Mit dem Preis des 19. Festival Körber Studio Junge Regie ist am gestrigen Sonntag die Inszenierung „This Is Not A Safe Space“, Regie, Text & Performance Elena Hoof, vom Institut für Medien, Theater und Populäre Kultur der Stiftung Universität Hildesheim ausgezeichnet worden.
Das Festival gilt als wichtigste Plattform für den Regienachwuchs im deutschsprachigen Raum. Die fünfköpfige Jury diskutierte im Anschluss an die letzte Vorstellung am Sonntagabend öffentlich im Thalia in der Gaußstraße über die gezeigten Inszenierungen. Zur Jury gehörten in diesem Jahr Yunus Ersoy (Dramaturg*in, Maxim Gorki Theater, Berlin), Ludwig Haugk (Dramaturg, Deutsches Schauspielhaus Hamburg), Kathrin Mädler (Intendantin, Theater Oberhausen), Ruth Mensah (Regisseurin, Teilnehmerin Körber Studio Junge Regie 2022) und Shirin Sojitrawalla (Kulturjournalistin).
Die Jury zur Entscheidung: „Ganz allein auf einem Crosstrainer kidnapped die Performerin Elena Hoof die Aufmerksamkeit und zieht uns für sechzig Minuten in ihren Bann. Überraschend humorvoll und lakonisch performed sie ihre persönliche Geschichte und erzählt von der Fragilität des Daseins, Mutterschaft, Kontrollverlust und ihren Weg aus der Isolation der Intensivstation zurück ins Leben. Beglückend und erschütternd, empowered und empowernd.“
Der mit einem Produktionskostenzuschuss von 10.000 Euro dotierte Preis der Körber-Stiftung unterstützt die Gewinnerin bei einer neuen Regiearbeit an einem Stadt- oder Staatstheater bzw. alternativ in der Freien Szene.
Weitere Produktionen auf der Shortlist der Jury waren „Gustaf Gründgens / Shame! Shame! Shame!“, Regie Gil Hoz-Klemme (Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main), „To Tell A Story Is An Act Of Love“, Regie Paula Lynn Breuer (Zürcher Hochschule der Künste), „Die Zofen“, Regie Naemi Friedmann (Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch Berlin) „befristet/für immer“, Regie Tanju Girişken (Bayerische Theaterakademie August Everding, München) und „piece for drumset and powerpoint“, Text, Sound & Performance Max Smirzitz (Institut für Angewandte Theaterwissenschaft Gießen).
Der undotierte Publikumspreis geht in diesem Jahr an „befristet/für immer“, Regie Tanju Girişken, von der Bayerischen Theaterakademie August Everding, München.
Insgesamt 13 Inszenierungen waren während des Regieschultreffens von 7. bis 11. Juni im Thalia in der Gaußstraße sowie am Campus Barmbek, dem Standort der Theaterakademie, zu sehen. Neben den Theaterhochschulen in München (Otto Falckenberg Schule und Theaterakademie August Everding), Hamburg, Berlin, Essen, Frankfurt, Hildesheim, Gießen, Ludwigsburg, Wien, Zürich und Salzburg nahm die Lithuanian Academy of Music and Theatre Vilnius als internationale Gasthochschule außer Konkurrenz teil.
Elena Hoof *1991 in Kreuzberg, wuchs im kulturellen Spannungsfeld zwischen der Berliner Großstadt und dem kretischen Heimatdorf ihres Vaters auf. Nach einer abgeschlossenen Tanz- und Gymnastikausbildung absolvierte sie ein Studium der Kulturwissenschaften und Ästhetischen Praxis an der Universität Hildesheim. Parallel zu ihrem Masterstudium der Inszenierung der Künste und der Medien, arbeitet Elena Hoof als Choreographin und Theaterpädagogin an Stadt- und Staatstheatern und in der freien Szene.
Tanju Girişken *1989 in Izmir (Türkei), schloss 2012 sein Schauspielstudium an der Universität Istanbul ab. Sein erstes Engagement bekam er 2014 am Stadttheater Istanbul. 2017 spielte er bei der Inszenierung seines Dozenten Nurkan Erpulat „Lö Grand Bal Almanya“ im Maxim Gorki Theater. Seit 2020 studiert er Regie im Masterstudiengang an der Theaterakademie August Everding. In dieser Zeit hat er an der Theaterakademie „ruhen in resistance. antigone“ und „befristet/für immer“ auf die Bühne gebracht.
Das Körber Studio Junge Regie 2023 wurde auch vom Publikum mit großem Interesse verfolgt. Rund 2400 Besucherinnen und Besucher sahen 14 Vorstellungen (aufgrund der begrenzten Kapazität in der Garage wurde eine Produktion zweimal gezeigt). Das entspricht einer Auslastung von 96 %.
Das Körber Studio Junge Regie ist ein Gemeinschaftsprojekt des Thalia Theater, der Körber-Stiftung und der Theaterakademie Hamburg unter der Schirmherrschaft des Deutschen Bühnenvereins.