Nicht nur Parks, Terrassen und Gärten bieten Wildbienen & Co. Lebensraum. Auch Friedhöfe haben großes Potenzial, so zum Beispiel der Urnenfriedhof Gerichtstraße in Berlin-Wedding. Hier weihte gestern das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) gemeinsam mit der Stiftung für Mensch und Umwelt drei Wildbienen-Nistquartiere plus Neupflanzung ein.
Neue Nistquartiere alleine helfen den bedrohten Wildbienen wenig weiter. Erst in Kombination mit attraktiver Nahrung finden die Bestäuber, was sie zum Überleben brauchen. Aus diesem Grund wurden auf dem Urnenfriedhof zusätzlich 150 heimische und für die Region passende Wildstauden der Initiative „Tausende Gärten – Tausende Arten“ gepflanzt. Unsere einheimische Tier- und Pflanzenwelt hat sich in einem sehr langen Evolutionsprozess aneinander angepasst und ist für ihren Fortbestand voneinander abhängig. Daher ist die Auswahl der für die Region passenden Bepflanzung ein entscheidender Faktor für die Förderung der lokalen Biodiversität. Drei Infotafeln auf den Rückseiten der Nisthilfen informieren über den neuen Wert, den der Friedhof nun insbesondere für Wildbienen hat. An der Einweihung nahmen unter anderem BVL-Präsident Friedel Cramer, Dr. Ramona Lichtenthäler (Leiterin des BVL-Nachhaltigkeitsteams) und Cornelis Hemmer (Stiftungsleiter) teil.
Initiiert hatte die Aktion das BVL, das sich nur wenige Gehminuten vom Urnenfriedhof entfernt befindet. Das Amt möchte die lokale heimische Vielfalt stärken. Die Stiftung für Mensch und Umwelt, bekannt für ihre Bienenschutz-Initiative „Deutschland summt!“, freut sich, als Experte die Aktion zu unterstützen. Erst vor wenigen Wochen reisten Mitarbeiter der Stiftung nach Braunschweig, um dort auf dem BVL-Gelände ebenfalls eine neue Wildbienen-Nisthilfe zu errichten. „Unsere Gesellschaft wandelt sich: Mittlerweile schauen die Leute genauer hin. Sie fragen sich: ‚Wo gibt es freie Flächen, die naturnah gestaltet werden können?‘ Egal, ob auf dem Friedhof oder im Hinterhof der Mietswohnung. Das Bewusstsein, dass Stadtnatur wichtig ist, wächst“, so Cornelis Hemmer, Gründer und Leiter der Stiftung für Mensch und Umwelt. „Ich freue mich sehr, mit der heutigen Aufstellung unserer Wildbienen-Nisthilfen nun auch am neuen Berliner Standort etwas für die heimische Biodiversität zu tun. Gleichzeitig schaffen wir damit auch für uns selbst und unsere Nachbarschaft einen attraktiven Anlaufpunkt in der Umgebung des seit Juni neu bezogenen Gebäudes im Wedding“, hob der Präsident des BVL, Friedel Cramer, bei der Einweihung hervor.
Hintergrund
Mehr als die Hälfte der circa 600 heimischen Wildbienenarten sind in ihrem Bestand bedroht. Die Ursachen für den Rückgang und die Gefährdung der Insekten liegen in der Zerstörung ihrer Lebensräume und in der Verminderung ihres Nahrungsangebots.
Über das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit
Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit wurde im Jahr 2002 aufgrund der Lebensmittelkrisen in den 1990er Jahren gegründet. In insgesamt sieben Arbeitsbereichen beschäftigt es sich unter anderem mit den Themen „Lebensmittel“, „Verbraucherprodukte“ und „Gentechnik“. Die Dienststellen befinden sich an mehreren Standorten in Berlin und Braunschweig. Mehr unter: www.bvl.bund.de
Über die Stiftung für Mensch und Umwelt
Die Stiftung für Mensch und Umwelt ist eine gemeinnützige Stiftung. Sie realisiert eigene Projekte und ist insbesondere für ihre Initiative Deutschland summt! bekannt. Damit lenkt die Stiftung seit dem Jahr 2010 die Aufmerksamkeit auf Möglichkeiten, dem Insektensterben entgegenzutreten. Es entstand ein Netzwerk aus über 35 Gemeinden, Kommunen und Landkreisen, das sich vor Ort für mehr biologische Vielfalt einsetzt. Darüber hinaus plant und realisiert das Naturgarten-Team der Stiftung Naturgärten im Wohnungsbau, im öffentlichen Grün sowie naturnahe Firmengärten. Mit ihrem Deutschland summt!-Pflanzwettbewerb motiviert die Stiftung seit dem Jahr 2016 Kinder und Erwachsene zu insektenfreundlichen Pflanzaktionen.
Stiftung für Mensch und Umwelt / 07.09.2023
Foto: © BVL