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Tote bei Drohnenangriff in Syrien: Türkischer Terror soll Minderheiten vertreiben

Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV)

Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV)

Tote bei Drohnenangriff in Syrien:

  • Beschäftigte der Autonomen Selbstverwaltung Nord- und Ostsyriens getötet
  • Drohnenterror soll Minderheiten in Nordsyrien einschüchtern und vertreiben
  • Minderheiten stehen Erdogans Expansionsplänen im Weg

Gestern griff eine türkische Kampfdrohne in der Nähe des Dorfes Til Shair in Nordsyrien auf der Hauptstraße von Qamishli nach Osten ein Fahrzeug an. Drei der vier Insassen, Angehörige der kurdischen und der christlichen Minderheit der Assyrer/Aramäer, kamen dabei ums Leben, eine Person wurde schwer verletzt. Die drei Frauen und der Mann waren Zivilisten, bei der Autonomen Selbstverwaltung Nord- und Ostsyriens (AANES) kommunalpolitisch aktiv, wie die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) berichtet. „Ich bin diese Strecke während meines Aufenthaltes in Nordsyrien vor einigen Wochen mehrfach gefahren. Diese türkischen Angriffe können jeden treffen. Sie führen zu einer massiven Verunsicherung der Bevölkerung aller Ethnien und Religionen und treiben sie in die Flucht, auch nach Deutschland und Europa“, berichtete Dr. Kamal Sido, GfbV-Nahostexperte, am heutigen Mittwoch in Göttingen. „Der Anschlag fand vor dem Hintergrund der Verhandlungen im Rahmen des sogenannten Astana-Format statt, die gerade in der kasachischen Hauptstadt laufen. Dort treffen sich die stellvertretenden Außenminister der Türkei, Syriens, Russlands und des Iran, um gemeinsame Aktionen gegen die AANES zu koordinieren.“ 

Das NATO-Mitglied Türkei brauche die Hilfe oder Duldung der Regime in Syrien, Iran und Russland, um die kurdisch geführte AANES zu zerschlagen und möglichst viele Kurden und die letzten in der Region verbliebenen Armenier, Assyrer/Aramäer, Christen und Yeziden vertreiben. „Die Mehrheit der Kurden und eine Vielzahl anderer Minderheiten stehen Erdogans islamistischem Projekt im Weg, das die Türkei auf weitere Teile Syriens ausdehnen will. Auch die Regime in Syrien, Iran und Russland wollen diese Menschen loswerden“, erinnerte Sido. „Kurdische Verbände kooperieren seit Jahren mit den USA im Rahmen der Anti-IS-Koalition. Die USA, die Truppen in der Region haben und teilweise den Luftraum kontrollieren, wollen oder können die Kurden jedoch nicht vor türkischen Angriffen schützen. Denn Erdogan ist ein NATO-Verbündeter, den man auf Kosten der Kurden bei Laune halten will.“ 

„Unter den Opfern des Angriffes bei Til Shair war auch die Kurdin Yousra Darwish. Ich habe sie bei meinen vielen Besuchen in Nordsyrien getroffen. Soweit ich weiß, hat sie nie eine Waffe getragen. Sie studierte französische Literatur an der Universität Aleppo, machte ihren Abschluss und zog mit ihrem Mann und ihren Kindern in ihre Heimatstadt Amuda. Später, nach Beginn der syrischen Revolte, kümmerte sie sich um Bildung und Erziehung in Amuda und in ganz Nordsyrien“, berichtete Sido. 

Dies war der 21. türkische Drohnenangriff auf das Gebiet der AANES in diesem Jahr. Bei diesen Angriffen wurden insgesamt 30 Menschen getötet und 17 verletzt.

Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) / 21.06.2023

Logo: GfbV

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