Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und die Klima Allianz Deutschland kritisieren in einem Sondervotum die Entscheidung des Nationalen Wasserstoffrats, auch Wasserstoff aus fossilen Quellen als förderwürdig zu deklarieren. Die zivilgesellschaftlichen Verbände weisen darauf hin, dass nicht alle Passagen des Wasserstoff-Aktionsplans im Wasserstoffrat einstimmig beschlossen wurden. Die strittigen Punkte wurden in einem Sondervotum festgehalten, das Bestandteil des offiziellen Berichts ist. Dieser wird heute an die Bundesregierung übergeben.
Verena Graichen, Mitglied im BUND-Vorstand und Mitglied des Nationalen Wasserstoffrates, kritisiert: „Nur grüner Wasserstoff aus erneuerbaren Energien ist eine nachhaltige Energiequelle. Blauer Wasserstoff aus fossilem Erdgas oder türkiser Wasserstoff aus Wärmeenergie sind nicht klimaneutral, deswegen können sie nicht auf einer Stufe mit grünem Wasserstoff stehen. Die nationale Wasserstoffstrategie hat eine Richtungsentscheidung für grünen Wasserstoff getroffen, das muss jetzt finanziell und planerisch unterstützt werden.“ Die Bundesregierung hatte in ihrer nationalen Wasserstoffstrategie das ausdrückliche Ziel erklärt, aus erneuerbaren Energien erzeugten, sogenannten grünen Wasserstoff zu nutzen und diesen schnell am Markt zu etablieren. Nur dieser Wasserstoff lässt sich wirklich nachhaltig produzieren. Der Nationale Wasserstoffrat weicht nun von dieser Priorisierung ab und empfiehlt der künftigen Bundesregierung, über die Option der „Erzeugungs- und Anwendungsförderung“ von fossilem Wasserstoff zu entscheiden.
Um die 1,5-Grad-Grenze des Pariser Klimaabkommens nicht zu überschreiten, müssen alle Sektoren schnellstmöglich klimaneutral umgestaltet werden. Der Nationale Wasserstoffrat spricht sich dennoch ohne feste zeitliche Limitierung für die Nutzung von Technologien wie Erdgas und auf fossiler Basis erzeugtem Wasserstoff aus. Christiane Averbeck, Geschäftsführerin der Klima Allianz Deutschland und Mitglied des Nationalen Wasserstoffrates, erklärt dazu: „Wasserstoff aus erneuerbaren Quellen ist bereits heute technologisch verfügbar und erprobt. Der Ausbau der Erzeugung erneuerbaren Wasserstoffs sollte nicht durch die Förderung von Erdgas und fossilem Wasserstoff verlangsamt werden. Das kostet zu viel knappe Steuergelder und birgt das Risiko, weitere jahrzehntelange Abhängigkeit von fossilen Strukturen zu zementieren. Die Nachfrage der Industrie sollte durch eine strikte Priorisierung der Anwendungsbereiche und den beschleunigten Ausbau zusätzlicher erneuerbarer Energien gedeckt werden. Eine Förderung von fossilem Wasserstoff weder ökologisch nachhaltig noch volkswirtschaftlich sinnvoll.“
Hintergrund:
Der Nationale Wasserstoffrat setzt sich zusammen aus Mitgliedern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft. Zielsetzung des Nationalen Wasserstoffrates ist es, die Bundesregierung bei der Weiterentwicklung und Umsetzung der Nationalen Wasserstoffstrategie zu begleiten und zu beraten. Im Hinblick auf die kommende Legislaturperiode hat der Wasserstoffrat auf seiner letzten Sitzung den Aktionsplan Wasserstoff verabschiedet, der konkrete Empfehlungen für die Weiterentwicklung der Nationalen Wasserstoffstrategie ausspricht. Dieser wurde heute veröffentlicht und an den Chef des Bundeskanzleramts Helge Braun übergeben.
BUND und Klima-Allianz Deutschland / 02.07.2021