Anlässlich des Siebenschläfertags am 27. Juni ziehen der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), die Justus-Liebig-Universität Gießen und die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung eine Zwischenbilanz ihrer gemeinsamen „Spurensuche Gartenschläfer“. Der Siebenschläfertag verdankt seinen Namen jedoch nicht der Schlafmaus, sondern einer christlichen Legende, erklärt Andrea Andersen, Verantwortliche für die Freiwilligeneinbindung im Projekt: „Die Nagetiere haben eines gemeinsam mit den sieben Christen, die angeblich im dritten Jahrhundert in einer Höhle eingemauert wurden und dort 195 Jahre schliefen. Siebenschläfer, die ihren Namen nach der Legende erhalten haben, und auch ihre kleinen Verwandten, die Gartenschläfer, halten um die 195 Tage Winterschlaf. Seit Jahrzehnten gehen die Bestände der Gartenschläfer drastisch zurück, sodass sie heutzutage stark gefährdet sind. Um die Ursache ihres Verschwindens zu erforschen, ist das Projektteam seit 2018 auf Spurensuche.“
In der Erforschung des Gartenschläfers wird innerhalb des Projektes, das im Bundesprogramm Biologische Vielfalt gefördert wird, auf verschiedene Techniken gesetzt: So startete im Mai 2021 die akustische Untersuchung der Gartenschläfer, bei der empfindliche Mikrofone zum Einsatz kommen. Dazu berichtet Johannes Lang von der Justus-Liebig-Universität Gießen: „Die Installation unserer getarnten Geräuschelogger erfolgt von einem Baum oder Pfosten aus. Aktuell sind wir noch in der Testphase und vergleichen zwei unterschiedliche Geräte miteinander. Die gesammelten Daten werden anschließend am Computer aufbereitet und eine künstliche Intelligenz darauf trainiert, die Gartenschläferrufe automatisch zu erkennen. Bisherige Erfahrungen zeigen, dass in warmen Sommernächten vor allem rund um Köln und Bonn, aber auch in Wiesbaden und Mainz das markante Quieken, Pfeifen und Murmeln von Gartenschläfern zu hören ist.“
Außerdem sind seit Kurzem Gartenschläfer in Wiesbaden, in Bonn und im Nationalpark Harz für die Wissenschaft „auf Sendung“: Einige Tiere tragen winzige Funkhalsbänder. Dadurch können ihre Schlafplätze gefunden und nächtliche Streifzüge dokumentiert werden. Das Projektteam erhofft sich aus diesen Daten Erkenntnisse zu gewinnen, die zum Schutz der kleinen Langschläfer eingesetzt werden können.
Nicht nur Forschende, sondern auch Bürgerinnen und Bürger können sich innerhalb des Projektes für den Gartenschläfer einsetzen und ihre Sichtungen und Spurenfunde online melden. So wurden seit April 2019 bereits mehr als 4.800 Hinweise an die Meldestelle mitgeteilt. Das ist ein gutes Zeichen für den kleinen Verwandten des Siebenschläfers.
BUND / 24.06.2021
Foto: BUND / Jiří Bohdal