In der Stadtgemeinde Samandağ in Hatay, einer der am stärksten vom Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet betroffenen Regionen, sind die Menschen ebenso wie in Defne und Antakya ihrem Schicksal überlassen. Obwohl bereits zwei Wochen seit der Katastrophe vergangen sind, ist die Versorgung mit Zelten und Wasser immer noch nicht gewährleistet. Die Räumungsarbeiten dauern an und die Menschen leben unter Asbest-Gefahr und unhygienischen Bedingungen. Das Leben in der Stadt ist zum Stillstand gekommen und die Bewohner:innen stehen stundenlang in den Schlangen vor den Ausgabestellen für Hilfsgüter. ANF hat mit einigen von ihnen gesprochen.
Kein Strom und kein Wasser
Mehmet Ali Gümüş ist nach dem Erdbeben in einem Zelt auf dem Wochenmarkt in Samandağ untergekommen. Er erzählt, dass die Zelte aus Amed (tr. Diyarbakir) kommen: „Ich habe mein Zelt mit eigenen Mitteln aufgestellt, aber die anderen Zelte wurden von Freiwilligen aus Diyarbakir gebracht.“ Für hygienische Bedingungen werde in keiner Weise gesorgt, sagt Gümüş und beschwert sich über die Gemeindeverwaltung: „Es gibt zwei Toiletten hier, aber sie werden nicht gereinigt und es gibt kein Wasser. Es ist eine Sünde, weder die Gemeindeverwaltung ist hier noch sonst etwas. Wir sind in Allahs Obhut.“ Seit dem Erdbeben sei die Strom- und Wasserversorgung unterbrochen, die Menschen wärmen sich an offenen Feuern.
„Wir sterben nachts vor Kälte“
Nazan Yüce sagt, dass die Lage seit dem Erdbeben katastrophal sei. Sie weist darauf hin, dass keine Hilfsgüter angekommen sind, weil sie vom Staat beschlagnahmt wurden. „Es sind zwei Wochen vergangen und die Zelte sind immer noch nicht angekommen. Wir leben im Stadtteil Deniz und haben weder Zelte noch Wasser“, so Nazan Yüce.
Faris Beyazgül, ein 89-jähriger Bewohner aus dem Koyunoğlu-Viertel, dessen Frau sich bei dem Erdbeben die Hüfte und sein Sohn den Rücken gebrochen hat, erklärt, dass sie sich in einer sehr schwierigen Lage befänden, weil keine Zelte angekommen seien. Seine Familie habe Zuflucht in einem Gewächshaus gefunden: „Wir sitzen mit 21 Personen, Kindern und Enkelkindern, auf Nylon und sterben nachts vor Kälte. Ein paar Zelte sind gekommen, aber sie wurden an die Verwandten des Ortsvorstehers verteilt, für uns ist nichts gekommen. In der Nacht denken wir darüber nach, wie wir am nächsten Morgen bei der Kälte aufstehen sollen.“
In Samandağ leben viele Menschen von der Landwirtschaft. Sie sagen, dass sie keinen Dünger und vor allem auch kein Futter für ihr Vieh haben.