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Wasserkonflikt zwischen Iran und Afghanistan: Islamisten streiten um Helmand-Fluss

Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV)

Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV)

Wasserkonflikt zwischen Iran und Afghanistan:

  • Streit zwischen schiitischem Regime in Iran und die sunnitischen Taliban Afghanistan 
  • Islamisten beschuldigen sich gegenseitig, Minderheiten im je anderen Land zu unterstützen
  • Klimawandel und Missmanagement führen zu zahlreichen Wasserkonflikten im Nahen Osten
  • Wasser wird häufig als Waffe gegen Minderheiten eingesetzt

Das schiitisch-islamistische Regime im Iran und die sunnitisch-islamistischen Taliban-Machthaber in Afghanistan ringen in der Region nicht nur um Einfluss, sondern auch um Wasser. „In diesem langjährigen Konflikt um die Rechte am Grenzgewässer Helmand zeigt sich, wie Wasser als Druckmittel eingesetzt und Minderheiten instrumentalisiert werden“, erklärt Dr. Kamal Sido, Nahostexperte der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV). Der Präsident der Islamischen Republik Iran (IRI), Ebrahim Raisi, hat kürzlich gedroht, er wolle „die Wasserrechte des iranischen Volkes“ am gemeinsamen Fluss Helmand „mit allen Mitteln verteidigen“. Die IRI wolle vor allem die Entsendung iranischer Wasserexperten nach Afghanistan durchsetzen, um den Wasserstand des 1.150 Kilometer langen Helmand-Flusses zu kontrollieren, der weiter östlich im afghanischen Hindukusch-Gebirge entspringt. „Die Taliban wollen das nicht akzeptieren. Sie befürchten, dass der Iran die Angelegenheit nutzen könnte, um seine Präsenz in Afghanistan zu verstärken“, erklärt Sido. „Obwohl beide Regime islamistisch sind, gibt es zwischen ihnen viele, auch konfessionelle Konflikte. Beide Seiten beschuldigen sich gegenseitig, religiöse Minderheiten im jeweiligen Land zu unterstützen. So instrumentalisieren beide Seiten religiöse Minderheiten für geopolitische Machtspiele. Den betroffenen Minderheiten droht dadurch noch mehr Repression.“ Die Taliban würfen dem iranischen Regime vor, die schiitische Minderheit der Hazara in Afghanistan zu unterstützen, der Iran spreche von Verbindungen der Taliban zu sunnitischen Milizen im Iran. 

Zudem sei zu befürchten, dass auch in dieser Region Wasser als Waffe zur Durchsetzung geopolitischer Interessen eingesetzt wird. „Anfang April war ich in Bagdad am Tigris und Anfang Mai am Euphrat in Syrien. Am Euphrat besuchte ich den Staudamm bei Raqqa. Ich konnte mit eigenen Augen sehen, wie wenig Wasser noch im Stausee ist und wie bedrohlich die Situation ist“, sagt Sido. Hier missbrauche das Nato-Mitglied Türkei seine Kontrolle über syrische Flüsse als Waffe gegen die kurdische und andere Minderheiten. „Ob in Helmand, Euphrat, Tigris, Nil oder Jordan: Wasser ist die Grundlage allen Lebens und darf nicht als Druckmittel eingesetzt werden. Alle Staaten müssen sich an geschlossene Verträge halten und ungeklärte Fragen im Interesse aller Beteiligten friedlich lösen“, fordert Sido. In Zeiten anhaltender Trockenheit und Dürre, in denen die Menschheit mit den Folgen des Klimawandels zu kämpfen habe, müssten die Wasserressourcen gerecht verteilt werden. 

Vor dem Hintergrund der lang anhaltenden Trockenheit und Dürre und der mangelnden Wasserbewirtschaftung im Nahen und Mittleren Osten ist die gesamte Region mit Wasserkonflikten konfrontiert: Zwischen Ägypten und Äthiopien um das Wasser des Nils oder zwischen Israel und Jordanien um den Jordan. Um Euphrat und Tigris gibt es schon seit Langem Konflikte zwischen der Türkei, Syrien und dem Irak. 

Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) / 23.05.2023

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