Schon am Freitagmittag hatten die Arbeitgeber anscheinend Besseres vor, als weiter Tarifverhandlungen zu führen: Sie legten kein neues Angebot vor und verabschiedeten sich ins Wochenende. 60.000 Hamburger Beschäftigte im Groß- und Außenhandel und ihre Familien warten weiter darauf, dass die Arbeitgeber Inflation und steigende Preise endlich ernst nehmen.
„Zwei Wochen verstreichen lassen und in der zweiten Verhandlungsrunde erneut kein neues Angebot zu präsentieren, ist weniger als mager“, erklärt die ver.di-Verhandlungsführerin für den Hamburger Groß- und Außenhandel, Heike Lattekamp. „Offenbar haben die zurückliegenden Aktionen und Streiks in den Unternehmen nicht ausgereicht, um die Arbeitgeber zum Umdenken zu veranlassen. Das bereits in der ersten Verhandlungsrunde präsentierte Angebot soll den Beschäftigten deutliche Kaufkraftverluste zumuten und bildet die Lebensrealität der Beschäftigten nicht mal annähernd ab. Am Ende des Monats stehen viele vor der Wahl, den Wochenendeinkauf oder das Tanken zu bezahlen. Das ist bitter. Wir werden also jetzt eine deutliche Ausweitung der Streiks in den Blick nehmen.“
Zum Hintergrund: ver.di verhandelt mit den Arbeitgebern derzeit die Tarifrunde für die rund 60.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Hamburger Groß- und Außenhandel. Die Arbeitgeber schlagen eine Erhöhung der Entgelte und Ausbildungsvergütungen um 4 Prozent ab Dezember 2023, 2,1 Prozent ab Dezember 2024 sowie zwei Inflationsausgleichsprämien in Höhe von 700 Euro Ende 2023 und Ende 2024 vor, bei einer Laufzeit von 24 Monaten. Die von ver.di vorgeschlagene gemeinsame Beantragung der Allgemeinverbindlichkeit der Tarifverträge lehnen die Arbeitgeber ab.
ver.di fordert eine Erhöhung der Löhne und Gehälter um 13%, mindestens jedoch um 400 Euro und eine Erhöhung der Ausbildungsvergütungen um 250 Euro. Die Laufzeit der Tarifverträge soll 12 Monate betragen.
Die Verhandlungen sollen am 28. Juni fortgesetzt werden.
ver.di Hamburg / 02.06.2023
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