Seit jeher kreuzen nomadische Völker die Weiten der Sahara, lange bevor europäische Kolonialmächte dort Grenzen einzogen. Viele Reisende wollen diese einzigartige Natur erleben und auch die Kultur der Menschen kennenlernen. Targi Seddik Mehiri vom nomadischen Volk der Imuhar (Tuareg) tourt seit einigen Jahren mit kleinen Reisegruppen in Süd-Algerien durch die große Wüste. Er weiß die Neugier seiner Gäste zu schätzen: „Gott sei Dank kommen die Leute, die mitreisen, mit einem großen Interesse an Kulturen. Der Mensch ist in der Lage, den anderen zu verstehen“, sagte er in einem Interview mit der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV). Er ärgert sich hingegen, wenn „kleine Kinder beschenkt werden. Durch dieses Verhalten werden sie zu Bettlern erzogen“, sagt er.
„Für die Imuhar ist es gut, Gäste aus anderen Ländern selbst umherzuführen. So können sie ihre eigene Kultur selbst darstellen und für sich selbst sprechen“, bestätigt GfbV-Referent Dr. Kamal Sido. „Bei Kindern ist jedoch Vorsicht geboten, denn sie gehören in die Schule. Wenn sie lernen, dass der Umgang mit touristischen Gästen für sie profitabler ist, geraten sie in eine Abhängigkeit. Eigentlich wohlmeinende Menschen erschweren ihnen so den Zugang zu Bildung und Wegen aus der Armut.“
Zugleich helfen Einnahmen aus dem Tourismus den Imuhar, Viehherden zu halten. Das wird immer schwieriger: Der Klimawandel löst Dürren aus und die willkürlichen Landesgrenzen, buchstäblich mit dem Lineal gezogen, schränken ihre Bewegungsfreiheit ein, wie Herr Mehiri weiter berichtet: „Wir waren darauf angewiesen, frei umherzuziehen, denn wenn es zum Beispiel viel Regen in Süd-Algerien gab und im Niger nicht, dann sind wir mit unseren Tieren nach Algerien gezogen. Die neuen Landesgrenzen verhindern das, sodass auf trockenen Weiden ums Überleben gekämpft wird.“
Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) / 06.07.2023