur Förderung der Jugendbeschäftigung und der europäischen Kompetenzagenda.

Zwar konnte die soziale und wirtschaftliche Krise infolge der COVID-19-Pandemie dank koordinierter Reaktionen auf EU- und auf nationaler Ebene abgefedert werden. Einige Bevölkerungs- und Berufsgruppen und Regionen sind dennoch besonders stark betroffen. Um die dank der EU erzielten Erfolge bei der Krisenreaktion nicht zu gefährden, müssen die Investitionen und die Reformen, die für die langfristige wirtschaftliche Erholung notwendig sind, mit einer starken sozialen Dimension einhergehen.

In dem Aktionsplan zur europäischen Säule sozialer Rechte, der im März 2021 vorgestellt wurde, sind ambitionierte Ziele auf EU-Ebene in den Bereichen Beschäftigung, Kompetenzen und Armutsbekämpfung für 2030 festgelegt und eine umfassende politische Agenda zu deren Verwirklichung skizziert. Das Versprechen eines starken sozialen Europas wurde auf höchster politischer Ebene erneuert – anlässlich des Sozialgipfels von Porto am 7. und 8. Mai 2021, an dem auch Sozialpartner und Zivilgesellschaft teilnahmen, und bei der Juni-Tagung des Europäischen Rates.

Der neue Impuls für die sozialen Rechte wird die Dynamik nutzen und verstärken, die durch den ehrgeizigen langfristigen EU-Haushalt im Umfang von 1,8 Billionen Euro und das Aufbauinstrument NextGenerationEU geschaffen wurde. Diese eröffnen den EU-Ländern Finanzierungsmöglichkeiten, um ein starkes soziales Europa zu fördern.

EU-Kommission / 06.07.2021

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