Der Rettungsdienst in Deutschland steht vor einer Vielzahl sich überschneidender Herausforderungen. Dazu zählen steigende Einsatzzahlen, Personalmangel und immer wieder auch Angriffe auf Rettungspersonal. Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) macht anlässlich der 21. RETTmobil International, der internationalen Fachmesse für Rettung und Mobilität, auf eine zusätzliche Herausforderung aufmerksam. „Seit einiger Zeit kommt es verstärkt zu Problemen bei der Beschaffung von Rettungsfahrzeugen und medizinischem Gerät bei teilweise stark steigenden Preisen“, sagt DRK-Präsidentin Gerda Hasselfeldt. „Angesichts dessen fordern wir die Politik dazu auf, die Absicherung kritischer Infrastruktur besser zu stützen.“
Ergebnisse einer verbandsinternen Umfrage bei DRK-Rettungsdiensten von Ende 2022 zeigen, dass Lieferzeiten für gängige Grundmodelle für Rettungsfahrzeuge (Rettungswagen, Krankenwagen, Notarzteinsatzfahrzeuge) zwischen wenigen Monaten und bis zu zwei Jahren liegen. Eine Lieferung ist nicht garantiert. In einigen Regionen können Rettungsdienste beim Händler gar keine Grundfahrgestelle mehr bestellen, weder für das Jahr 2023 noch 2024. Besonders schwierig zu beschaffen sind allradgetriebene Modelle, die beispielsweise für Notarzteinsatzfahrzeuge obligatorisch sind. Darüber hinaus gibt es lange Wartezeiten bei Fahrzeug-Ausbauern und Beschaffungsprobleme bei der notwendigen Medizintechnik. Hinzu kommen Preissteigerungen, im Extremfall bis zu 286 Prozent in 13 Monaten, so die Ergebnisse der Umfrage. In den letzten Wochen hat sich die Lage weiter zugespitzt. Das hat zur Folge, dass immer mehr Fahrzeuge über den geplanten Abschreibungszeitraum hin genutzt werden müssen. Die Zuverlässigkeit der Fahrzeuge nimmt ab, Reparaturkosten nehmen zu und neue Technik kommt verzögert zum Einsatz.
Gründe für steigende Lieferzeiten und Preise liegen im Fehlen von Bauteilen, sowie in der Konkurrenz zu privater Nachfrage, wie zum Beispiel nach Wohnmobilen, die häufig auf dieselben Grundfahrgestelle zurückgreifen.
Davon betroffen ist nicht nur der Rettungsdienst, sondern auch DRK-Vorhaltungen für größere Schadensereignisse und den Katastrophenschutz, die alle zur kritischen Infrastruktur (KRITIS) zählen. „Als Gesamtverband muss das DRK in der Lage bleiben, Bevölkerungsschutz zu gewährleisten. Wenn Engpässe sich zuspitzen und die kritische Infrastruktur gefährden, muss die Politik reagieren“ sagt Hasselfeldt. Ein erster Schritt könnte es sein, Hersteller und Ausbauer von Rettungs- und Einsatzfahrzeugen ebenfalls als Teil der KRITIS anzusehen und deren Aufgabenfelder vorrangig beliefern zu lassen. „Darüber hinaus ist sicherzustellen, dass die entstehenden Mehrausgaben vollständig von den Kostenträgern übernommen werden”, so Hasselfeldt.
DRK / 10.05.2023
Foto: Brigitte Hiss/ DRK