Im Rahmen eines Gefangenenaustauschs sind im Jemen vier zum Tode verurteilte Journalisten freigekommen. Sie befanden sich seit 2015 in der Gewalt der Huthi-Rebellen und waren 2020 wegen angeblicher Spionage zum Tode verurteilt worden. Reporter ohne Grenzen (RSF) hofft, dass die vier – Taufik al-Mansuri, Hareth Humaid, Abdul Chalek Amran und Akram al-Walidi – nun vollständig in Sicherheit sind und ihre Arbeit als Journalisten wieder aufnehmen können. Auch die weiteren inhaftierten Medienschaffenden müssen freikommen.
„Wir haben seit Jahren auf diesen Tag gewartet. Wir freuen uns sehr, aber wir sind auch wütend, weil die Huthis mit dem Schicksal dieser vier mutigen Journalisten gespielt haben, um ihre Verhandlungsposition zu verbessern“, sagte RSF-Geschäftsführer Christian Mihr. „Medienschaffende aus solchen Gründen zum Tode zu verurteilen, zu foltern und zu misshandeln, ist an Zynismus und Brutalität kaum zu überbieten.“
Ein Flugzeug des Roten Kreuzes hatte die vier am 16. April auf dem Flughafen der Stadt Marib östlich von Sanaa abgesetzt. Ihre Freilassung ist Teil eines Austauschs von fast 900 Gefangenen zwischen den vom Iran unterstützten schiitischen Huthi-Rebellen und der international anerkannten Regierung, die von einer Koalition unter der Führung Saudi-Arabiens unterstützt wird. Das Abkommen zwischen den beiden Kriegsparteien war am 20. März in Genf unter der Schirmherrschaft der Vereinten Nationen geschlossen worden. Genau zehn Tage vorher hatten der Iran und Saudi-Arabien erstmals seit 2016 wieder diplomatische Beziehungen aufgenommen.
RSF hatte zuletzt berichtet, dass mindestens drei der vier Journalisten in der Huthi-Gefangenschaft Folter ausgesetzt waren. Taufik al-Mansuri bestätigte nach seiner Freilassung, dass er von den Wächtern systematisch schwer misshandelt wurde, zuletzt am 20. August 2022. „Wir kommen gerade aus der Hölle“, sagte er der in Marib anwesenden Presse. Die vier Journalisten waren seit ihrer Inhaftierung vor acht Jahren von der Außenwelt abgeschnitten gewesen. Keiner von ihnen durfte mit seiner Familie sprechen.
Al-Mansuri, Humaid, Amran und al-Walidi waren am 9. Juni 2015 gemeinsam in Sanaa entführt worden. Die Huthi-Rebellen beschuldigten sie, „mehrere Seiten im Internet und in sozialen Netzwerken eingerichtet und unterhalten“ zu haben, um „falsche und böswillige Informationen und Gerüchte zu verbreiten“. Am 11. April 2020 waren sie deshalb von einem international nicht anerkannten Huthi-Gericht wegen Spionage für Saudi-Arabien zum Tode verurteilt worden. Amran war Chefredakteur der Website Al-Islah Online und leitete die Yemen Revolution Press, eine 2011 gegründete Agentur, die mehrere Medien bündelte. Sowohl Humaid als auch al-Mansuri, ehemaliger Journalist der Tageszeitung Al-Masdar, arbeiteten für die Yemen Revolution Press. Al-Walidi war für die Nachrichtenwebsite Alrabie-ye.net und die staatliche Nachrichtenagentur SABA tätig.
Bereits 2021 hatten die Huthi-Rebellen zugestimmt, die vier Journalisten gegen andere Gefangene auszutauschen, ihre Zustimmung aber in letzter Minute zurückgezogen.
Reporter ohne Grenzen e.V. (RSF) / 20.04.2023
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