Der Wunsch der Menschen nach einem Verfahren das heilt, natürlich ist und sich leicht zu Hause anwenden lässt, ist aktueller denn je. Doch bereits vor über 150 Jahren erkannte Sebastian Kneipp, dass der Schlüssel zur Gesundheit im harmonischen Zusammenspiel von Körper, Geist und Seele liegt. Sein Heilverfahren beruht auf der Symbiose von fünf Elementen: Wasser, Ernährung, Bewegung, Pflanzenheilkunde und Innere Ordnung. Ab 1855 wirkte der Pfarrer in Bad Wörishofen, wo Kneipp noch heute täglich gelebt wird: Kneipp-Gesundheitstrainerin Karin Bendlin spricht über die Säule der Pflanzenheilkunde und wie diese in die Küche gehört.
„Bad Wörishofen ist für mich mehr als nur ein Zuhause – es ist ein Ort, an dem ich das Glück habe zu leben, wo andere Urlaub machen“, erklärt Karin Bendlin, erfahrene Gästeführerin und Kneipp-Gesundheitstrainerin in der Kneippstadt Bad Wörishofen. Mit 30-jähriger Erfahrung und umfassendem Fachwissen in Gesundheitsthemen teilt sie ihre Leidenschaft für Gesundheit sowie Kräuter und deren vielseitige kulinarische Anwendung. Durch ihre Ausbildung zur pharmazeutisch-technischen Assistentin, sowie ihrer spezialisierten Weiterbildung zur Kneipp-Gesundheitstrainerin an der renommierten Sebastian-Kneipp-Akademie, bringt sie nicht nur umfassende Kenntnisse mit, sondern auch eine Begeisterung für die vielfältige Nutzung von Heilkräutern in der Küche. Karin Bendlin im Interview:
Welche Vorteile bieten Heilkräuter in der Küche für die Gesundheit und das Wohlbefinden? Was bewirken sie?
Eine Fülle von Heilkräutern findet Anwendung in der Küche, zum Beispiel als Würzmittel, und verleiht nicht nur Geschmack, sondern birgt auch gesundheitliche Vorteile. Die Bitterstoffe im Thymian regen die Produktion von Speichel und Magensaft an, während sie gleichzeitig als Immunstimulanzien wirken. Die Verwendung von Kräutern zum Würzen reduziert zudem den Salzverbrauch und trägt somit positiv zur Regulierung des Blutdrucks bei.
Welche Heilkräuter eignen sich besonders gut zur Linderung häufiger gesundheitlicher Beschwerden, wie beispielsweise Stress, Schlafstörungen oder Verdauungsproblemen?
Wenn man gezielt eine Erkrankung behandeln möchte, erfordert dies die therapeutische Anwendung von Heilkräutern in erhöhter Dosierung, um die gewünschte Wirkung zu erzielen. In Stresssituationen kann beispielsweise ein Melissen-Tee hilfreich sein. Bei einer gezielten Teetherapie wird empfohlen, drei Tassen täglich in Schlucken (auch als „Kneippschlucken“ bekannt) zu trinken. Hier ist es wichtig sich stets ausreichend Zeit zu nehmen. Zusätzlich kann die Achtsamkeit für den eigenen Körper, auch bekannt als Ordnungstherapie, unterstützend wirken. Melisse ist hilfreich bei Schlafstörungen, während Verdauungsprobleme oft mit Bitterstoffpflanzen wie Thymian, Tausendgüldenkraut oder Wermut gelindert werden können.
Welche Heilkräuter eignen sich besonders gut zur Stärkung des Immunsystems und wie können sie in Gerichten oder Getränken integriert werden?
Thymian, Meerrettich und Kapuzinerkresse enthalten Bitterstoffe und Senfölglykoside, die das Immunsystem stärken. Thymian eignet sich zum Beispiel als Gewürz und Meerrettich kann einfach über Salate gerieben werden – besonders lecker über Kartoffelsalat. Kapuzinerkresseblüten sind nicht nur eine hübsche Dekoration für Salate, sondern verleihen diesen auch eine besondere Note. Alternativ kann man einen Kapuzinerkresseessig herstellen, der über den Winter genutzt werden kann. Ergänzend zur Stärkung des Immunsystems sind Kneipp’sche Waschungen eine empfehlenswerte Methode.
Können Sie Ratschläge geben, wie man Heilkräuter am besten anbaut und pflegt, um sie frisch in der eigenen Küche verwenden zu können?
Thymian, Salbei und Rosmarin kann man als Stock kaufen (Bioware) und in den Garten pflanzen. So hat man den Sommer über immer etwas zum Abschneiden und Verwenden. Alternativ können einige Blätter für den Winter getrocknet werden, wobei die Pflanze in der kalten Jahreszeit abgedeckt werden sollte, zum Beispiel mit Reisig. Einjährige Pflanzen wie die Kapuzinerkresse können entweder direkt im Freien gesät oder im Haus vorgezogen werden.
Können Sie einige Ihrer persönlichen Lieblingsrezepte mit Heilkräutern verraten und erklären, warum Sie sich für diese Kräuter entschieden haben?
Salbei eignet sich ideal für Salbeignocchi und wirkt nebenbei antibakteriell, entzündungshemmend und lindert Verdauungsbeschwerden. Einfach in Butter anbraten und die Gnocchi hinzufügen. Rosmarinblätter können fein gehackt über Kartoffeln gestreut und als Ofenkartoffel gebacken werden. Eine weitere Möglichkeit ist, zwei Handvoll Kapuzinerkresseblüten mit 0,5 Liter Apfelessig zu übergießen, zwei Wochen ziehen zu lassen und den Essig, nach dem Abseihen durch ein Mulltuch, für Salate zu verwenden. Eine besondere Empfehlung: Bestreichen Sie ein Stück Brot mit Butter und Honig, bestreuen Sie es mit Thymian (frisch oder getrocknet) und legen Sie dünn Knoblauchscheiben darauf. Essen Sie diese Kombination dreimal täglich, um Erkältungen abzuwehren. So nutze ich gerne Kräuter in der Küche, da sie nicht nur gut schmecken, sondern auch positive Auswirkungen auf unsere Gesundheit haben. Beachten Sie: Kräuter können in der Küche als Nahrungsergänzung verwendet werden und haben positive Effekte auf unsere Gesundheit. Sollte jedoch eine Erkrankung auftreten, ist es ratsam, eine andere Anwendungsform (Tee, Tinktur, Inhalation) oder eine andere Dosierung zu wählen und gegebenenfalls Rücksprache mit einem Arzt oder Apotheker zu halten.
Kräuterführungen in Bad Wörishofen
In den Monaten Mai und Juli führt Karin Bendlin, Pharmazeutisch-technische Assistentin, Kneipp-Mentorin SKA und Kneipp-Gesundheitstrainerin SKA, durch die fünf Kräutergärten und den Duft- und Aromagarten in Bad Wörishofen. Bei der Führung gibt Karin ihr ganzes Wissen über die Kräuter an Teilnehmer weiter – ganz im Sinne Sebastian Kneipps. Blinde und Sehbehinderte können die Vielfalt der Pflanzen an der Duft- und Tast-Galerie entdecken.
Münchner Marketing Manufaktur GmbH / 23.11.2023
Foto: ©Kur- und Tourismusbetrieb Bad Wörishofen