Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) mahnt zusätzliche Mittel und Reformen für den Übergang der jungen Menschen von der Schule in die Ausbildung an. „Das Berufsbildungssystem steckt in der Krise, es ist strukturell unterfinanziert. Dabei müssen die jungen Menschen dringend besser auf die Ausbildung vorbereitet und beim Übergang von der Schule mehr unterstützt werden. Die Arbeitgeber müssen sich ernsthaft der Aufgabe stellen, die Abbrecherquote durch qualitativ gute Angebote zu senken. Deshalb haben der Pakt für die Berufsbildenden Schulen, aber auch die im Koalitionsvertrag der Ampelregierung vereinbarten Projekte wie das Startchancenprogramm, der Digitalpakt 2.0 und die Schulbausanierung höchste Priorität“, sagte Ralf Becker, GEW-Vorstandsmitglied Berufliche Bildung und Weiterbildung, am Dienstag zu den Ergebnissen der Studie „Bildung auf einer Blick 2023“ der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). „Wenn wir nicht endlich aktiv werden, wird der Anteil der Menschen, die keinen formalen Berufsabschluss haben, weiter steigen. Laut Berufsbildungsbericht haben in Deutschland 2,3 Millionen Menschen im Alter zwischen 18 und 34 Jahren keinen Berufsabschluss. Es ist absurd, einerseits über den Fachkräftemangel zu jammern und andererseits einen großen Teil der jungen Menschen, die da sind, nicht auszubilden“, stellte Becker fest.
Er machte deutlich, dass der steigende Anteil junger Erwachsener in Deutschland mit sehr niedrigem und sehr hohem Bildungsniveau zunehmend zu einer Polarisierung führe. Der Effekt: Es gebe immer weniger junge Menschen mit mittlerer Qualifikation. „Die Schere klafft immer weiter auseinander. Während uns die gestiegene Zahl der Hochschulabschlüsse freut, macht der wachsende Anteil junger Erwachsener ohne Berufsabschluss große Sorgen. Diesen jungen Leuten werden Lebens- und Berufsperspektiven genommen, sie haben wenig Teilhabechancen in der Gesellschaft. Deshalb muss das Berufsbildungssystem so reformiert und finanziert werden, dass wieder mehr junge Erwachsene einen Abschluss schaffen“, betonte der GEW-Berufsbildungsexperte.
Er wies darauf hin, dass Deutschland nach wie vor viel zu wenig Geld in die Bildung investiere, um das Land zukunftsfähig zu machen. Die Bundesrepublik investiere 4,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts in Bildung, der OECD-Schnitt liege bei 5,1 Prozent. „Die Milliarden Euro, die zu wenig für Bildung ausgegeben werden, fallen dem Land später durch niedrigere Steuereinnahmen und höhere Sozialausgaben doppelt und dreifach auf die Füße“, unterstrich Becker.
Info: Die OECD legt jährlich den Bericht „Bildung auf einen Blick“ vor, der die Situation in den 28 Mitgliedsländern beleuchtet. Der Bericht 2023 hat den thematischen Schwerpunkt „Berufliche Bildung“.
Laut Bericht ist Deutschland eines von nur zwei OECD-Ländern, in denen der Anteil der 25- bis 34-Jährigen ohne formalen Berufsabschluss zwischen 2015 und 2022 gestiegen ist (von 13 Prozent auf 16 Prozent). Er liegt inzwischen um zwei Prozentpunkte unter dem OECD-Durchschnitt.
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) / 12.09.2023
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