Deutschland unternimmt zu wenig, um seine CO2-Emissionen im Verkehr und im Gebäudesektor zu senken. Das bestätigt heute der Expertenrat für Klimafragen in seinem Bericht für 2022. „Wir erwarten von der Bundesregierung, dass sie über die Mahnung ihres eigenen Expertenrats nicht einfach zur Tagesordnung übergeht,“ so Eva Welskop-Deffaa, Präsidentin des Deutschen Caritasverbandes. Wirksamer Klimaschutz braucht konsequente Umsetzung, bekräftigt der katholische Wohlfahrtsverband, denn „die Klimakrise macht arm“.
„Wir sehen an vielen Stellen in unserer Arbeit in Deutschland und weltweit: konsequenter, sozial gerechter Klimaschutz ist das Gebot der Stunde, denn die Schwächsten und die Ärmsten leiden am meisten unter der Klimakrise, auch hierzulande“, betont Welskop-Deffaa. „Doch statt eines entschiedenen Kurses erleben wir Verzögerung, Zaudern und ein Hin- und Her-Schieben von Verantwortung“, klagt die Caritas-Präsidentin.
Die jüngsten Beschlüsse des Koalitionsausschusses deuten darauf hin, dass einzelne Sektoren und Ressorts in Zukunft noch weniger als bisher in die Verantwortung genommen werden für das Nicht-Erreichen ihrer CO2-Reduktionsziele. Dabei bestätigt die heute vom Expertenrat für Klimafragen veröffentlichte Bewertung der Emissionen für das Jahr 2022, dass die Ziele, die sich Deutschland mit dem Klimaschutzgesetz vor knapp zwei Jahren gegeben hat, in den Bereichen Verkehr und Gebäude weiter verfehlt werden. „Das Deutschlandticket alleine wird nicht ausreichen, um im Verkehrssektor den dringend notwendigen Einsparbeitrag zu leisten,“ so Welskop-Deffaa.
Menschen mit geringen Einkommen profitieren von Klimaschutz
Genau in den beiden Bereichen Gebäude und Mobilität liegt für den Deutschen Caritasverband das größte Potential für Klimaschutzmaßnahmen, von denen Menschen mit geringen Einkommen unmittelbar profitieren: Der Ausbau des Schienennetzes und attraktive Bahnhöfe als barrierefreie Umstiegsorte brauchen deutlich mehr Investitionsmittel; die Förderung der energetischen Sanierung von Sozialwohnungen und von sozialen Einrichtungen wie Altenheimen oder Krankenhäusern muss dringend ausgebaut werden. So geht ernst gemeinter, sozial gerechter Klimaschutz.
„Die Zeche für das politische Trauerspiel zahlen die Menschen in Deutschland und in aller Welt, die den Folgen des Klimawandels schutzlos ausgeliefert sind, deren Zuhause überflutet wird, die unter Hunger leiden; die Hochbetagten, die sich im Sommer vor der Hitze nicht schützen können“, meint Welskop-Deffaa.
Hintergrund
Die CO2-Emissionen Deutschlands müssen laut Bundesklimaschutzgesetz aus dem Jahr 2019 bis zum Jahr 2030 um 65% gegenüber 1990 sinken. Das Gesetz hat auch den Expertenrat für Klimafragen ins Leben gerufen. Der unabhängige Rat mit fünf Mitgliedern aus der Wissenschaft prüft die jährlich veröffentlichten Daten zu den CO2-Emissionen und bewertet die Wirksamkeit der politischen Maßnahmen mit Blick auf die Zielerreichung nach dem Klimaschutzgesetz.
Mit seiner Kampagne „Für Klimaschutz, der allen nutzt“ macht der Deutsche Caritasverband in diesem Jahr auf die Wechselwirkung von Klimakrise und Armut aufmerksam. Im Mittelpunkt der Kampagne steht die fiktive Figur Jenny. Sie hat ein geringes Einkommen und würde von einem konsequent umgesetzten Klimaschutz sofort und nachhaltig profitieren.
Jenny fordert gemeinsam mit der Caritas auf Plakaten „Mehr Busse für weniger Geld“ sowie „Wärmedämmung auch für günstige Mietwohnungen“.