Umfrage „Sicherer Schulweg“ der ADAC Stiftung: Mehrheit der Befragten bewertet Elterntaxis kritisch / Eltern fürchten höhere Unfallgefahr durch zu viel Verkehr vor dem Schultor / Hauptgründe für Elterntaxis sind praktischer Natur
Jedes vierte Grundschulkind legt seinen Schulweg zumeist im Elterntaxi zurück. Das ist das Ergebnis der Umfrage „Sicherer Schulweg“, die die ADAC Stiftung heute veröffentlicht. Die Hauptgründe dafür, dass Eltern ihre Kinder mit dem Auto zur Schule fahren und wieder abholen, sind praktischer Natur: Anschlusstermine, schlechtes Wetter und Zeitersparnis für das Kind. Nur wenige Eltern nennen als Grund einen unsicheren Schulweg. Dass Elterntaxis auf eben diesem mehrheitlich als sicher eingestuften Schulweg unnötige Gefahren heraufbeschwören, ist jedoch die größte Kritik der Eltern, deren Kinder zur Schule gehen, rollern oder radeln.
Vor allem das höhere Verkehrsaufkommen, dass durch das Bringen und Abholen der Kinder vor den Schulen entsteht, sieht die Mehrheit der Eltern kritisch. 62 Prozent finden, dass vor Schulbeginn und nach Schulende zu viele Autos in unmittelbarer Nähe des Schulgebäudes sind. 56 Prozent sagen, dass durch Elterntaxis gefährliche Verkehrssituationen entstehen. Fast ebenso viele Befragte wünschen sich räumlich abgetrennte Hol- und Bringzonen für Elterntaxis (55 Prozent).
Laut der Umfrage der ADAC Stiftung bringen im Frühjahr und Sommer 23 Prozent der Eltern ihr Kind während der Grundschulzeit mindestens 3- bis 4-Mal pro Woche mit dem Pkw zur Schule. Im Herbst und Winter erhöht sich der Anteil auf 28 Prozent. Über alle Schulformen hinweg beträgt der Anteil der Schüler, die zumeist von den Eltern zur Schule gefahren werden, 17 Prozent in den helleren und 21 Prozent in den dunkleren Jahreszeiten.
An mangelnder Sicherheit der Schulwege liegt es laut der Umfrage nicht, dass so viele Eltern ihre Kinder mit dem Auto zur Schule fahren. Eltern geben der Schulwegsicherheit durchschnittlich die Note 2,6. Als sehr sicher bzw. sicher stufen den Schulweg ihrer Kinder mehr als die Hälfte aller Eltern ein (56 Prozent).
Dazu passt, dass nur 11 Prozent derjenigen Eltern, die ihre Kinder regelmäßig mit dem Auto zur Schule fahren, dies aus Gründen der Verkehrssicherheit tun. Wesentlich häufiger als Gründe für den elterlichen Hol- und Bringservice angeführt werden Anschlusstermine des Kindes (39 Prozent), schlechtes Wetter (38), Schule liegt auf dem Arbeitsweg (30), Zeitaufwand des Kindes (23) und Bequemlichkeit (18).
Mobilitätsexperten sprechen sich dafür aus, Kinder selbstständig zur Schule oder zur Haltestelle gehen, rollern oder radeln zu lassen: „Gespür für den Straßenverkehr und seine Gefahren entwickeln Kinder als aktive Teilnehmer, nicht auf der Rückbank eines Autos. Der Fußweg oder die Fahrt mit dem Rad zur Schule sind ein wichtiges tägliches Training, um sich sicher und eigenständig im Straßenverkehr zu bewegen“, sagt Christina Tillmann, Vorständin der ADAC Stiftung. Zudem habe es positive Auswirkungen auf die Konzentrationsfähigkeit im Unterricht, die körperliche Fitness und das Sozialverhalten der Kinder, wenn sie den Weg gemeinsam mit anderen Schülern zurücklegen.
Obwohl Schulwege überwiegend als sicher eingestuft werden, begleiten auch viele jener Eltern regelmäßig ihre Kinder, die ihren Schulweg zu Fuß, per Tretroller oder auf dem Fahrrad zurücklegen. 34 Prozent der Eltern geben an, ihr Kind während der Grundschulzeit fast täglich zu begleiten, weitere 16 Prozent tun das zumindest gelegentlich. Über alle Schulformen hinweg sind 18 Prozent der Eltern fast immer an der Seite ihres Kindes, wenn es zur Schule geht, rollert oder radelt. Weitere 13 Prozent begleiten ihre Kinder gelegentlich.
Am meisten Angst um die Sicherheit ihrer Kinder auf dem Schulweg haben Eltern vor Verkehrsrowdys oder wegen möglicher Unachtsamkeiten anderer Verkehrsteilnehmer. 43 Prozent teilen diese Sorge. Es folgen allgemeine Sorgen um das Kind und mangelndes Vertrauen in die Verkehrssicherheit des Schulwegs (jeweils 26 Prozent). 20 Prozent der Eltern befürchten, dass ihr Kind nicht richtig aufpasst oder Verkehrssituationen nicht richtig einschätzt.
Mögliche Ablenkung ihres Kindes durch das Smartphone schätzen Eltern ebenfalls als Risiko ein. 62 Prozent aller Kinder haben ein Smartphone auf dem Schulweg dabei, und bei mehr als jedem vierten Kind von ihnen wissen Eltern, dass es dadurch schon mal zu brenzligen Situationen gekommen ist (26 Prozent). Eltern von Grundschulkindern berichten sogar zu 43 Prozent von gefährlichen Situationen aufgrund von Ablenkung durch Smartphones.
Zum Schuljahresbeginn startet die ADAC Stiftung ihre bundesweite Kampagne „Sicher zu Fuß zur Schule“. Ziel ist es, das verantwortungsbewusste Verhalten aller Verkehrsteilnehmenden im Straßenverkehr zu fördern. Die Kampagne richtet sich an Eltern und Kinder, Pädagoginnen und Pädagogen sowie alle Verkehrsteilnehmenden, die im Umfeld von Schulen unterwegs sind.
Die Kampagne besteht aus einer großen Plakatkampagne und zahlreichen Social Media Aktionen. Auf der Website verkehrshelden.com/schulstart stellt die ADAC Stiftung umfangreiche Informationsmaterialien und Lösungsvorschläge kostenlos zur Verfügung. Außerdem bietet die Website ein Gewinnspiel mit attraktiven Preisen, zum Beispiel ein Wochenende im Ravensburger Spieleland für zwei Erwachsene und zwei Kinder.
Kampagnenwebsite: https://verkehrshelden.com/schulstart
ADAC Stiftung / 06.09.2024
Foto: ADAC Stiftung
Über die Umfrage:
Die ADAC Stiftung hat, mit Unterstützung der komma Forschungs- und Beratungsgesellschaft mbH, bundesweit 1.009 Eltern von Schulkindern von 5 bis 15 Jahren, die den Schulweg ihres Kindes beurteilen können, befragt, um detaillierte Erkenntnisse darüber zu gewinnen, wie sie die Sicherheit des Schulweges ihrer Kinder empfinden und an welchen Stellen Verbesserungen möglich bzw. notwendig sind. Pressematerial steht zum Download bereit unter: https://stiftung.adac.de/pressematerialien/
Über die ADAC Stiftung:
Die ADAC Stiftung konzentriert sich in ihrer Arbeit auf zwei Themen: Mobilität und Lebensrettung. Sie setzt sich dafür ein, dass alle Menschen in Deutschland ihrem Bedürfnis nach Mobilität sicher und nachhaltig nachkommen können. Und dass Menschen mit akuten Verletzungen oder in lebensbedrohlichen Situationen im ganzen Land schnelle und wirksame Hilfe erhalten. Zudem fördert sie mit der Einzelfallhilfe gezielt die soziale Teilhabe von Unfallopfern und ihren Familien.
Mit ihren Mobilitätsbildungsprogrammen „Aufgepasst mit ADACUS“, „Achtung Auto 2.0“ und „Roller Fit“ erreicht sie jährlich 450.000 Kinder, was sie zum führenden zivilgesellschaftlichen Mobilitätsbildungsanbieter an Kitas und Schulen in Deutschland macht.