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Eine handwerkliche Ausbildung ist kein Nachteil

Upcycler Moritz Bacher über die Zukunft des Handwerks

In Deutschland gibt es seit einigen Jahren einen Rückgang bei der Anzahl neuer Ausbildungsverträge im Handwerk. / Foto: Daniel Dückminor

Im Jahr 2022 blieben von den insgesamt 151.243 angebotenen Ausbildungsplätzen in überwiegend handwerklichen Berufen etwa 20.977 unbesetzt, was etwa jeder sechste Ausbildungsplatz ist und den höchsten Wert der letzten zehn Jahre darstellt. Der Fachkräftemangel ist besonders im Bauhandwerk stark ausgeprägt, wo etwa acht von zehn offenen Stellen nicht besetzt werden können.

Inmitten dieser Herausforderungen gibt es jedoch inspirierende Persönlichkeiten wie Moritz Bacher aus Rosenheim. Er zeigt durch seine innovativen Ansätze und sein leidenschaftliches Engagement für das Handwerk und Upcycling, wie man in dieser Branche erfolgreich und kreativ tätig sein kann. Als gelernter Zimmerer und Markenbotschafter für Carhartt demonstriert Moritz, wie man durch Kreativität und handwerkliches Geschick alte Materialien in neue, wertvolle Produkte verwandeln kann. Seine Projekte und sein Werdegang bieten wertvolle Einblicke und motivieren junge Menschen, eine Karriere im Handwerk in Betracht zu ziehen.

In diesem Interview spricht Moritz Bacher über seine Leidenschaft für Upcycling, die Bedeutung einer handwerklichen Ausbildung und wie traditionelle Handwerkskunst auch in einer zunehmend digitalisierten Welt relevant bleibt. Er teilt seine persönlichen Erfahrungen und gibt wertvolle Ratschläge für junge Menschen, die eine Karriere im Handwerk anstreben.

Deine Leidenschaft für alte Dinge und sinnvolles Recycling scheint in der Familie zu liegen. Kannst du mehr darüber erzählen, wie deine Großeltern dich beeinflusst haben?

Moritz Bacher: Mein Opa ist Antiquar und hat viel mit alten Gegenständen und Möbeln zu tun gehabt. Meine Oma sammelt leidenschaftlich Stühle und zwei meiner Onkel sammeln und handeln hobbymäßig mit Antiquitäten. Ich denke, man kann sagen, dass ich Upcycler-Gene habe. Meine Eltern hingegen sind das Gegenteil; was nicht gebraucht wird, muss weg. Zum Glück haben wir viel Platz und eine große Scheune. So konnte ich schon früh beginnen, Dinge einzulagern. Mittlerweile sehen meine Eltern, dass Gegenstände und Möbel durch meine Arbeit ein neues Leben bekommen und oft schnell einen neuen Besitzer finden.

Wie kamst du ursprünglich auf die Idee, alte Skateboards upzucyceln?

Moritz Bacher: Zwei meiner großen Hobbies sind Skateboardfahren und Basteln bzw. Arbeiten mit Holz. Vor etwa fünf Jahren brauchte ich ein Geburtstagsgeschenk für die Freundin eines meiner besten Freunde. Ich wollte eine Flasche Wein mitbringen und dachte mir, warum nicht einen Korkenzieher aus recycelten Skateboards bauen. Das Feedback auf der Party war so gut, dass ich begann, mehr alte und kaputte Skateboards upzucyceln und mir einen Social-Media-Account zuzulegen, um meine Leidenschaft zu teilen. Dort war das Feedback ebenfalls sehr positiv, was mich weiter motivierte.

Du bist gelernter Zimmerer. Welche Techniken aus dem Zimmererhandwerk wendest du bei der Restaurierung von Skateboards oder alten Möbelstücken an?

Moritz Bacher: Ich habe eine Zimmererlehre absolviert und anschließend Holztechnik in Rosenheim studiert. Beide Erfahrungen haben mir sehr geholfen. Ich habe den Umgang mit verschiedensten Werkzeugen gelernt und weiß, welches Werkzeug für welche Aufgabe am besten geeignet ist. Zudem habe ich ein Bewusstsein für die Gefahren bei der Verwendung von elektrischen Maschinen entwickelt. Mein Studium hat diese Kenntnisse vertieft. Bei der Restaurierung von Möbelstücken oder dem Neubau von Möbeln aus alten Skateboards greife ich gerne auf klassische Holzverbindungen zurück, die ihren Ursprung im Schreiner- bzw. Zimmererhandwerk haben. Es macht Spaß und fordert sowohl Geist als auch Körper.

Wie beeinflusst deine Arbeit als Markenbotschafter für Carhartt deine Upcycling-Projekte?

Moritz Bacher: Die Kooperation mit Carhartt Europe und die Tätigkeit als Markenbotschafter empfinde ich als große Ehre. Ich war schon immer ein großer Fan von Carhartt Workwear. Bei meinen Upcycling-Projekten und Videos kann ich natürlich bleiben und habe nie das Gefühl, Werbung machen zu müssen. Ich trug Carhartt Workwear schon vor der Kooperation und tue es weiterhin gerne.

Wie wichtig ist dir gute Arbeitskleidung in deinem Handwerk und welche Eigenschaften schätzt du besonders?

Moritz Bacher: Gute Arbeitskleidung ist für mich im Handwerk sehr wichtig. Beim Arbeiten mit Holz und Metall wird die Kleidung extrem beansprucht. Carhartt Workwear hält, was sie verspricht. Mein Lieblingsstück ist die Carhartt-Weste, die ich oft über meiner normalen Arbeitskleidung trage.

Gibt es bestimmte Ausrüstungsgegenstände oder Kleidungsstücke, ohne die du nicht arbeiten könntest?

Moritz Bacher: Ein „Must Have“ bei meiner täglichen Arbeit ist ein Bleistift mit manuellem Minenvorschub und Halterung für die Arbeitshose, ein Meterstab und eine leichte Carhartt-Weste mit vielen Taschen für kleines Werkzeug, wenn es die Temperaturen zulassen.

Welche Empfehlungen hast du für junge Handwerker, wenn es um die Auswahl der richtigen Arbeitskleidung geht?

Moritz Bacher: Ich empfehle allen Handwerkern, sich Arbeitskleidung zuzulegen, die zur Tätigkeit passt. Zum Beispiel Hosen mit verstärkten Kniepolstern für Fliesenleger oder Hosen mit Schnittschutz im Forstbereich. Die Arbeitskleidung sollte bequem sein, da man viel Zeit darin verbringt. Preis und Leistung sollten ebenfalls passen. Es lohnt sich, den Chef oder Ausbilder um Erstattung oder Zuzahlung der Kosten zu bitten, da die Sicherheit der Mitarbeiter jedem Betrieb am Herzen liegen sollte. Wenn die Arbeitskleidung auch noch stylisch sein soll, empfehle ich einen Blick auf carhartt.com.

Wie siehst du die Zukunft des Handwerks in einer zunehmend digitalisierten und automatisierten Welt?

Moritz Bacher: Definitiv ein zweischneidiges Schwert. Man sollte als Arbeitnehmer und Arbeitgeber mit der Zeit gehen, um nicht den Anschluss zu verlieren. Das bedeutet, in neue Technik zu investieren und den Mitarbeitern die Möglichkeit zu geben, sich fortzubilden. Trotzdem finde ich es wichtig, dass das Handwerk seine Traditionen bewahrt. Ohne Handarbeit geht es trotz CNC, Laser und 3D-Drucker nicht. Ich bin stolz darauf, Zimmerer zu sein, und finde, dass jeder handwerkliche Beruf ehrenwert ist. Jeder kann stolz darauf sein, etwas zu erschaffen, zu bauen oder zu kreieren.

Wie kann man deiner Meinung nach mehr junge Menschen dazu motivieren, eine handwerkliche Ausbildung zu beginnen?

Moritz Bacher: Der Hauptgrund, warum man arbeiten geht, ist, Geld zu verdienen. Genau hier müsste man ansetzen. Die jungen Leute müssen das Gefühl bekommen, dass es sich lohnt, einer körperlich anstrengenden Arbeit nachzugehen. Ein Erlass der Studiengebühren oder BAföG ohne Rückzahlung für alle, die vor dem Studium eine Lehre absolvieren, wäre eine Möglichkeit. Aufklärung über Werbung und Social Media könnte ebenfalls helfen. Es ist wichtig zu zeigen, dass eine handwerkliche Ausbildung kein Nachteil ist. Integration junger Menschen könnte durch weniger Bürokratie erleichtert werden und die Sprache würde sich in einer Ausbildung schneller erlernen lassen. Auch Content-Creator können junge Menschen beeinflussen. Ich versuche, meine Handwerk-Videos lustig zu gestalten, um zu zeigen, dass Handwerk Spaß macht. Selbst Hand anlegen zu können, schont die Umwelt, spart Geld und ist cool.

Macheete / 10.08.2024

Foto: Daniel Dückminor

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