Die Schauspielerin Ezgi Mola wird wegen „Beleidigung“ des Vergewaltigers, Soldaten und Faschisten Musa Orhan angeklagt. Die Staatsanwaltschaft fordert bis zu zwei Jahre und vier Monate Haft für Mola wegen eines Tweets, in dem sie die Freilassung von Orhan mit den Worten: „Ertrinkt in dieser Mentalität, die euch dazu bringt, diesen niederträchtigen Vergewaltiger freizulassen“, kritisiert.
Das Staatsverbrechen an Ipek Er
Der damals in Sêrt (tr. Siirt) stationierte Unteroffizier der Jandarma (Militärpolizei), Musa Orhan, hatte die 18-jährige Kurdin Ipek Er mehrfach vergewaltigt. Ipek Er hatte am 16. Juli in Qubîn (Beşiri) bei Êlih versucht, sich das Leben zu nehmen. In einem Abschiedsbrief hatte sie mitgeteilt, dass sie von Musa Orhan über zwanzig Tage gefangen gehalten, unter Drogen gesetzt und sexuell missbraucht wurde. Am 18. August war sie an den Folgen ihres Suizidversuchs im Krankenhaus verstorben. Der Täter, ein bekennender Anhänger der rechtsextremen „Grauen Wölfe“, war kurz festgenommen worden, wurde jedoch wegen fehlender Fluchtgefahr wieder laufengelassen. Die Vergewaltigung war durch eine gerichtsmedizinische Untersuchung bestätigt worden. Nach massiven Protesten wurde Musa Orhan am 19. August erneut festgenommen. Eine Woche später wurde er per Gerichtsentscheid wieder auf freien Fuß gesetzt.
„Orhan Vergewaltiger und Mörder“
Unter dem Hashtag #EzgiMolaYalnızDeğildir kursieren Tausende von Tweets, in denen sich mit Ezgi Mola solidarisiert wird. Die prominente Schauspielerin Hazal Kaya erklärte: „Ezgi Mola bezichtigte einen Vergewaltiger, ein niederträchtiges Leben zu führen, was ist daran falsch? Musa Orhan ist auch ein Mörder, der den Tod eines Menschen verursacht hat, und er ist frei. Niemand kann garantieren, dass er nicht das Leben einer anderen Frau nehmen wird.“
Auch der HDP-Abgeordnete Musa Piroğlu kritisierte das Verfahren gegen Mola scharf und erklärte: „Wenn wir Mola alleine lassen, dann sollten wir uns schämen.“
Der feministische Anwältinnenverein twitterte: „Wir fürchten weder eure Verfahren, eure Festnahmen, Razzien und Inhaftierungen noch eure Willkürjustiz. Wir werden weiter zum Ehrlosen, ‚ehrlos‘ sagen, zum Vergewaltiger, ‚Vergewaltiger‘, zum Dieb, ‚Dieb‘ und zum Mörder, ‚Mörder‘. Ohne jede Furcht!“
ANF