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Evîna Kurd: TV-Serie über die Revolution von Rojava

Serie

Auf Ronahî TV startet heute die mit Spannung erwartete Serie Evîna Kurd (Kurdische Liebe). Ekin Ronî und Adnan Ibrahim haben das Drehbuch geschrieben und berichten von der Enstehungsgeschichte der 15-teiligen TV-Serie.

Auf Ronahî TV startet heute die mit Spannung erwartete Serie Evîna Kurd (Kurdische Liebe). Die 15-teilige Serie wurde unter der Regie von Haşim Aydemir und Numan Yiğit von der Filmkommune Rojava produziert und handelt von drei Familien, deren Leben sich durch die Revolution von Rojava verändert. Insbesondere geht es um das Thema Liebe. Wie bei allen Produktionen der Filmkommune Rojava sind die Handlungsstränge dem tatsächlichen Leben entnommen: Neben dem türkischen Geheimdienst MIT und der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) spielen die Verteidigungskräfte YPG/YPJ, die Autonomieverwaltung und die verschiedenen Bevölkerungsgruppen von Nord- und Ostsyrien eine Rolle. Ein Schwerpunkt ist die Rolle von Frauen bei der Revolution von Rojava.

Das Szenario von Evîna Kurd stammt von Ekin Ronî und Adnan Ibrahim. Wir haben mit ihnen über die Entstehung der Serie gesprochen.

Die Rojava-Revolution hat einen großen Beitrag zur Kultur und der Schaffung von Filmen und Serien in Kurdistan geleistet. Was können Sie dazu sagen?

Adnan Ibrahim: Durch die Revolution von Rojava ist ein Raum für Freiheit und die Entwicklung der kurdischen Kunst und des Filmschaffens entstanden. Es ist das Gebiet in Kurdistan, in dem diese Arbeit am freiesten gemacht werden kann. Kurdische Filmschaffende, Musikerinnen und Musiker, Dengbêj [Bardensänger:innen], und Theaterschaffende in der ganzen Welt sollten sich daher dem freien Rojava zuwenden: Kommt und schafft und reflektiert eure Werke frei! Mit der Erfahrung und den Mitarbeitenden der Filmkommune Rojava ist es gelungen, eine 15-teilige Serie namens Evîna Kurd zu drehen. Die Entwicklung des Filmemachens hier ist eine Situation, die uns glücklich und stolz macht.

Ekin Ronî: Fernsehserien nehmen heutzutage einen wichtigen Raum im Leben der Menschen ein. Wer auch immer seiner Gesellschaftspolitik eine Richtung geben will, erreicht die Öffentlichkeit durch Filme, die ein wichtiger Zweig der Kunst sind. Filme und Serien beeinflussen die Menschen, geben ihnen Orientierung und schaffen Wahrnehmung. Häufig sind sie realitätsfern oder verlieren sich in Unwahrheiten. Es gibt jedoch auch revolutionäre Filme, die zur gesellschaftlichen Entwicklung beitragen. Sie klären die Gesellschaft auf und fördern die Verbindung zur eigenen Identität. Damit können sie Assimilation verhindern und eine kulturelle Entwicklung bewirken. Türkische Fernsehserien zum Beispiel sind ein wichtiger Trend in der Türkei, in Kurdistan und sogar im gesamten Nahen Osten. Sie werden in viele Sprachen übersetzt und synchronisiert und besetzen arabische und kurdische Fernsehkanäle. Sie popularisieren und fördern die türkische Leitkultur. Sie bringen nicht nur Millionen von Dollar ein, sondern auch eine Ideologie und eine Idee. In meiner Kindheit gab es brasilianische Fernsehserien. Während unser Land besetzt war, unsere Dörfer entvölkert und unsere Leute ermordet wurden, sahen wir uns diese Serien an und weinten um die, die wir nicht kannten. Wir waren von der Realität unseres Landes entfernt. Das war staatliche Politik. Diese Serien wurden als Teil eines kulturellen Völkermordes produziert und gesehen.

Revolutionärer Stil des Widerstands: Kunst als Akt der Freiheit

Wenn Kunst auf revolutionäre Art und Weise gehandhabt und zum Teil des Widerstands gemacht wird, kann sie zu sehr wichtigen Entwicklungen führen. Kunst ist eine Sprache, um die Wahrheit zu sagen. Je mehr man seine eigene Wahrheit sagt, desto mehr kann man sein eigenes Leben, seinen eigenen Lebensstil und seine eigene Kultur schaffen. Das ist die Grundlage für unsere Herangehensweise an Filme und Fernsehserien. Kunst ist ein Akt der Freiheit. Sie wird auch für andere Zwecke genutzt, aber in den richtigen Händen wirkt sie als Akt der Freiheit auf die Gesellschaft ein und fördert ein freies Leben. So sollten wir uns der Kunst und insbesondere dem Kino und dem Theater nähern.

Wir machen das auf Kurdisch, einer Sprache, die vernichtet werden soll. Wir wollen unsere eigenen Geschichten erfinden und unsere eigenen Figuren erschaffen. Dabei handelt es sich um eine ideologische und intellektuelle Arbeit. Jeder Film hat eine Botschaft und jede Botschaft bedeutet etwas. Was ist die Botschaft der türkischen Filme, insbesondere der Fernsehserien, für das kurdische Volk? Sie besagen, geht nach Istanbul, um menschenwürdig zu leben, verlasst Kurdistan, evakuiert euch. Das ist eine große Täuschung. Wenn Kurdinnen und Kurden leben wollen, sollen sie wie die Türken sein, sonst gibt es kein Leben für sie.

Mit der Revolution in Rojava wurde die Möglichkeit der Sprache und des Raumes geschaffen. Ich habe zum Beispiel jahrelang Theater auf Türkisch gemacht. Als ich Kurdistan, die Revolution und die Freiheitsbewegung kennenlernte, habe ich den Schleier der Assimilation über mir zerrissen. Ich mache Theater auf Kurdisch und jetzt schreibe ich kurdische Drehbücher. Das ist eine große Revolution. Die Wahrheit ist, dass ich kein Kurdisch konnte. Jetzt schreibe ich auf Kurdisch. Unsere Drehbücher werden auf Bühnen, Fernsehbildschirme und die Leinwand gebracht. Tausende von Menschen wie ich erleben eine Rückkehr zu ihren Wurzeln, und wir freuen uns über die Begegnung mit unseren Wurzeln. Für mich ist es eine wichtige Entwicklung, mit dieser Serie ein Werk für mein Volk in der Sprache meines Volkes schaffen zu können.

Evîna Kurd wird ab dem 2. April ausgestrahlt. Wie wurde das Drehbuch geschrieben? Wer hat mitgemacht und mitgewirkt?

Ekin Ronî: Die Geschichte des Drehbuchs von Evîna Kurd begann so: Die Serie entstand als ein Filmprojekt, das einen kulturellen Beitrag zur Revolution in Rojava leisten und die politischen und militärischen Errungenschaften ergänzen sollte. Als ich mit dem Schreiben begann, dachte ich, wie können wir diejenigen erreichen, die weit von uns, der kurdischen Freiheitsbewegung und der Revolution entfernt sind? Ich dachte darüber nach, wie die Bevölkerung von Rojava und die Menschen in ganz Kurdistan in dieser Filmreihe ein Eigenleben finden könnten. Dann sagte ich, dass wir ein Bild von Rojava aufzeigen sollten. Ich habe alle grundlegenden Lebensanalysen gelesen, die von Abdullah Öcalan in den 1990er Jahren geschrieben wurden. Diese Konzepte von Arbeit, Liebe, Einheit, Land und Freiheit waren sehr tiefgründig und künstlerisch verarbeitet. Alles, was wir brauchten, war ein Verständnis der Geschichte, der Figuren und des aktuellen politisch-gesellschaftlichen Lebens.

Natürlich ist es ziemlich schwierig, das allein zu tun. Schließlich ist die Kunst ein kollektives Unterfangen, ein sozialer Ausdruck von persönlichen Erfahrungen. In der Kunstakademie Ş.Yekta Herekol haben wir mit Dutzenden von jungen Menschen gearbeitet. Ich kannte die Jugend von Rojava: diejenigen, die im Kampf gefallen sind, diejenigen, die Kunst gemacht haben, diejenigen, die das Land verlassen haben… Ich kannte viele Menschen. Es war notwendig, über die Gefallenen zu berichten, die Kunstschaffenden zu revolutionieren und an diejenigen zu appellieren, die gegangen sind. Wir begannen die Arbeit zu fünft. Zuletzt haben wir Drehbuch zu zweit vervollständigt. Außer uns beiden haben auch Mizgîn, Ciwan und Hogir vom ersten Tag an große Anstrengungen unternommen.

Wir haben die Geschichte gemeinsam entworfen, die anderen waren in zwei Episoden dabei. Dann haben wir weitergemacht und fünfzehn Kapitel geschrieben. Schreiben ist eine Tätigkeit. Und es ist wirklich nicht einfach. Aber man kann es lernen und tun. Wir haben es in der Praxis gelernt, indem wir es einfach getan haben. Mit dem Drehbuch hat sich viel verändert. Es begann mit einem Entwurf, wir holten die Meinungen unserer Freundinnen und Freunde ein, überdachten ihn und schrieben ihn um. Önder Çakar, Haşim Aydemir, Hebûn und Andok leisteten sehr wichtige Beiträge. Als die Ideen kamen, nahm das Drehbuch wieder Gestalt an. Zu Beginn der Dreharbeiten hatten wir zehn Episoden geschrieben, dann wurde unser Drehbuch in fünfzehn Episoden fertiggestellt.

Adnan Ibrahim: Am Anfang haben wir uns in einer Gruppe von fünf Leuten zusammengesetzt und etwa zwei Monate lang über das Drehbuch und die Geschichte diskutiert. Das Ergebnis war, dass drei von uns die Geschichte geschrieben haben. Die Diskussionen, die wir gemeinsam geführt haben, haben drei Geschichten zu einer Geschichte zusammengeführt. Dann haben wir angefangen, die Kapitel zu schreiben. Bevor wir das zweite Kapitel fertig hatten, begann 2018 der Invasionsangriff auf Efrîn. Alle aus unserer Gruppe gingen in verschiedene Gebiete. Wir haben uns erst 2022 wieder zusammengefunden, aber es waren nur noch zwei von uns übrig. Trotz all dieser Schwierigkeiten haben wir dieses Werk in 15 Episoden erfolgreich abgeschlossen.

Was ist das Thema der Serie?

Ekin Ronî: Es ist die Geschichte einer großen Familie, ein Foto von Rojava, von denen, die kommen wollen, von denen, die gehen wollen, von Familien, jungen Menschen und ein bisschen Geschichte. Wir haben es mit einem Volk zu tun, das sich auf der Grundlage der Geschichte und seiner Probleme des letzten Jahrhunderts selbst aufbauen will. Es geht um die Lösung der Probleme und die Hindernisse auf dem Weg zur Lösung. Die Überwindung der Hindernisse… Es gibt interne Kämpfe in der Gesellschaft und externe Angriffe. Die jüngste Geschichte Syriens, die Bemühungen des Regimes, des IS und des türkischen Staates, in Rojava zu intervenieren, die einfachen Menschen, die davon betroffen sind, die Organisation dieser Gesellschaft und die Selbsterkenntnis der Menschen und der Jugend. Die Geschichte der Rückkehr zum Selbst derjenigen, die fern von ihrem Selbst leben, sowie die Loyalität zum Land. Für mich war es ein Bildungsprozess, in dem ich die Gesellschaft und meine eigene Persönlichkeit näher kennenlernte. Das ist ein gutes Gefühl, man schreibt sich selbst beim Schreiben. Es hat seine Schwierigkeiten, aber es schafft auch eine große Entwicklung. Was einfach ist, macht einen Menschen nicht besser.

Adnan Ibrahim: Die Handlung der Serie ist die Geschichte von drei Brüdern und drei Familien, die die Gesellschaft von Rojava repräsentieren. Mihemed, der älteste Bruder, arbeitet als Bauer. Aziz ist immer auf der Suche nach Schätzen und historischen Artefakten, indem er Schatzkarten findet. Ibrahim verließ sein Dorf in jungen Jahren, um in Damaskus zu leben, und heiratete eine palästinensische Frau. Mit dem Beginn der Revolution möchte Ibrahim nach Rojava zurückkehren und sich der Revolution anschließen. Aziz hingegen wollte Rojava immer verlassen und nach Europa auswandern. Wir haben den Wandel im Leben dieser drei Brüder in der Serie beschrieben. Auch zwei Aspekte der Liebe kommen in der Serie vor. Falsche und echte Liebe… Neben dem MIT, dem IS und seinen Agenten, den YPG/YPJ, den kulturellen und künstlerischen Werken, den Kommunen und Räten der Selbstverwaltung, dem Verkehr, den Institutionen der öffentlichen Ordnung und den arabischen, armenischen und assyrischen Völkern wird auch die Rolle der Frauen beim Aufbau der Revolution gezeigt.

Wie waren die Dreharbeiten?

Adnan Ibrahim: Bei den Dreharbeiten zur Serie gab es viele Schwierigkeiten und Hindernisse. Die Filmkommune versammelte ihre Mitglieder in den Regionen Kobanê, Efrîn und Cizîrê und führte einen Ausbildungs- und Diskussionsprozess durch. Dann begannen die Dreharbeiten. Die größte Schwierigkeit bestand darin, dass viele Schauspielerinnen und Schauspieler zum ersten Mal vor der Kamera standen. Viele Episoden wurden mehrmals gedreht, bis sie harmonisiert waren. Unser Ziel war auch eher Bildung als eine Serie. Obwohl unsere Dreharbeiten durch viele Ereignisse wie die Angriffe des türkischen Staates unterbrochen wurden, waren die Dreharbeiten nach acht Monaten abgeschlossen und es wurde mit dem Schnitt begonnen.

Wie ist die Serie Evîna Kurd in Zusammenarbeit mit der Filmkommune Rojava entstanden?

Ekin Ronî: Die Filmkommune Rojava hat in den letzten Jahren viele Arbeiten durchgeführt und wichtige Filme gemacht. Bei dieser letzten Filmreihe haben sie sich sehr viel Mühe gegeben und ihre wertvolle Zeit geopfert. Wir haben das Drehbuch für einen ihrer Filme mitgeschrieben. Das ist eine große Freude für uns. Es ist sehr interessant, wenn die eigenen Gedanken, Träume und die Menschen, die man in seinem Kopf erschafft, zum Leben erwachen… Ich möchte Haşim und Andok und allen Mitarbeitenden danken. Dies ist ein Anfang für das kurdische Volk, und ich bin sicher, dass andere Filmschaffende es noch besser machen werden. Ich hoffe, dass unser Volk die Serie Evîna Kurd genießen wird.

ANF

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