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Beschäftigte der Stadt schlagen Alarm – Gute Arbeitsbedingungen in der Daseinsvorsorge sind das beste Mittel gegen Fachkräftemangel!

Öffentlicher Dienst Hamburg

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Am Montag, den 3. Juli, übergeben Beschäftigte aus wichtigen Bereichen der öffentlichen Daseinsvorsorge in Hamburg 30 Brandbriefe, die die Beschäftigten der Abteilungen und Bereiche unterschrieben haben, an Finanzsenator Andreas Dressel. Darin schildern sie die unverändert hohe Arbeitsbelastung, z.B. beim ASD, in den Grundsicherungsämtern, auf den Bauhöfen, in den Fachstellen für Wohnungsnotfälle oder verschiedenen Bereichen der Feuerwehr.

Die Aktion findet statt am um 15:30 Uhr auf dem Gänsemarkt.

Die Beschäftigten der Freien und Hansestadt Hamburg (FHH) erneuern damit ihre seit Monaten vorgetragene Kritik an ihren Arbeitsbedingungen.

Mit Blick auf die im Herbst anstehende Tarifrunde für die Beschäftigten der Länder (TdL) fordern sie erneut vom Finanzsenator, der in der Tarifrunde auch Verhandlungsführer ist, und vom Bürgermeister mehr Bewegung in Richtung einer besseren Bezahlung.

Damit könne nach Ansicht der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) auch die Abwanderung dringend benötigter Fachkräfte in das Hamburger Umland, wo die Bezahlung deutlich besser ist, oder in die Privatwirtschaft gestoppt werden.

„Fachkräftemangel, extreme Belastung und Abwanderung bilden einen Teufelskreis, den die politisch Verantwortlichen durchbrechen können, wenn sie endlich für eine deutlich bessere Bezahlung sorgen“, sagt Irene Hatzidimou, stellvertretende Fachbereichsleiterin Öffentliche und private Dienstleistungen, Sozialversicherung und Verkehr bei ver.di Hamburg.

Ein Viertel aller offenen Stellen der FHH konnte 2022 nach dem aktuellen Personalbericht nicht besetzt werden. 71 Prozent der Tarifbeschäftigten der FHH erhielten 2020 ein Entgelt unterhalb des Hamburger Medianlohnes in Höhe von 3962 Euro.

Max Stempel, zuständiger Gewerkschaftssekretär bei ver.di Hamburg, erklärt: „Gute Bezahlung ist eine wesentliche Maßnahme gegen den Fachkräftemangel, unter dem Beschäftigte und Bürgerinnen und Bürger gleichermaßen leiden. Der Senat kann sofort handeln, wenn er will. Wir haben dem Finanzsenator schon im Herbst pragmatische und umsetzbare Vorschläge gemacht, um die Bezahlung kurzfristig zu verbessern. Leider hat Herr Dressel diese nicht aufgegriffen und so die Chance vertan, sofort wirkende Maßnahmen zur Entlastung des Personals und zur Bindung von Fachkräften einzuleiten.“

So sei es beispielsweise ohne Probleme möglich, den Tarifbeschäftigten vorab ein um bis zu zwei Stufen höheres Entgelt zu gewähren. Auch die Zahlung einer Inflationsausgleichsprämie hat der Senator im Herbst 2022 – mit Verweis auf die diesjährige Tarifrunde – abgelehnt. 

Nicole Drücker, ver.di-Vertrauensfrau beim Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer, beschreibt die Stimmung bei den Beschäftigten: „Mit der Übergabe der Brandbriefe machen wir nochmals deutlich: Die Kolleginnen und Kollegen können nicht mehr, wichtige Bereiche der Daseinsvorsorge in Hamburg bluten aus und können schon jetzt kaum noch Fachkräfte gewinnen, letztlich geht es hier auch um die Versorgung der Hamburger Bevölkerung! Die Verantwortung dafür liegt beim Senat und beim Bürgermeister.“

Bei der Kundgebung erhalten die Demonstrant*innen solidarische Unterstützung von Kolleg*innen aus den Stadtstaaten Berlin und Bremen, die ebenfalls von dieser Problemlage betroffen sind, und von den Aktivist*innen der Initiative TVStud, in der Student*innen, für eine tarifliche Bezahlung ihrer Beschäftigung kämpfen.

Zitate aus den Brandbriefen:

ASD Harburg Zuwanderung:

(…) Wir unterstützen hochtraumatisierte Kinder und Jugendliche (…)  (unsere) Fachkräfte können sich das Leben in dieser Stadt nicht mehr leisten (…) sechs Stellen sind aktuell unbesetzt.

ASD Harburg Kern:

Wir sind für den Schutz aller Kinder der Stadt da (…) um Personallücken zu schließen und die Kolleg*innen zu entlasten (…) um den Kindern und Familien die öffentliche Daseinsvorsorge geben zu können, auf die sie ein Recht haben, (…) braucht es eine Hamburg-Zulage.

ASD Hamburg Nord Zuwanderung:

(…) Freie Stellen können nicht nachbesetzt werden (…)

Die Krankheitsausfälle steigen stetig. Steigender Druck und Stress führt bei den Mitarbeitenden zu massiver Dauerüberlastung und Frustration (…) Daraus resultieren Langzeiterkrankungen sowie weiterer Weggang von Mitarbeiter*innen (…)

Es ist unverantwortlich, uns und unsere Klienten in dieser Situation alleine zu lassen.

Grundsicherungs- und Sozialabteilung im Bezirksamt Hamburg-Nord:

Eine (…) Beratung der hilfesuchenden Bürger*innen (…) ist seit langem, wenn überhaupt, nur noch eingeschränkt möglich.

Unsere Kolleg*innen sind frustriert (…) wechseln in umliegende Kreise.

Bauhof Altona:

(…) viele Kolleg*innen beim Bauhof Altona (haben) gekündigt und sind zurück in diefreie Wirtschaft, da die Bezahlung dort besser ist. Wir fordern die Hamburg-Zulage (…), damit wir neues Personal finden bzw. Personal halten können.

Bauhof Wandsbek:

(…) Alleine im Straßenbau fehlen 10 Leute. (…) Vor einigen Monaten wurde in der Schlossstraße eine komplette Spur gesperrt, weil kein Personal da ist, um die Asphaltlöcher zu schließen. (…) Im Gartenbau fällt das Bäume setzen hinten runter (…).

Der Lohn (ist) im Vergleich zur freien Wirtschaft zu niedrig (…).

Wir sind es leid als Prellböcke für diese politisch gemachten (…) Missstände herzuhalten: Hassnachrichten auf Twitter, Fragen wie: „Was macht ihr den ganzen Tag“ (…)

Bewährungshilfe & Gerichtshilfe Abschnitt West beim Eimsbütteler Bezirksamt:

(…) Durch Integration und Resozialisierung von Straftäter*innen in die Gesellschaft, sinkt die Wahrscheinlichkeit erneuter Straffälligkeit! (…)

Wenn sich die angestellten Sachbearbeiter*innen ihre eigene Stadt nicht mehr leisten können, läuft gewaltig etwas schief! (…)

Fachstelle für Wohnungsnotfälle (BFW) des Bezirksamts Bergedorf:

Wir (…) beobachten eine zunehmende Unterversorgung von wohnungslosen Menschen in Hamburg. (…) um unseren Auftrag im Kampf gegen die Wohnungslosigkeit in Hamburg erfüllen zu können (…) um (…) für dringend gebrauchte Nachwuchskräfte attraktiver zu (werden), (…) brauchen wir endlich die Hamburg-Zulage!

Fachamt Management des öffentlichen Raumes des Bezirksamtes Bergedorf:

Wir sorgen (…) (für) verkehrssichere Straßen, (…) Geh- und Radwege in Bergedorf.

(…) gewährleisten Schutz vor Überschwemmungen (…) Wir sorgen für sichere (…) Spielplätze (…) (für) Erschließung von Grundstücken an das öffentliche Straßen- und Wegenetz (…), mit dem Ausbau von (…) alternativen Mobilitätsangeboten für einen Bergedorfer Beitrag zur Mobilitätswende und zum Klimaschutz.

All das können wir (…) nur (…) tun, wenn wir genügend qualifizierte Kolleginnen und Kollegen sind. Genau diese Kolleg*innen zu halten und zu finden wird schon seit Jahren immer schwerer.

Mittlerweile ist es so, dass wir Stellen über viele Monate und trotz mehrfach wiederholter Stellenausschreibungen nicht besetzen können.

Personalservice Bezirksamt Harburg:

(…) Mit der Aussicht auf eine schlechtere Bezahlung, ist es schwierig konkurrenzfähig zu sein und qualifiziertes Personal zu gewinnen. Für die Betreuung des vorhandenen Personals gibt es im Personalservice immer weniger Kolleg*innen für immer mehr Aufgaben. (…)

Fachstelle für Wohnungsnotfälle Bezirksamt Hamburg Nord:

(…) Es bleiben wichtige Arbeiten liegen, so dass es u.U. zu schwerwiegenden Konsequenzen für die Hilfesuchenden kommen kann.

Wir brauchen (…) endlich eine Perspektive, um (…)  neue Kolleg*innen zu gewinnen, um wieder ein starkes Team werden zu können. Wir wollen uns die Stadt, für die wir arbeiten, wieder leisten können!

Zentrales Fachamt Eingliederungshilfe Wandsbek:

Wir (…) sichern (…) die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben für geistig, körperlich, seelisch und mehrfach behinderte Menschen (…).

Wir haben zu wenig Personal für zu viele Neu- und Weiterbewilligungsanträge. Dadurch haben wir oft nicht genug Zeit für die einzelnen Fälle. (…)

Fachstelle Wohnungsnotfälle Bezirksamt Mitte:

Wir bekämpfen aktiv die Wohnungslosigkeit, indem wir Hamburger*innen vor dem Wohnungsverlust retten und obdachlose Personen in Wohnungen oder Wohnunterkünfte vermitteln. Somit sind wir für die Bürger*innen oftmals der letzte Strohhalm vor dem totalen sozialen Absturz. (…) Seit Jahren sind bei uns leider nicht alle Stellen besetzt. (…) Die Bürger*innen Hamburgs müssen sich leider mit längeren Warte- und Antwortzeiten abfinden. Wichtige Gesprächstermine werden gekürzt oder fallen komplett aus. Wir machen uns nicht nur Sorgen um die Qualität unserer Arbeit! Wir sorgen uns jede Woche von neuem darum, ob die Arbeit überhaupt noch zu schaffen ist!

Die Lage ist ernst. (…)

Technische Dienste Feuerwehr Hamburg:

(…) In den verschiedenen Werkstätten von F03 sind wir Handwerker*innen Woche für Woche damit beschäftigt, unsere Feuerwehr am Laufen zu halten, sodass der Einsatzdienst seinen Dienst an den Bürger*innen und der Stadt leisten und die Feuerwehrakademie weitere Generationen an Retter*innen ausbilden kann. (…)

Es kommt kein Personal nach, für die Mehrarbeit die ansteht. Im Gegenteil, es verlassen uns Kolleg*innen zu attraktiveren Arbeitgeber*innen. (…) Und all das bei steigenden Lebenserhaltungskosten in und um Hamburg. Hier besteht akuter Handlungsbedarf! Daher braucht es JETZT und DAUERHAFT die Hamburg-Zulage!

Gärtnerei Bezirksamt Hamburg Nord:

(…) Wir machen unsere Arbeit gerne für die Bürger*innen dieser Stadt. Wir sind es, die die tausenden Sommerblumen im Stadtpark pflanzen (…) Wir sorgen dafür, dass Spielplätze sauber sowie (der) Sand weich (ist) und sich eure Kinder nicht verletzen. Wir achten darauf, dass vom Umfallen bedrohte Bäume keine Gefahr für euch werden (…) Doch die Qualität von Grünanlagen und Parks nimmt auf Grund der Personalsituation ab. (…) Mit mehr Personal könnten wir die Arbeit besser verteilen und die Kolleg*innen entlasten. Kolleg*innen verlassen uns in die freie Wirtschaft. Fachpersonal bewirbt sich immer weniger häufig bei uns. Es braucht oft drei Durchgänge im Auswahlverfahren. Es ist einfach schwer, jemanden für das Geld zu finden. (…)

Gesundheitsamt Bezirksamt Nord:

Die anfallende Arbeitsbelastung steigt seit Jahren und neue Kolleg*innen fangen gar nicht erst an oder verlassen uns schnell wieder, da der finanzielle Anreiz fehlt, Hamburg zählt zu einer der teuersten Städte in Deutschland. Im Hamburger Umland wird für vergleichbare Arbeitstätigkeiten (…) deutlich mehr bezahlt. Ausgeschriebene Stellen werden mangels Bewerbungen nicht besetzt (…)

Landesbetrieb Verkehr:

(…) Teilweise können Stellen nicht nachbesetzt werden, andere Beschäftigte bewerben sich weg zu anderen Behörden innerhalb und außerhalb Hamburgs, wo die Bezahlung und die Arbeitsbedingungen besser sind. (…)

Rettungsleitstelle Feuerwehr Hamburg:

Wir aus der Rettungsleitstelle der Feuerwehr Hamburg sind 24/7 für Notrufe da und alarmieren die Wachen. Wir leisten erste Hilfe am Telefon und erleben dabei oft  extrem belastende Situationen, wie beim Amoklauf in Alsterdorf. (…) Die Zahl der Notrufe steigt ständig, die Zahl unserer Kollegen nicht in gleichem Maße. (…)

Hamburg braucht uns. Aber Hamburg ist teuer und im Umland ist die Bezahlung höher.  Leitstellen aus dem Umland schreiben freie Stellen deutlich attraktiver aus.

Feuerwehr Hamburg Feuerwache 23:

Wir (…) tragen den Rettungsdienst dieser Stadt. Wir bekämpfen Brände. Wir sichern Schiffe, Retten in der Höhe und in der Tiefe.  Nebenher tragen wir noch die Ausbildung neuer Kolleg*innen in der Akademie.  Wir sind überdurchschnittlich belastet.

Wir sind zu wenige für die ständig steigenden Aufgaben und Einsatzzahlen.

Viel zu viele aus den Ausbildungslehrgängen wechseln direkt nach der Ausbildung in die Privatwirtschaft. Kolleg*innen verlassen uns ins Umland.

Weil Hamburg für uns zu teuer ist bei unserer zu geringen Bezahlung. Weil die Belastung im Umland geringer ist, aber die Bezahlung höher.

Viele von uns müssen Nebenjobs machen, um über die Runden zu kommen.

Es reicht. Die Hamburger*innen brauchen uns. Und wir brauchen eine Hamburg-Zulage, um bleiben und neue Kolleg*innen gewinnen zu können!

PTF Team Schule Bekkamp (Förderschwerpunkt geistige Entwicklung):

Unser Beruf erfordert von uns täglich ein hohes Maß an Empathie, Engagement, Flexibilität und Professionalität, da die Schüler*innen bei uns mit ihren komplexen, individuellen Bedarfen im Fokus stehen. Auf Grund verschlechterter Arbeitsbedingungen ist dieses qualitativ kaum noch umsetzbar. Niemand von uns kann so noch den eigenen Ansprüchen gerecht werden. […] Wir sind an einer Belastungsspitze angekommen, weshalb viele Kolleg*innen ihre Arbeitszeit reduziert haben (…) oder ganz das Berufsfeld … wechseln. […] Das alles führt nicht dazu, dass wir so bezahlt werden, dass es zum Leben in dieser Stadt reicht.

PTF Team Stadtteilschule Horn:

(…) Kinder und Jugendliche zeigen zum Teil starke psychische Belastungen und weisen massive Lernrückstände auf. Schwere psychische Erkrankungen, Suchtverhalten und Missbrauch sind sichtbarer denn je (…) Auf eine Stelle Sozialarbeit entfällt ein ganzer Jahrgang- 150 Kinder.  So können wir den Bedürfnissen der Kinder nicht gerecht werden (…)

Verwaltungsangestellte aus den Schulbüros Hamburger Schulen:

(…) Geschieden- alleinerziehend mit 2 Kindern, arbeitet Vollzeit (EG5, Erfahrungsstufe3, ca 1900 netto), um monatlich zurecht zu kommen, muss die Kollegin Wohngeld beantragen. (…)

Neue Kolleg*innen nehmen schnell wieder Abstand zu ihren Bewerbungen, wenn sie erfahren wie hoch, bzw. niedrig der Verdienst ist. Zu diesen Bedingungen ist es kaum möglich, qualifizierte Mitarbeitende zu finden, die uns unterstützen. Die Anzahl unbesetzter Stellen steigt stetig. (…)

Betriebsdienste Schulbau Hamburg:

Wir kümmern uns um funktionierende Toiletten, sichere Wege, um das komplette „Rundumsorglos-Paket“ für ihr Kind.  Damit wir bleiben und auch weiterhin die Schulen am Laufen halten können, brauchen wir eine höhere Bezahlung. Die Bezahlung ist niedriger als im Umland und auch immer noch niedriger als im Hamburger Süden. Die Bezahlung reicht nicht für ein Leben in der teuren Stadt Hamburg. (…)

Sportplatzwarte Eimsbüttel:

(…) Wir Sportplatzwarte ermöglichen, dass in Hamburg Sport getrieben werden kann. (…) uns rennen die Beschäftigten weg (…) Wir wollen unseren Job für Euch, die Sporttreibenden in Hamburg, gerne ausführen, wir wollen eine echte Sportstadt Hamburg! Dafür brauchen wir mehr Personal (…)

ver.di Hamburg / 30.06.2023

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