Der Städtetourismus boomt. Die hohe Anziehungskraft der europäischen Metropolen bringt den Kommunen zusätzliche Einnahmen, hat aber eine dramatische Kehrseite: Für die Stadtbewohner wird Wohnraum durch die hohe Anzahl an Kurzzeitvermietungen noch knapper und teurer. Auch in Köln ist die Not groß: In der einwohnerreichsten Stadt Nordrhein-Westfalens fehlen derzeit rund 10.080 Wohnungen. Eine mietpreisfreundliche und nachhaltige Alternative zur Kurzzeitvermietung ist der Wohnungstausch auf Zeit, wie ihn etwa die Online-Plattform HomeExchange anbietet. Die Kölner Nutzerin Marion verrät, warum sie ihr Gästezimmer schon lange gerne tauscht – und welche ungeahnten Vorteile sie dadurch erlebt.
Zum Karneval ist die Kölner Südstadt alljährlich ein großer Anziehungspunkt – auch für Touristen. Über eine Million Menschen wollen dabei sein, wenn es von Mitte November bis Anfang März heißt: „Kölle Alaaf!“. Das macht sich auch bei den Übernachtungspreisen in der Rheinmetropole bemerkbar, vor allem rund um Weiberfastnacht und am Rosenmontag: 2024 kostete ein Hotelzimmer an Weiberfastnacht beinahe 300 Euro pro Nacht – für ein zentrumsnahes Hotel mussten Besucher durchschnittlich sogar noch tiefer in die Tasche greifen. Als alternative Unterkunft sind für Touristen deshalb auch Ferienwohnungen sehr attraktiv.
Knapper Wohnraum durch Kurzzeitvermietungen
Das Problem für die Einheimischen: Der ohnehin angespannte Wohnungsmarkt verschärft sich durch die Zweckentfremdung von dringend benötigtem Wohnraum zusätzlich. Da die tageweise Vermietung an Touristen meist lukrativer ist als ein reguläres Mietverhältnis, entscheiden sich immer mehr Eigentümer für Ersteres – und entziehen dem Markt damit dringend benötigten Wohnraum.
Um dagegen vorzugehen, hat das Land Nordrhein-Westfalen 2022 in Aachen, Bonn, Dortmund, Düsseldorf, Köln und Münster eine Wohnraum-ID für Kurzzeitvermietungen eingeführt. Wer Wohnraum als Ferienwohnung anbietet, muss sich beim zentralen Bauportal der Landesregierung Nordrhein-Westfalen registrieren und bekommt im Anschluss eine Wohnraum-ID zugewiesen. Kurzzeitvermietungen mit bis zu 90 Tagen pro Kalenderjahr benötigen in Köln zwar keine Genehmigung. Anbieter müssen die Vermietung aber trotzdem melden. Im Vergleich mit den anderen NRW-Kommunen, die eine Wohnraum-ID verlangen, ist Köln diejenige mit den meisten Registrierungen: Zum 31. Dezember 2023 verzeichnete die Stadt 4.294 offizielle Anbieter.
Wohnungs- und Haustausch als nachhaltige Alternative
HomeExchange-Mitglied Marion, die im Gästezimmer ihrer zentrumsnahen Kölner Wohnung ebenfalls häufiger Städtereisende beherbergt, hat Verständnis für diese Maßnahme: „Ich begrüße die Regelungen zur Kurzzeitvermietung sehr. Auch wenn ich in den Anfangsjahren das Angebot von Anbietern wie Airbnb selbst gerne genutzt habe, zeigt sich doch, dass die Kurzzeitvermietung dazu geführt hat, dass Wohnraum sehr knapp und überteuert geworden ist.“ Sie geht deshalb heute bewusst einen anderen Weg: Als Mitglied einer sogenannten Home-Swapping-Plattform bietet sie ihr Zimmer ausschließlich interessierten Mitgliedern zum Tausch an. Statt Miete erhält sie dann eine Gegenleistung – und kann selbst in der Wohnung eines anderen Mitglieds übernachten, wenn sie auf Reisen ist.
Das Wohnungs- und Haustauschmodell gilt als nachhaltige, nicht-kommerzielle Alternative zur Kurzzeitvermietung: Private Wohnungen, die während des Urlaubs ihrer Bewohner ohnehin leer stehen würden, dienen als Urlaubsunterkunft für Gleichgesinnte, die ihr Zuhause wiederum mit anderen tauschen. Marion aus Köln hat das Konzept überzeugt: „Dadurch, dass man seine Ferien im Zuhause eines Tauschpartners verbringt, nimmt man niemandem Wohnraum weg.“ Mitmachen können nur registrierte Mitglieder von Online-Plattformen wie HomeExchange, aktuell der weltweite Marktführer für den Urlaub per Haustausch. Nicht nur bei Marion, auch bei anderen Kölnern ist die Plattform beliebt: 2024 fanden bisher 308 Tausche in der Rheinmetropole statt – ein Plus von 165 Prozent im Vergleich zu 2022.
Authentische Reiseerlebnisse: günstig, persönlich und individuell
Emmanuel Arnaud, Mitbegründer und CEO von HomeExchange, sieht im Haus- und Wohnungstausch eine nachhaltige Lösung für den Städtetourismus: „Im Gegensatz zur Kurzzeitvermietung geht er nicht zulasten der Einheimischen. Das Konzept nutzt stattdessen vorhandene, wohnwirtschaftliche Ressourcen noch besser aus – und versetzt auch Menschen mit geringerem Einkommen in die Lage, andere Länder zu bereisen und deren Kultur kennenzulernen.“ Da das Konzept auf Gegenseitigkeit beruht, erfordert es keine finanzielle Gegenleistung.
Marion kann bereits auf 82 Tauscherfahrungen zurückblicken. Neben dem Nachhaltigkeitsaspekt genießt sie auch die Vorteile einer persönlichen Beziehung zu den Tauschpartnern: „Ich bin immer wieder berührt vom Vertrauen, das mir meine Tauschpartner entgegenbringen, und tue alles dafür, dass sie sich freuen, wenn sie wieder in ihr Haus zurückkehren.“ Da sie sich bei der Reiseplanung mit HomeExchange an vorhandenen Tauschgelegenheiten orientiere, entdecke sie auch immer wieder Regionen und Orte, auf die sie sonst vielleicht nicht gekommen wäre, so Marion: „Erst kürzlich waren wir in den Niederlanden in einem kleinen Ort, den wir sehr charmant fanden. Unsere Gastgeber waren sehr herzlich, ihr Zuhause sehr schön und gemütlich. Wir haben dort einen sehr schönen Kurzurlaub verbracht.“
comcepta GmbH / 28.11.2024
Foto: Getty Images