David Wnendts Verfilmung von Felix Lobrechts autobiografischen Debütroman erzählt von einer Freundschaft im Block. Hart, authentisch, und mit berührender Empathie für die Figuren.
Lukas, Gino, Sanchez und Julius sind beste Freunde und wohnen in einem der Gropiusstadt-Wohnblöcke in Neukölln. Täglich erleben die vier Jungs die Härte des Viertels – nicht nur da draußen, sondern auch in den eigenen Familien. Als Lukas sich eines Tages eher unfreiwillig mit einem Gang-Mitglied anlegt, wird er unter Druck gesetzt: Entweder er besorgt 500 Euro – oder er muss auf schmerzhafte Weise lernen, wer im Block das Sagen hat.
Der vor fünf Jahren erschienene Debütroman des Standup-Comedians Felix Lobrecht (auch Co-Verfasser des Drehbuchs) war ein Riesenerfolg. Der Regisseur David Wnendt setzt nun die autobiografische Vorlage mit einem genauen Gespür für die Atmosphäre des Settings um. Sowohl „Sonne“ als auch „Beton“ sind permanent spürbar. Die flirrende Hitze zwischen den engen Plattenbauten, die permanent angestaute Wut aufgrund der sozialen Härte – man kann förmlich physisch eintauchen in die Lebensrealität eines Viertels wie der Gropiusstadt. Sowohl Sprache als auch Handlung sind geprägt von Aggression und Dominanz – wer nicht selbst zuschlägt, wird eben fertiggemacht. Dass in diesem rauen Setting, von der Kamerafrau Jieun Yi großartig eingefangen in einer Mischung aus nahen, fast klaustrophobischen Einstellungen und sehnsuchtsvoll Weite suggerierenden Drohnenaufnahmen, das Leben nicht im Grau versinkt, liegt an der Freundschaft der Jungs untereinander, die gegen alle Widrigkeiten zusammenstehen. Das Spiel der teilweise Laiendarsteller ist unglaublich authentisch und trotz der immer mitschwingenden Proll-Attitüde auch verletzlich und berührend. Und ein Blick in Levy Rico Arcos‘ Gesicht genügt, um festzustellen, dass hier für die Figur, die am nächsten an Lobrechts eigener Vita dran ist, keine idealere Besetzung gefunden werden konnte. Der Soundtrack zum Film ist gespickt mit Hip-Hop und Rap, der vor allem aus der erzählten Zeit Anfang der Nuller Jahre stammt. Zusammen mit Wnendts exakter Inszenierung, den kongenial montierten Bildern und einer spannenden Geschichte, die ihre jungen Protagonisten immer ernstnimmt, erzeugt SONNE UND BETON einen atemlosen Drive, dem man sich nicht entziehen kann.
Die Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW) / 07.03.2023
Bildschirmfoto: FBW