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Städtetourismus in Hamburg: Nachhaltiger durch Reisealternative Haustausch

Hamburg-Tourismus ohne Verdrängungseffekte

Die Perle des Nordens – Hamburg zieht jährlich Millionen Tourist:innen an / Foto: HomeExchange INC / Getty Images

„Die Bedürfnisse der Einheimischen müssen im Vordergrund stehen“

  • Touristische Kurzzeitvermietung boomt unaufhaltsam – trotz strenger Regulierung
  • Hamburger Mieterverein gegen Wohnraumzweckentfremdung: „Mit dem auskommen, was bereits vorhanden ist“
  • Lösungsalternative Haustausch: Keine Verdrängungseffekte, bezahlbarer Wohnraum bleibt erhalten

Proteste gegen Übertourismus auf Mallorca, ein komplettes Verbot von Kurzzeitvermietungen in Barcelona, erhebliche Einschränkungen bei der zeitweisen Wohnraumüberlassung in New York: Viele Touristen-Hotspots wehren sich gegen die immer weiter anwachsenden Besucherströme und die damit einhergehenden Probleme für die Einheimischen. Auch in der norddeutschen Metropole Hamburg treiben touristische Kurzzeitvermietungen über Plattformen wie Airbnb die Mietpreise immer weiter nach oben und verstärken den ohnehin schon großen Mangel an Wohnraum für Einheimische – trotz strenger Regulierungen. Eine nachhaltige Alternative – und ein echter Reisetrend – ist der Wohnungs- und Haustausch über Plattformen wie HomeExchange.

Hamburg ist nach Berlin das zweitbeliebteste Ziel für einen Städtetrip in Deutschland. Im vergangenen Jahr besuchten 7,4 Millionen Touristen das „Venedig des Nordens“ – eine Steigerung um etwa acht Prozent im Vergleich zu 2022. Hinzu kommen über 100 Millionen Tagesgäste jährlich. Hamburgs Beliebtheit bei Städtereisenden ist auch im aktuellen Jahr ungebrochen: Von Januar bis Juni gab es bereits 7,54 Millionen touristische Übernachtungen in der Hansestadt.

Einheimische sehen Hamburg-Tourismus überwiegend positiv

Der Tourismus ist für Hamburg eine wichtige Einnahmequelle. Etwa 11 Milliarden Euro geben Touristen jährlich in der Metropolregion aus. Dass der Tourismus ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Region ist, wissen auch die Einheimischen: Laut einer aktuellen Studie des Deutschen Instituts für Tourismusforschung stimmen neun von zehn Hamburger:innen dieser Aussage zu. 70 Prozent von ihnen sind zudem der Meinung, dass der Tourismus insgesamt positive Auswirkungen auf die Stadt hat. Eine Studie des Tourismusverbands Hamburg hat ergeben, dass 87 Prozent der Hamburger:innen so stolz auf ihre Stadt sind, dass sie diese Besuchern aus anderen Regionen und Ländern gerne präsentieren.

Mit dem Touristenansturm wächst auch der Kurzzeitmietmarkt

Mit der anhaltenden Beliebtheit Hamburgs als Touristen-Hotspot offenbaren sich jedoch auch Schattenseiten: So steigen die Kurzzeitvermietungen in der Hansestadt von Jahr zu Jahr an – trotz strenger Regulierungen.

Bereits seit 1971 gibt es in der Metropole ein Zweckentfremdungsverbot für Wohnraum, seit 1982 gilt das Hamburgische Wohnraumschutzgesetz (HmbWoSchG). Seitdem wurde es mehrmals angepasst, sodass heute gilt: Wer sein Haus oder seine Wohnung zur Kurzzeitvermietung anbietet, benötigt eine Genehmigung des Bezirksamtes, muss sich bei den Behörden registrieren und eine sogenannte Wohnraumschutznummer beantragen. Dann darf er seine Unterkunft für maximal 56 Tage im Jahr kurzzeitvermieten. Darüber hinaus müssen sämtliche Wohnraumüberlassungen innerhalb von zehn Tagen den Behörden gemeldet werden. Bei Zuwiderhandlung droht ein Bußgeld bis zu 500.000 Euro. Nach der Meinung von Gitta, Mitglied der Wohnungs- und Haustauschbörse HomeExchange, sind solche regulatorischen Maßnahmen gegen Kurzzeitvermietung unerlässlich: „Da diese für die Anbieter deutlich lukrativer als die Langzeitvermietung ist, würden Bürger und Bürgerinnen folglich von Tourist:innen verdrängt werden.“

Doch trotz der strikten Regelungen boomen Kurzzeitvermietungen auch in der Hansestadt: Waren 2019 insgesamt 5.279 Wohnraumschutznummern vergeben, sind es heute schon über 12.000. Dies freut Tourist:innen, denn sie können aus einer noch größeren Zahl von Unterkünften auswählen, wenn sie den Stadtstaat besuchen. Das geht jedoch auf Kosten der Einheimischen, wie Gitta bestätigt: „Seit einigen Jahren spitzt sich die Situation auf dem Wohnungsmarkt in Hamburg zu. Es wird immer schwieriger, eine bezahlbare Wohnung zu finden. Besonders schwierig erscheint die Lage für Familien und einkommensschwächere Menschen.“ Auch Helena, ebenfalls Mitglied von HomeExchange, kennt die Probleme: „Der Mangel an bezahlbarem Wohnraum ist real. Wohnungen, die nur als Ferienunterkünfte genutzt werden, nehmen Menschen, die langfristig in der Stadt bleiben wollen oder eine neue Bleibe suchen, wichtigen und bezahlbaren Raum.“ Das sieht auch Paul-Hendrik Mann vom Mieterverein zu Hamburg so: „Wichtig ist, dass klassischer Wohnraum nicht für Kurzzeitvermietungen gewerblicher Art zweckentfremdet wird und damit dem Wohnungsmarkt entzogen wird“, so der Rechtsberater. „Die großen Städte haben in der Regel bereits jetzt hohe touristische Übernachtungskapazitäten. Es müsste also versucht werden, mit dem auszukommen, was bereits vorhanden ist.“

Der Haustausch als nachhaltige Tourismusalternative

Den Tourismus abschaffen möchten die Hamburger:innen natürlich nicht. Vielmehr stellen sie sich die Frage, wie er nachhaltiger werden kann. Emmanuel Arnaud, CEO und Mitbegründer der Haustauschplattform HomeExchange, sieht nur einen gangbaren Weg: „Wir alle müssen unsere Vorstellungen von Reisen und Tourismus grundsätzlich neu denken. Nachhaltigkeit und ökonomischer Nutzen schließen sich nicht aus. Die Bedürfnisse der Einheimischen müssen aber im Vordergrund stehen – in Hamburg, auf Mallorca und überall anders.“

Auf HomeExchange, der weltweit größten Wohnungs- und Haustauschplattform, können Reisende ihre Privatunterkünfte über den Urlaubszeitraum hinweg miteinander tauschen, und das ganz ohne finanzielle Gegenleistung. Das Konzept, bei dem sogenannte GuestPoints gesammelt werden, überzeugt immer mehr Tourist:innen. Auch Gitta, die über die Plattform bereits 20 Tauschurlaube unternommen hat und ihr Haus in Hamburg Besucher:innen aus der ganzen Welt anbietet: „GuestPoints können nur für eigene Reisen verwendet und nicht zu Geld gemacht werden. Somit bergen Haustausche aus meiner Sicht keine Gefahr für eine Wohnraumverknappung. Würde der Haustausch die Kurzzeitvermietung verdrängen, würde er möglicherweise zur Eindämmung der Wohnungskrise beitragen.“

Emmanuel Arnaud sieht das ähnlich: „Im Gegensatz zu touristischen Kurzzeitvermietungen löst das Tauschkonzept keine Verdrängungseffekte aus, die zu weniger bezahlbarem Wohnraum für Einheimische führen.“

Zu Gast bei Freunden

Der Wohnungs- und Haustausch bietet zudem noch weitere Vorteile. Gitta schätzt vor allem den Community-Gedanken: „Natürlich sind die Gastgeber:innen nicht unsere Freunde – aber es fühlt sich häufig so an. Im Frankreich-Urlaub in diesem Sommer haben wir eine Familie kennengelernt, die uns spontan einlud, mit an die nahegelegene Küste zu fahren, weil wir selbst kein Auto dabeihatten.“ Ein Aspekt, den auch Helena hervorhebt: „Ich schätze die Community und ihre gemeinsamen Werte sehr. Alle Haustausche, die ich gemacht habe, waren tolle Erfahrungen. Im Vergleich zu anderen Urlaubsunterkünften fühlt man sich bei HomeExchange wirklich wie zu Hause, übernimmt Verantwortung und schätzt die Möglichkeiten des Reisens.“ Und das ganz ohne Verdrängungseffekte und andere negative Auswirkungen auf die Einheimischen.

comcepta GmbH / 05.09.2024

Foto: HomeExchange INC / Getty Images

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